Die Praxis des Kurses

[Stephan]

Ich sag mal so: Ohne die Praxis des Bittens/Gebets wird der Apfel nicht reif und verkümmert am Baum. Aber der unvermittelte Fall wird nicht durch die Bitte ausgelöst. Da verwundert es nicht, wo die plötzliche Erkenntnis "Ich brauche nichts zu tun" herkommt. Und damit löst sich auch der scheinbare Gegensatz zwischen "Kurs machen" (richtig Arbeit eben) und dem Nicht-Tun auf.

Oder, um es mit der hier oft genutzten Metapher zu sagen: Binde dein Kamel an und belästige Gott nicht mit deinem Vertrauen darauf, dass Er darauf aufpassen wird.

Das fand ich jetzt ganz überraschend und erhellend, dass du den "Trigger" mit dem Eintreten des völligen Friedens verbunden hast, der bei mir mit dem Wieder-hineingezogen-werden in den Film bzw. in die mentalen Versuche, meine Welt zu bewältigen, verbunden war. Das will ich mal bei mir weiter beobachten, es klingt zumindest völlig plausibel.

Für mich hat die Erkenntnis "Ich brauche nichts zu tun" mit der Erfahrung der zeitlos-ewigen, allumfassenden friedvollen Stille ohne Gegenteil zu tun, mit dem Fakt, dass sie einfach ist (und immer war). Dass es etwas zu tun gibt, ist nur eine Illusion, die auf der Illusion beruht, dass ich etwas getan haben hätte können, was den Frieden GOTTES zerstört, mich daraus katapultiert hätte etc., und was ich nun irgendwie zu korrigieren, wieder in Ordnung zu bringen, dafür zu büßen hätte etc. Doch: "Nichts ist je geschehen", das ist die befreiende und frohmachende Botschaft des Kurses. So einfach, aber so schwer zu akzeptieren - wegen der Attraktivität des Egos: Der Besonderheit und Individualität, die es verspricht: "Du kannst dein eigener Gott, dein eigener Schöpfer sein", und der vermeintlichen Kränkung dadurch, "dass ich nicht die Nummer eins bin". Und so braucht es in der Tat die spirituelle Praxis, die Hingabe an IHN, damit der Apfel reif werden kann, bevor er dann ohne sein Zutun vom Baum fällt, durch einen Windstoß oder was auch immer. Fand ich ein sehr treffendes und schönes Bild.

  Stephan

[Gast MM]

Im Moment kommts mir so vor, als sei der Kurs DIE Antwort auf alle intellektuellen Verrenkungen.
;)))

[Thomas]

Die Probleme entstehen immer da, wo ich eine Handlungsanleitung daraus ableite und meine, es selbst in die Hand zu bekommen, bzw. den Eindruck erwecke, dass das möglich wäre, und eine wie auch immer geartete, gegebenenfalls mentale Technik oder ein Ritual daraus konzipiere. Das mag am Anfang des Wegs auch gar nicht anders gehen, weil wir so darauf (auf´s Machen) geeicht sind, und das bringt durchaus auch Fortschritte mit sich. Aber irgendwann kommt der Punkt, und da wird´s spannend, wo das alles nicht mehr funktioniert und klar wird, dass die Entscheidung, der Wandel auf einer anderen, höheren Ebene stattfindet, die mir aber auch nicht fremd ist, sondern die ICH wirklicher bin als diese Person ("der Held im Traum", um eine Kurs-Metapher zu bemühen) - eine Entscheidung, die in der Tat vielleicht tatsächlich am ehesten mit "Hingabe" zu benennen ist, weil es um die Aufgabe des Egos, des Machers, geht.

Ja, Stephan, volle Zustimmung!

[Thomas]

Ich sag mal so: Ohne die Praxis des Bittens/Gebets wird der Apfel nicht reif und verkümmert am Baum. Aber der unvermittelte Fall wird nicht durch die Bitte ausgelöst. Da verwundert es nicht, wo die plötzliche Erkenntnis "Ich brauche nichts zu tun" herkommt. Und damit löst sich auch der scheinbare Gegensatz zwischen "Kurs machen" (richtig Arbeit eben) und dem Nicht-Tun auf.

Ja, genau!

[Zeitweise]

Daher war ich ziemlich irritiert, als Essenz der Kurspraxis im o.a. Buch den "Beobachter" vorgestellt zu bekommen sowie die Wichtigkeit, aktiv meine Reaktionen zu beobachten, als typische Kursmethode sozusagen. Um mich dann aktiv für die Rechtgesinntheit, dem Denksystem des Heiligen Geistes, zu entscheiden. Mal rein praktisch gesprochen: Wenn ich ständig nur auf der Suche nach dem Schuldmüll bin, um mich anders zu entscheiden, lande ich unweigerlich in der Klappsmühle. Oder in einer tiefen Depression. Um mich anders zu entscheiden, muss ich zumindest die Alternative kennen - nicht theoretisch, sondern als Gabe, als Erfahrung. Es bedarf des Vertrauens, das sich erst entwickeln muss. Sonst gibt es da nichts zu entscheiden.

Hallo Gregor,

eines meiner ersten Erkenntnisse beim Durcharbeiten des Kurses war, dass der Kurs mich auffordert, zum Beobachter meiner selbst zu werden. Nicht nur das - die Frage, wie man denn überhaupt etwas "dem HG übergibt" oder jeglichen Kontakt mit dem HG herstellt, löste sich für mich dadurch auf, dass ich verstand, dass man dazu aus dem Ego heraustreten muss und zu dessen Beobachter wird.
Es ist ziemlich klar (für mich), dass dasjenige, was beobachtet, nicht identisch mit dem sein kann, was beobachtet.

Meine ganze Erfahrung sagt mir klar, dass nur dann eine Entscheidung überhaupt möglich ist. Denn wenn ich mit dem Ego sozusagen vollständig identifiziert bin, ist die Entscheidung bereits gefallen. Man könnte sagen, dann entscheidet das Ego.

Mal rein praktisch gesprochen: Wenn ich ständig nur auf der Suche nach dem Schuldmüll bin, um mich anders zu entscheiden, lande ich unweigerlich in der Klappsmühle.

Das wäre aber nicht das, was der "Beobachter" tut, denn der tut nichts sonst als nur zu beobachten. Er ist nicht auf der Suche nach Schuldgefühlen sondern lediglich ein aufmerksamer Registrator dessen, was gerade ist und zwar auch und gerade von dem, was an Gedanken und Gefühlen da ist. Er ist absolut neutral, bewertet nicht, verwirft nicht - da ist nur beobachtende Aufmerksamkeit. Aus diesem Zustand heraus erwächst ganz ohne weiters Zutun ein automatisches "Wissen" um Recht- oder Falschgesinntheit und wie die jeweilige Situation hinsichtlich dieser Gesinntheit zu begreifen ist. Nur dann besteht eine echte Möglichkeit zu entscheiden: Ich will jetzt angreifen oder ich will jetzt vergeben.

Im anderen Fall, in dem ich mit dem Ego vollständig identifiziert bin (ich beoabachte nicht), erfahre ich lediglich das Ergebnis der falschgesinnten Enztscheidung in Form von Ärger, doch ist der Prozess der Entstehung des Ärgers an mir vorüber gegangen und der Augenblick (nur wenige Zehntel Sekunden vor Eintritt des Ärgers), an dem ich mich dagegen hätte entscheiden können, ist bereits vorbei.

Im Kurs ist an einer Stelle die Rede davon, dass nicht Schläfrigkeit zur Erlösung notwendig ist sondern Wachheit. Diese Wachheit ist der beobachtende Zustand.

Ich kenne das fragliche Buch übrigens nicht.

Grüße vom Ulenspygel  

Machst du den Kurs noch weiter?

Ja, Zeitweise. Bzw. ... wann macht man den Kurs? Ich mache nicht immer wieder die Lektionen rauf und runter.

Um mich selber zu zitieren:

Aus diesem Zustand heraus erwächst ganz ohne weiters Zutun ein automatisches "Wissen" um Recht- oder Falschgesinntheit und wie die jeweilige Situation hinsichtlich dieser Gesinntheit zu begreifen ist. Nur dann besteht eine echte Möglichkeit zu entscheiden: Ich will jetzt angreifen oder ich will jetzt vergeben.

Das ist das, was ich "mache" und was ich für die Essenz des Kurses halte. Ich bilde mir sinst schnell ein,

Für mich sind die Lektionen wie ein Kompass, an dem ich mich immer wieder ausrichte. Ich brauche diese Hilfe, um nicht vom Kurs abzukommen und meine eigenen Erfindungen da hineinzubringen. So muss ich mich immer wieder prüfen.

[Katja Bode]

[Katja Bode]

[Katja Bode]

[Gast]

Danke für diese Zusammenfassung. Dein Buch erhellt meinen Blick auf die Kurspraxis. 

Gottfried

[Gast]

Hallo Katja,

danke für die Textstellen, die genau das wiedergeben, was auch ich für außerordentlich wichtig halte: Das Beobachten der inneren Phänomene wie Gedanken, Gefühle.

Ich möchte noch ein Zitat ergänzen, das uns auffordert, zu überprüfen, warum wir etwas tun, denken, wünschen:

. 7Bei all diesen Ablenkungsmanövern aber lautet
die eine Frage, die von denjenigen, die sie verfolgen, nie gestellt wird:
»Wozu?« "Das ist die Frage, die du in Verbindung mit allem stellen lernen
musst. 9Was ist der Sinn und Zweck? 10Was immer er auch sei, er wird deine
Bemühungen automatisch lenken. nWenn du dich also für den Zweck ent-
scheidest, hast du eine Entscheidung über deine zukünftigen Bemühungen
getroffen, eine Entscheidung, die so lange wirksam bleibt, bis du anderen
Geistes wirst.

Ich muss die genaue Quellenangabe hier schuldig bleiben, kann sie aber nachliefern.

Ich fasse alle diese Zitate, die sich damit beschäftigen, die inneren Vorgänge wahrzunehmen, in "Beobachtung" zusammen. Anders als eine hier geäußerte Meinung, das könne auf jeden Fall nicht schaden, sage ich aber, das ist absolut essentiell. Man kann den Kurs nicht machen, wenn man nicht zum eigenen Beobachter wird.

In diesem Zitat wird unmissverständlich gesagt:

Das ist die Frage, die du in Verbindung mit allem stellen lernen
musst.

Egal, was man auch tut - die Frage lautet: Wozu dient es, oder anders formuliert: Was will ich damit eigentlich erreichen, was verspreche ich mir davon. Ohne permanente Beobachtung ist das nicht möglich, deshalb hatte ich mich bemüht zu beschreiben, wie das gelingen kann, denn es ist keinesfalls so, dass es sofort gelingt, die eigenen Gedanken permanent zu beobachten.

Allerdings wird betont, dass dies notwendig ist. Im Grunde müsste man daher einem Kursschüler nahe legen, seine Geistesschulung darauf auszurichten, zum Beobachter seiner selbst zu werden und  die Übungslektionen tun dies auch.

Etwas Anderes wird im obigen Zitat noch gesagt, was ich ebenfalls für sehr bedenkswert halte:

Bei all diesen Ablenkungsmanövern aber lautet
die eine Frage, die von denjenigen, die sie verfolgen, nie gestellt wird: Wozu....

Es gibt einen erheblichen Widerstand dagegen, sich selbst genau zu beobachten und ehrlich zu erkennen, was man eigentlich bezweckt. Man hat kein Interesse daran, weil man kein Interesse an der Aufdeckung der Lügen hat, die sich dahinter verbergen.

Und last not least wird uns hier gesagt, wie der Geist (in diesem Punkt) funktioniert:

9Was ist der Sinn und Zweck? 10Was immer er auch sei, er wird deine
Bemühungen automatisch lenken. nWenn du dich also für den Zweck ent-
scheidest, hast du eine Entscheidung über deine zukünftigen Bemühungen
getroffen, eine Entscheidung, die so lange wirksam bleibt, bis du anderen
Geistes wirst.

... er wird deine Bemühungen automatisch lenken.

Das ist gleichzeitig eine Offenlegung der Kurstmethode, die daruf abzielt, andere Ziele festzusetzen. Sind sie einmal festgesetzt, werden die Schritte, die ich unternehme, automatisch durch sie gelenkt.

Ulenspygel