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(14.11.2010, 15:05)Hannes schrieb: Hi Inge,
wie wärs mit der Rubrik "Angst"?
Ich dachte, man müsste die Armen der Welt retten und mit Mitteln zuschütten, bis ich ein paar Wochen in einem der ärmsten Länder der Welt verbringen durfte. Ich habe viel Leid gesehen, aber noch viel mehr Glück. Auf dem Frankfurter Flughafen wollten meine Töchter beim Anblick der überfütterten und dennoch mit "soner Fresse" durch die Gegend laufenden "reichen Westeuropäer" gleich die nächste Maschine zurück besteigen.
Ich dachte, Sterben sei eine schlimme Angelegenheit. Bis ich die ersten Sterbenden in ihren letzten Wochen begleiten durfte. Sehen durfte, wie friedlich ein Mensch werden kann, wenn die Angst weicht und der Weg freigegeben wird, wohin er auch führen mag.
Wir sind nicht hart und herzlos, wenn wir nicht mitleiden. Wir sehen das Schöne im vordergründig Hässlichen, das tiefe Glück im augenscheinlichen Leid. Wir verlieren unsere Angst vor fehlendem fließend Wasser und gesicherter medizinischer Versorgung, wenn wir die kleinen Blumen des Glücks an Orten gesehen haben, an denen sie nach unserer Vorstellung gar nicht blühen dürften.
Unser Mitleid drückt eigentlich nur unsere Angst aus, das verlieren zu können, was der andere da gerade zu verlieren scheint. Für mich ist das geteilte Angst.
Lieben Gruß von Hannes (schreibwütig heute irgendwie)
Lieber Hannes,
lieben herzlichen Dank für diese "Schreibwut". Sie hat mir ein Stück neue Erfahrung gebracht. Ich kann jetzt auf meine Mutter und ihr "Leid" anders schauen.
Karo
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(14.11.2010, 14:42)Inge schrieb: Manchmal wundere ich mich allerdings, ob ich nicht total kalt (gefühllos) geworden bin, weil ich nicht mehr das Bedürfnis habe, jemand "zu retten" bzw. in seinem Leid unterzugehen. Weiss nicht, ob das was mit dem Kurs zu tun hat?
Dieses gefühllos oder kalt zu sein kenne ich auch sehr gut und ist wohl imo auch eine Verdrängung des Schuldgefühls
Zitat:Allerdings gibt's da ständige Vergebunsarbeit zu leisten, wenn mich die Weltlage zu erdrücken scheint...das fällt wohl immer noch unter die Rubrik des Mitleidens (Schuld)?
ja, sehe ich auch so und ist die Antwort auf Deine Frage oben.
Franziska
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(14.11.2010, 00:08)Hannes schrieb: Überzeugen können wir ohnehin niemand - außer dadurch, dass wir leben, was wir glauben.
Ein starkes Stück! Gut gemeint und gut gesagt! Danke.
Das andere, das du - lieber Hannes - in den weiteren Antworten postest
von wegen Afrika und so, kann ich allerdings so nicht ganz teilen: woher willst du wissen, wirklich wissen, dass die Afrikaner unglücklich sind und die "satt aussehenden Europäer" am Flughafen in Frankfurt ne Schraube locker haben? Ich hab´s jetzt ein wenig überspitzt formuliert, um es deutlicher zu machen.
Was sagen dir diese Deutungen über dich? Und mir über mich?
Viele Grüße
Jens
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Hi Jens,
ich weiß eh nix ... . Was immer ich schreibe und zu wissen behaupte.
Das fühlt sich im Augenblick gespenstisch an. Wie einmal, als ich mit 41 Fieber nachts versuchte, mir Kopfkissenbezüge anzuziehen. Oder ein andermal, als ich vor Schmerzen vornüber vom Klo gekippt bin und einen Lachkrampf bekam. Ich muss ja schon noch so tun, als wüsste ich irgendwas. Sonst liefern die mich gleich ein.
Tschüß, Gruß von Hannes
Für die Hölle ist kein Platz in einer Welt, deren Lieblichkeit so intensiv und umfassend sein kann, dass es nur ein Schritt von dort zum Himmel ist.