23.11.2008, 00:28
Der Fremde auf dem Weg
Tote sind tot. Und sie erstehn nicht wieder auf.
Doch seh ich einen Blick in DEINEM Aug, wie ich ihn sah
in EINEM, DEN man unlängst erst vernichtet und
auf einer Marmorplatte liegen und verwesen ließ.
Ich könnte glauben - doch ich sah, wie DEINE Hand
so blau und blutleer war, DEIN Fuß gebrochen, auch
die Art, wie - abgenommen - DU in DICH zusammenfielst.
Dies ist ein Fremder, und ich kenn IHN nicht.
Der Weg ist weit. Ich will den Blick nicht heben, Angst
hält jetzt mein Herz umklammert, Angst, die kenne ich -
sie ist der Schild, der schützt vor jedem Hoffnungskeim;
der Freund, der macht, dass DU für mich ein Fremder bleibst.
Weswegen solltest auf dem Weg DU mit mir gehn,
ein Unbekannter, den ich fast zu fürchten glaub,
weil DU jemandem gleichst in einem Traum
von der Todlosigkeit, wo Tod alleine wirklich ist?
Ach, störe mich jetzt nicht. Ich bin zufrieden mit
dem Tod; denn gütiger als die Hoffnung ist der Gram.
Solang ich hoffte, litt ich. Doch nun gehe ich
gewiss, denn sicher kam der Tod.
Ach, störe nun das Ende nicht. Denn was geschah,
geschehen ist`s auf ewig. Und kein Hoffen, keine Träne kann
am Endgültigen rühren. Weck die Toten nicht.
Komm, FREMDER, sprich mit uns: "Amen".
DU sagtest, dass DU wiederkommen würdest, und ich hab
schon viel zu lang geglaubt. Versiegelt ist mein Auge nun
vor jenem schwachen Hoffnungsschimmer, welcher sich
in meine ruhige Verzweiflung stiehlt. O lass mich gehn!
DEIN Wort umgibt DICH wie ein goldenes Licht,
und kaum erkenn ich mehr den Weg, auf dem wir gehn,
weil meine Augen so verschleiert sind. Ach, stör mich nicht,
ich bitte DICH, ich will DICH jetzt nicht sehn.
Muss ich mich jetzt erinnern? Doch erscheint das Licht
noch heller; der gesamte Weg
ist nun in helles Sonnenlicht getaucht. Wer bist DU, der
DU einzutreten wagst in Angst und Tod?
Und DEINE STIMME weckt Erinnerungen an ein altes Lied,
zu dem sich meine Lippen formen, hofft ich auch,
es sei vergessen. Nochmals höre ich
ein WORT, dass ich auf ewig für erloschen hielt
seit DEINEM Tod. Nach oben wendet sich
mein Blick. Vielleicht sah ich die Dinge nicht,
die ich gedacht. Vielleicht ist dieses Licht jetzt da,
um meine Augen heil zu machen, dass sie wieder sehn.
HERR, hast DU wirklich DEIN so schönes WORT gehalten? Hab
ich mich geirrt? Und bist DU auferstanden? Und
hab ich versagt statt DEINER? Bist DU doch
zurückgekommen, von den Toten mich zu retten?
O lieber Fremder, lass DEIN Antlitz mich erkennen, denn
dann schweigen alle meine Zweifel still. Lebst DU,
so sind sie tot. Ach, lass mich wieder sehn,
damit die Hoffnung zur Gewissheit wird.
Tote sind tot, doch sie erstehen wieder auf.
Ich will mich nur an das erinnern. All
das andre war ein Traum. Gekommen ist das Licht.
Und meine Augen öffnen sich, um DICH zu schaun.
Helen Schucman, "Die Gaben GOTTES", S. 97-99
Tote sind tot. Und sie erstehn nicht wieder auf.
Doch seh ich einen Blick in DEINEM Aug, wie ich ihn sah
in EINEM, DEN man unlängst erst vernichtet und
auf einer Marmorplatte liegen und verwesen ließ.
Ich könnte glauben - doch ich sah, wie DEINE Hand
so blau und blutleer war, DEIN Fuß gebrochen, auch
die Art, wie - abgenommen - DU in DICH zusammenfielst.
Dies ist ein Fremder, und ich kenn IHN nicht.
Der Weg ist weit. Ich will den Blick nicht heben, Angst
hält jetzt mein Herz umklammert, Angst, die kenne ich -
sie ist der Schild, der schützt vor jedem Hoffnungskeim;
der Freund, der macht, dass DU für mich ein Fremder bleibst.
Weswegen solltest auf dem Weg DU mit mir gehn,
ein Unbekannter, den ich fast zu fürchten glaub,
weil DU jemandem gleichst in einem Traum
von der Todlosigkeit, wo Tod alleine wirklich ist?
Ach, störe mich jetzt nicht. Ich bin zufrieden mit
dem Tod; denn gütiger als die Hoffnung ist der Gram.
Solang ich hoffte, litt ich. Doch nun gehe ich
gewiss, denn sicher kam der Tod.
Ach, störe nun das Ende nicht. Denn was geschah,
geschehen ist`s auf ewig. Und kein Hoffen, keine Träne kann
am Endgültigen rühren. Weck die Toten nicht.
Komm, FREMDER, sprich mit uns: "Amen".
DU sagtest, dass DU wiederkommen würdest, und ich hab
schon viel zu lang geglaubt. Versiegelt ist mein Auge nun
vor jenem schwachen Hoffnungsschimmer, welcher sich
in meine ruhige Verzweiflung stiehlt. O lass mich gehn!
DEIN Wort umgibt DICH wie ein goldenes Licht,
und kaum erkenn ich mehr den Weg, auf dem wir gehn,
weil meine Augen so verschleiert sind. Ach, stör mich nicht,
ich bitte DICH, ich will DICH jetzt nicht sehn.
Muss ich mich jetzt erinnern? Doch erscheint das Licht
noch heller; der gesamte Weg
ist nun in helles Sonnenlicht getaucht. Wer bist DU, der
DU einzutreten wagst in Angst und Tod?
Und DEINE STIMME weckt Erinnerungen an ein altes Lied,
zu dem sich meine Lippen formen, hofft ich auch,
es sei vergessen. Nochmals höre ich
ein WORT, dass ich auf ewig für erloschen hielt
seit DEINEM Tod. Nach oben wendet sich
mein Blick. Vielleicht sah ich die Dinge nicht,
die ich gedacht. Vielleicht ist dieses Licht jetzt da,
um meine Augen heil zu machen, dass sie wieder sehn.
HERR, hast DU wirklich DEIN so schönes WORT gehalten? Hab
ich mich geirrt? Und bist DU auferstanden? Und
hab ich versagt statt DEINER? Bist DU doch
zurückgekommen, von den Toten mich zu retten?
O lieber Fremder, lass DEIN Antlitz mich erkennen, denn
dann schweigen alle meine Zweifel still. Lebst DU,
so sind sie tot. Ach, lass mich wieder sehn,
damit die Hoffnung zur Gewissheit wird.
Tote sind tot, doch sie erstehen wieder auf.
Ich will mich nur an das erinnern. All
das andre war ein Traum. Gekommen ist das Licht.
Und meine Augen öffnen sich, um DICH zu schaun.
Helen Schucman, "Die Gaben GOTTES", S. 97-99