Späte Zweifel

[Zeitweise]

Ich glaube an keinen personifizioerten Gott, der jauchzt und der sich sehnt und mich liebt.

Paul

Sagt dir das etwas, wenn es im Kurs heisst: deine Freude ist Seine Freude?

Lieber Gruß vonZeitweise

[Siboa]

Nein, das heißt es nicht. Da ich mich eine ganze Zeit lang in der Satsang-Szene getummelt habe und dieses Nicht-Bild von den "Erscheinungen im Bewusstsein" sehr attraktiv fand, ging ich irrtümlich mal davon aus, kein Gottesbild zu haben.

Ich habe durchaus ein Gottesbild. Und ich nutze als Symbol, als "Ansprechpartner", ohne den Versuch zu unternehmen, Nicht-Dualität erzwingen zu wollen.

Denn dadurch wird plötzlich Nicht-Dualität zu einem Bild, zu einer Form, aber mit der Gefahr, dies nicht als Glaube an eine Form zu erkennen, sondern anzunehmen, man wisse Bescheid und habe sich von allen Bildern gelöst. Was völlig absurd ist.

ich verstehe den Kurs auch so, dass es letzendlich keines Gottesbildes bedarf, dass es aber hilfreich ist, mir hier einen vermeintlichen Ansprechpartner zu schaffen, egal ob Jesus, HG oder Gott oder wie in meinem Fall Wakan Tanka nenne, weil er mir näher ist.
Gregor, meinst du, dass der Kurs schlussendlich doch auf einen Gott hinauslaufen muß?

Liebe Grüße
skonea

Liebe Skonea,

du hast mich zwar nicht gefragt, aber ich glaube, dass der Kurs auf den einen GOTT hinauslaufen muss. Wobei ich dir bei aller Liebe nicht sagen kann wer oder was ER ist. Und ich bemerke, dass diese brennende Frage nach GOTT in den Hintergrund gerät, weil ich erst einmal froh bin, überhaupt Vertrauen zu entwickeln.


Susanne

[Gregor]

Gregor, meinst du, dass der Kurs schlussendlich doch auf einen Gott hinauslaufen muß?

Oh ja, das wird er. Denn nur in IHM kannst du DICH erkennen.

Aber das ist kein Gott, der in irgendein Bild oder in irgendeine Vorstellung passt.

ER ist die EINE WAHRHEIT, die kein Gegenteil hat. Mit DIR gemeinsam.

Aber diese Worte bedeuten rein gar nichts. Falls du sie verstehst - wirf sie weg. Falls du mit dem Kopf nickst und sie als wahr ansiehst - bist du auf dem Holzweg.

Gregor

[Gregor]

Als sie letztes Jahr starb [...]

Das tut mir leid.

[...], war das letzte was sie zu mir sagte im Krankenhaus. "hast du mich eigentlich jemals wirklich gesehen, so wie ich bin?" Und ich wußte, wie sie es meinte. Sie meinte es nicht im Kurssinne. [...]
Danach haben die Zweifel richtig massiv zugenommen.

Sie hat dir ein echtes Geschenk gemacht.

Gregor

[Inge]

Lieber Paul,
darf ich dir nur sagen, wie sehr mich deine Beiträge ergriffen haben -- obwohl ich sie in ihrer ganzen Tiefe (noch) nicht ganz zu verstehen vermag.
Es ist schön, dass du hierher gefunden hast....
Von Herzen Dank.

[gottfried]

Die Jahre können auch hinderlich sein.

ja, die Jahre können auch hinderlich sein. Oft bin ich dem "Vermeintlichem Wissen" auf dem Leim gegangen und es war immer wieder ein erneutes Loslassen nötig, da hast du wohl Recht.

Du hast vermutlich deine zutiefst als Wahrheit empfundene Praxis als "Vergebung" angesehen. Ohne zu merken, dass du keine Ahnung hast, wie Vergebung funktioniert.

Ja, als wahre und einzige Möglichkeit, die mir blieb, hab ich sie gesehen.
Wie oft habe ich diesen Satz "dass du keine Ahnung hast, wie Vergebung funktioniert" selbst benutzt. Jetzt brauche ich ihn wohl selst wieder einmal für mich, danke.

Paul schrieb:
Sie droht mir alles zu nehmen.
Gregor:
Das ist das beste, was dir passieren kann. Du bist dem Selbst, dass sich bisher in einer Anschauung von Pseudo-Non-Dualität versteckt hat, auf die Schliche gekommen. Es geht ihm mit seinen spirituellen Verwechslungen an den Kragen.
Hier hilft nur ein "Ich weiß nicht" hindurch.

Mein Gott, vielleicht hast du Recht, darüber werde ich nachdenken.

Meine Frau war nie bereit, den Kurs zu machen. Sie sagte immer: "Einer muß die Löcher in den Strümpfen für real halten, sonst säuft unser Kahn irgendwann ab." So war sie.
Als sie letztes Jahr starb, war das letzte was sie zu mir sagte im Krankenhaus. "hast du mich eigentlich jemals wirklich gesehen, so wie ich bin?" Und ich wußte, wie sie es meinte. Sie meinte es nicht im Kurssinne. Es ist das 1. Mal das ich es jemanden sage, und ich gebe zu, dass es gut ist, dass es so anonym ist.
Danach haben die Zweifel richtig massiv zugenommen.
Ich habe mich gewehrt, hier einen Zusammenhang zu sehen, denn nun war es alles, was mir blieb.
Vielleicht habe ich mich so sehr daran geklammert, dass es mir nun als Fratze erscheint, die mich anschreit:"Lass mich los!"

Ja vielleicht ist es das Beste, was mir passieren kann.
Vielleicht.
Paul

danke paul gottfried

[Zeitweise]

Meine Frau war nie bereit, den Kurs zu machen. Sie sagte immer: "Einer muß die Löcher in den Strümpfen für real halten, sonst säuft unser Kahn irgendwann ab." So war sie.
Als sie letztes Jahr starb, war das letzte was sie zu mir sagte im Krankenhaus. "hast du mich eigentlich jemals wirklich gesehen, so wie ich bin?" Und ich wußte, wie sie es meinte. Sie meinte es nicht im Kurssinne. Es ist das 1. Mal das ich es jemanden sage, und ich gebe zu, dass es gut ist, dass es so anonym ist.

Erst als meine Frau sehr schwer erkrankte, wurde mir bewusst, daß ich sie nicht gesehen habe. Ich meine das jetzt auch nicht im Kurssinn. Ich habe ihr wirken nicht bemerkt, weil es selbstverständlich war, habe sie nicht angesehen, nicht gesehen, was sie trägt, was sie gerne hat, was sie gerne tut usw.
Ein sehr starkes Gefühl war zu der Zeit: ich habe sie im Grunde alleine gelassen, obwohl ich an ihrer Seite lebe. (Ich mach den Kurs seit 12 Jahren)
Das war ein ausgesprochen schmerzliches Gefühl. Ein ähnliches Gefühl des Jemanden alleine gelassen habens, hatte ich in einer Situation, in der mein Kind dem Tod genauso nah war wie dem Leben.
Das sind Schuldgefühle. Es ist das Gefühl, jemanden in seiner Einsamkeit allein gelassen zu haben, nicht bei ihm gewesen zu sein.
Es gibt Momente, und ich kann sie nicht wirklich selbst herbeiführen, wo sich die grundlegende Angst und das Schuldgefühl auflöst. Diese Momente gab es auch während der Zeit, in der meine Frau krank war. Das bedeutet aber nicht, daß die Schuldgefühle für immer verschwunden sind. Nein.



Lieber Gruß von Zeitweise

[Johannes]

..Es gibt Momente, und ich kann sie nicht wirklich selbst herbeiführen, wo sich die grundlegende Angst und das Schuldgefühl auflöst.

Es ist wunderbar zu spüren, wenn die Bereitschaft da ist, die eingebildete Wirklichkeit der Angst und der Schuld einen "Heiligen Augenblick" lang aufzugeben.

Diese Momente gab es auch während der Zeit, in der meine Frau krank war...

Das, was Jesus den "Heiligen Augenblick" nennt, ist eben außerhalb der Zeit - und völlig unabhängig von ihr.

Das bedeutet aber nicht, daß die Schuldgefühle für immer verschwunden sind. Nein.

Solange Schuldgefühle noch mit bestimmte Themen, Personen oder Situationen asoziiert werden, können sie nur "verschoben" werden und nicht aufgehoben. Doch wenn du einmal begreifst, dass JEDE Schuld völlig unmöglich ist, verschwindet sie völlig aus deinem Bewusstsein.

Johannes

[René]

Die Jahre können auch hinderlich sein.

ja, die Jahre können auch hinderlich sein. Oft bin ich dem "Vermeintlichem Wissen" auf dem Leim gegangen und es war immer wieder ein erneutes Loslassen nötig, da hast du wohl Recht.

Durch meine Beobachtungen und Erfahrungen kann ich das bestätigen. Beobachten konnte ich, dass, auch wenn man zutiefst bereit ist alle Wahrnehmungen zu hinterfragen und neu auszurichten, dabei leicht übersieht, dass man wieder neues "Oberflächen-Wissen" über einen langen Zeitraum ansammelt, das einen leicht dogmatischen Geruch annehmen kann und zu einer gewissen geistigen Unflexibilität beitragen kann, da dieses Wissen schablonenartig abgespeichert wird und als Ersatz für die wirklichen Erfahrung des heiligen Augenblicks herhalten muss, welche das primäre Ziel des Kurses ist. Diese notwendige und universelle Erfahrung hat m.E. zwei Effekte.
Einerseits zeigt sie einem die wirkliche Welt, der man staunend begegnet wie ein Kind, weil sie komplett neu und überwältigend ist. Diese Erfahrung bringt Sicherheit und ist deshalb so wichtig, weil sie auch zeigt wo man steht, wenn sie wieder vorbei ist. Jetzt ist ein sehr nützlicher Vergleichswert geschaffen, der einem zeigt, dass Wissen und geistige Höhenflüge, sind sie noch so erbauend und auch hilfreich, nichts weiter sind als intellektuelle Inhalte des Geistes, gefärbt durch persönliche Interpretationen, aber mit der eigentlichen Erfahrung wenig bis nichts zu tun haben.
Andererseits ist man geneigt, sich über die Jahre eine sich heranschleichende Autorität an die Brust zu heften, oder sich heften zu lassen und sich unbemerkt von ihr einlullen lässt...(man weiß ja schließlich bescheid) ...anlullen wäre wohl treffender.

Gregor sagt zu Recht, dass (sinngemäß) alles was nicht Frieden ist zu vergessen wäre. Da man sich Frieden aber auch (geschickt) einreden kann, gehe ich (für mich persönlich) noch einen Schritt darüber hinaus und sage, dass alles was nicht im "heiligen Augenblick sein, mit der Konsequenz der wirklichen Schau " ist, mehr oder weniger Blindheit ist.
Dieser unverwechselbare Bezugspunkt hilft mir auf bescheidenen Boden zu bleiben...

treffend dazu:

Sie droht mir alles zu nehmen.

Das ist das beste, was dir passieren kann. Du bist dem Selbst, dass sich bisher in einer Anschauung von Pseudo-Non-Dualität versteckt hat, auf die Schliche gekommen. Es geht ihm mit seinen spirituellen Verwechslungen an den Kragen.
Hier hilft nur ein "Ich weiß nicht" hindurch.

Mein Gott, vielleicht hast du Recht, darüber werde ich nachdenken.

Ja vielleicht ist es das Beste, was mir passieren kann.
Vielleicht.
Paul

Danke für deine Gedanken Paul und lich willkommen.

René

[Miranda]

Es gab mal eine Weichspülerwerbung in den 60ern/70ern "Siehst du, jetzt hast du ein schlechtes Gewissen ... "
Dieser Schuld- und Totentanz kommt mir irgendwie ziemlich bekannt vor...