Vollständige Hingabe (der Welt)

[Gregor]

Mir ist es so wichtig, da ich beruflich mit schwerkranken Menschen zu tun habe, die oftmals austherapiert sind.

Da hast du dir ein typisches unlösbares Problem geschaffen: keine Alternativen in Sichtweite, das Wörtchen "austherapiert" bringt es auf den Punkt.

viele Patienten wissen nicht, ob sie in wenigen Wochen noch leben werden und viele von ihnen sind nicht mal 30 Jahre.

Im Januar 2011 ist mein Sohn an Krebs gestorben, nach der ersten Chemo hat es nur wenige Wochen gedauert, da war alles wieder da, im ganzen Körper. Die zweite Operation hat seine "Lebensqualität" auf ein wenig bedeutsames Limit reduziert. Auf weitere Therapien hat er per Patientenverfügung verzichtet, und sein Arzt hat mir erklärt, dass ich da nichts tun kann, ich durfte noch nicht einmal dafür sorgen, dass er künstlich ernährt wurde, weil er das abgelehnt hat. Er war knapp 35.

Es gab nur noch die Möglichkeit für mich, IHM jede einzelne Situation zu übergeben.

Also, ist das wirklich alles, was der Kranke tun kann, wie du es geschrieben hast?

Der Kranke? Da hast du eine wesentliche Nuance übersehen. Was der Kranke tut, ist nicht deine Angelegenheit. Es ist alles, was du tun kannst. Den Kranken solltest du nicht mit dem Kurs belästigen, sondern ihn auf seinem Weg unterstützen. Änderst du deine Einstellung, hilfst du ihm am besten.

Etwas ungeduldig bin ich schon, ich will den Kurs so richtig perfekt verstehen.

Ist als Motivation sicher ganz hilfreich, birgt aber die Gefahr in sich, dass du den Kurs früher oder später wegwirfst - weil "es nicht funktioniert". Wobei solche Wegwerfphasen durchaus sehr verbreitet sind, sie dienen der Neuorientierung.

Schließlich willst du die Quadratur des Kreises: absichtlich absichtslos zu werden, kontrolliert die Kontrolle abzugeben oder wie man das Paradoxon auch immer formulieren will. Da hilft nur üben, und am schnellsten kommen die Ergebnisse bei unendlicher Geduld.

Gregor

[Stephan]

Nur mit schweren körperlichen Krankheiten habe ich ein großes Problem, ich kann den Kurs darauf noch nicht verstehen, in allen anderen Dingen habe ich keine Fragen, schon komisch, ist aber so.

Vielleicht liegt Dein Probelm darin, dass Du ein unklares Verständnis von Krankheit und Heilung hast.
"Krankheit" bezieht sich im Kurs nicht auf den Körper, sondern allein auf den Geist. Krank ist ein Geist, der denkt, er sei von GOTT getrennt, was sich u.a. darin äußert, dass er sich für einen Körper hält, der dann auch noch eine Wirkung auf den Geist ausüben könnte (mich leiden lässt), geheilt werden müsste, damit ich wieder in Frieden sein kann. Der Körper wird wie jede Form früher oder später krank werden, sterben bzw. verfallen, sich in seine Bestandteile auflösen ...
Heilung bedeutet nichts anderes als Vergebung, nämlich die Infragestellung meiner Glaubenssätze. Daher kommt die einfach Regel: "Uups, ich muss mich falsch entschieden haben ..." die für alles gilt. Einer der wesentlichen Grundsätze des Kurses ist: "Es gibt keine Rangordnung der Schwierigkeiten bei Wundern." (Ein Schnupfen ist vom Wesen her nichts anderes als Krebs im Endstadium, ein unversöhlicher Gedanke vom Wesen her nichts anderes als Folter und Mord). Und ein anderer: Es gibt keine Ausnahmen.
Heilung bedeutet daher, dass ich wieder zum Geistesfrieden zurückfinde, der zeitlos-ewig ist, den ich nur mit meinem Glauben an die Trennung von GOTT, meine Verletzlichkeit, Besonderheit und Körperlichkeit verschleiert habe. Und das ist völlig unabhängig davon, welche körperlichen Symptome ich wahrnehme und ob diese Symptome durch die Vergebung/Heilung/das Wunder verschwinden, gelindert werden oder nicht. Ich kenne ihre Bedeutung und Funktion im Plan des HG nicht, der alles, was der Trennungsgedanke/das Ego in Erscheinung gebracht hat, anders deutet und verwendet - nämlich zur Vergebung dieses Trennungsgedankens.
Manchmal kann es z.B. sein, dass unheilbare körperliche Krankheiten oder der bevorstehende Vollzug der Todesstrafe dazu führen, dass jemand sein wahres Wesen als unsterblich, unbegrenzt und unpersönlich erkennt und dadurch die Freiheit CHRISTI erfährt, bzw. auch die absolute Geborgenheit in GOTT.
Könnte es sein, dass Dein Problem darin besteht, dass Du zu wissen meinst, was Sache ist und was sein soll? Meine Erfahrung ist, dass das immer zu Schwierigkeiten, Konflikten und Leiden führt. Erst wenn ich an mir zu zweifeln beginne und dem Gedanken Raum gebe, dass es auch anders sein könnte und ich von mir aus nichts weiß, löst sich das Problem auf, der Frieden wird wieder gewahrt und es geschieht, was gerade dran ist (bzw. es geschieht nichts, wenn dies gerade dran ist).

Stephan

[Stephan]

Ergänzend zu Gregor möchte ich noch auf Kenneth Wapnick hinweisen, der betont, dass es im Kurs immer um uns selbst und unsere Angst, unser Gefühl der Ohnmacht und des Alleinseins/Getrenntseins geht, wenn wir mit Krankheit (oder Problemen etc.) von anderen konfrontiert sind. Dies bedarf als allererstes der Heilung.
Einem Kranken (bzw. einem Menschen in einer Konfliktlage etc.) wird man von der inneren Haltung her nicht den Kurs um die Ohren hauen, um sich selbst von dem Leiden fernzuhalten und die eigene Angst etc. wegzudrücken, sondern sich mit ihm verbinden und sich um ihn kümmern, damit er vor allem das Gefühl verliert, allein zu sein. Denn das ist es ja, was Krankheit (bzw. Schwierigkeiten, Leiden aller Art) im Kern so leidvoll macht, das Gefühl von GOTT, der LIEBE abgeschnitten zu sein. Das kann man, wenn man aufmerksam ist, bei sich selbst leicht feststellen. Alles in diesem Leben ist nur ein Symbol der Beziehung zwischen GOTT und mir (= SEINEM SOHN).

Und ich merke, das schreibe ich mal wieder mir selbst, um es zu lernen und künftig aufmerksamer zu sein auf diese Zusammenhänge, wenn ich hier im Forum, in der Familie, am Arbeitsplatz etc. mit Leiden welcher Art und Größe auch immer konfrontiert bin.

Stephan

[Lena]

Es gab nur noch die Möglichkeit für mich, IHM jede einzelne Situation zu übergeben.

Lieber Gregor,
deine Zeilen haben mich beim Lesen sehr betroffen gemacht, tut mir sehr leid, dass dein Sohn sehr früh sterben musste und ich kann mir gut vorstellen, wie das für dich wohl gewesen ist. Ich schreibe jetzt nur mal so vom Herzen und nicht mit dem Kursverständnis. Ich hoffe, dass das für dich okay ist.
Ich danke dir, dass du davon berichtet hast, das macht mich sehr nachdenklich, aber ich fühle für mich, dass das auch sehr wichtig ist, den Kurs noch besser zu verstehen.

Heilung ist jedoch nicht dein Job. Bemächtigst du dich SEINES Jobs, wirst du scheitern.

Seit gestern Abend, als ich diese Zeilen (also "Heilung ist jedoch nicht dein Job. Bemächtigst .......") hier von dir las und heute den ganzen Tag, das brachte mich gewaltig ins Nachdenken. Durch diese Worte von dir machte es Klick bei mir. Ich bemerkte eine starke Hingabe zu Gott und konnte loslassen, was mir sonst noch nie gelungen ist, wenn es dabei sich um schwere, körperliche Krankheit handelt. Ich danke dir sehr dafür, ich habe das Gefühl, nun viel besser den Kurs verstehen zu können, also nicht nur vom Verstand, sondern vom Gefühl her und das ist ja das Wichtigste.
Es ist wirklich schön, dass es dieses Forum gibt, danke Gregor, du machst das sehr gut mit dem Forum, mein Respekt und auch Bewunderung.

Den Kranken solltest du nicht mit dem Kurs belästigen, sondern ihn auf seinem Weg unterstützen. Änderst du deine Einstellung, hilfst du ihm am besten.

Meine Absicht war nie den Kranken mit dem Kurs zu belästigen, ich wollte helfen, erleichternd wirken für den Kranken, mehr nicht. Also, so wie du auch schreibst unterstützend wirken. Ja stimmt schon, man kann nur seine Einstellung dazu ändern und ich fühle es nun, dass es mir besser gelingen wird.

Ist als Motivation sicher ganz hilfreich, birgt aber die Gefahr in sich, dass du den Kurs früher oder später wegwirfst - weil "es nicht funktioniert". Wobei solche Wegwerfphasen durchaus sehr verbreitet sind, sie dienen der Neuorientierung.

Schließlich willst du die Quadratur des Kreises: absichtlich absichtslos zu werden, kontrolliert die Kontrolle abzugeben oder wie man das Paradoxon auch immer formulieren will. Da hilft nur üben, und am schnellsten kommen die Ergebnisse bei unendlicher Geduld.

Gregor

Ich glaube wegwerfen tue ich den Kurs nie. Der Kurs ist zu meinem Lieblingsbuch geworden. Es gibt Tage, da befasse ich mich nicht so viel damit und es gibt auch Tage, da habe ich so richtige Lust darauf, mich damit zu beschäftigen. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, dass es den Kurs gibt.
Ja, da sagst du was üben, üben und nochmals üben, da stimme ich dir völlig zu und geduldig bin ich ja normalerweise, also daran mangelt es eigentlich auch nicht.

Ich fühle jedenfalls, dass ich einen gewaltigen Schritt nun vorwärts gekommen bin, besonders durch deine gestrigen Zeilen, also dass Heilung nicht mein Job ist, denn das hatte ich missverstanden. Ich dachte, es wäre mein Job und wenn das nun nicht mehr der Job des Kranken ist, dann wirkt das total erleichternd, somit fallen ja auch die Schuldgefühle weg, von demjenigen der erkrankt ist. Ergibt für mich absoluten Sinn.

Lieben Gruß
Lena

[Lena]

Ergänzend zu Gregor möchte ich noch auf Kenneth Wapnick hinweisen, der betont, dass es im Kurs immer um uns selbst und unsere Angst, unser Gefühl der Ohnmacht und des Alleinseins/Getrenntseins geht, wenn wir mit Krankheit (oder Problemen etc.) von anderen konfrontiert sind. Dies bedarf als allererstes der Heilung.
Einem Kranken (bzw. einem Menschen in einer Konfliktlage etc.) wird man von der inneren Haltung her nicht den Kurs um die Ohren hauen, um sich selbst von dem Leiden fernzuhalten und die eigene Angst etc. wegzudrücken, sondern sich mit ihm verbinden und sich um ihn kümmern, damit er vor allem das Gefühl verliert, allein zu sein. Denn das ist es ja, was Krankheit (bzw. Schwierigkeiten, Leiden aller Art) im Kern so leidvoll macht, das Gefühl von GOTT, der LIEBE abgeschnitten zu sein. Das kann man, wenn man aufmerksam ist, bei sich selbst leicht feststellen. Alles in diesem Leben ist nur ein Symbol der Beziehung zwischen GOTT und mir (= SEINEM SOHN).

Und ich merke, das schreibe ich mal wieder mir selbst, um es zu lernen und künftig aufmerksamer zu sein auf diese Zusammenhänge, wenn ich hier im Forum, in der Familie, am Arbeitsplatz etc. mit Leiden welcher Art und Größe auch immer konfrontiert bin.

Stephan

Lieber Stephan,
hast du hervorragend ausgedrückt, so fühle ich das auch.
Da muss ich gar nichts mehr hinzufügen.
Ist sehr gut verständlich bei mir angekommen.
Lieben Gruß
Lena