03.06.2007, 20:04
Gregor schrieb:Hippias minor schrieb:Ich hatte - natürlich kannst Du leugnen, daß es das gebe - die Moral im Auge, nichts kulturspezifisches.
Die Kant'schen Sittengesetze beziehen sich auf das "Miteinander" und stellen dabei die "Motivation" oder das Wollen, den Zweck in den Vordergrund. Es ist Moralphilosophie (Wikipedia) (=Ethik), nicht Moral (Wikipedia) .
Okay, wenn Wikipedia die Norm des rechten Wortgebrauchs ist - im Ethik-Artikel sieht man aber auch, daß ich nicht sonderlich präzise gewesen wäre, wenn ich "Ethik" gesagt hatte. Bei Kant heißt's in der Regel "Moral", "moralisch" - gemeint ist, was man heute eher eine Ethik nennt; die Kantische hat nichts mit menschlichen Konventionen zu tun und ist nicht auf das Miteinander beschränkt. Es gibt auch nur ein Sittengesetz, bekannt als kategorischer Imperativ, allerdings in verschiedenen Formulierungen. Aus diesem unternimmt Kant später, konkrete Pflichten abzuleiten. Kant geht davon aus, daß jeder Mensch dieses "moralische Gesetz" in sich hat und es nicht erst beigebracht bekommen muß. In einer konkreten Situation zu erkennen, was das Sittlich Gebotene ist, kann dennoch schwierig sein - und es stimmt, entscheidend ist für Kant die Motivation, die Absicht, die Gesinnung - und Kant sagt auch, daß uns unsere eigene Gesinnung nicht erkennbar ist, und die anderer schon gar nicht - insofern gibt es für Kant auch gar keine ausreichende Grundlage, um ein gültiges moralisches Urteil zu treffen: dazu müßten wir die Dinge sehen können, wie sie "an sich" sind, wir sehen aber - uns selbst eingeschlossen - nur "Erscheinungen".
Lieben Gruß
Hippias