Drehbuch-Erfahrung

[Stephan]

Der Text von Brent Haskell (vielen Dank, Gregor, für die Übersetzung) hat mich inspiriert, heute morgen das "Drehbuch-Experiment" zu machen. "Zu machen" ist vielleicht schon zuviel gesagt, es war einfach in der Erinnerung an den Text und der gedanklichen Auseinandersetzung mit ihm (ich war an einigen Punkten überhaupt nicht einverstanden mit ihm) der Gedanke daran da und sponn sich aus, dass hier in der Erscheinungswelt alles zu 100% vorherbestimmt und programmiert ist, auch jeder Gehirngedanke und jedes Gefühl, ob ich den Kurs mache oder nicht, ob ich Vergebung praktiziere oder nicht, auch ob ich still werde und auf den Heiligen Augenblick warte oder nicht usw.
Das Gefühl darauf war große Erleichterung und Freiheit - und wirkt immer noch nach. Die Ungewissheit über den Fort- und Ausgang "meines" Lebens und die Last der Verantwortung sind von mir abgefallen. Zugleich "sah" ich klar: Die Marionette bzw. Traumfigur "Stephan" hat überhaupt kein Leben, keine Willensfreiheit und kein eigenständiges Ich (Dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen Marionetten bzw. Traumfiguren). 
Und dann stellte sich unmittelbar auch wieder ein Gewahrsein von etwas vollkommen unberührten, stillen, raum- und zeitlosen ein, wie ich es aus stillen Stunden der Kontemplation bzw. des "einfach sein" kenne.

  Stephan

[Gregor]

Eine wunderbare Erfahrung. Danke fürs Mitteilen.

Der Text geht m.E. weit über die Frage nach Vorherbestimmung hinaus - und damit weit über das Drehbuch-Experiment. Er ist deutlich radikaler, und nachdem ich den (Original-)Text über die Angst gelesen habe, an dem René werkelt, und in dem auch noch so einige Klopper vorkommen, war ich etwas erstaunt. Die Haskell-Texte kenne ich ja schon länger, aber so radikal auf den Punkt waren sie meinem Empfinden nach nicht. Das Seltsame ist: Der Kurs war und ist schon immer genau auf dieser Schiene. Erstaunlich, was man so alles weginterpretiert und beschwichtigt.

Gestern Abend kam mir dann ein naheliegender Gedanke: Was bedeutet eigentlich in diesem Zusammenhang "soziale Verantwortung", das Streben nach einer "besseren" Welt, dem Bemühen, das Glück und den Frieden für alle Lebewesen zu fördern, der Verantwortung für die Ökologie, der Kampf gegen Gier, Aggression und Verblendung? Alles bedeutungslos, Zeitverschwendung, Naivität?

Ich stand kurz davor, den Kurs erst mal in die Ecke zu pfeffern, weil er offenbar nur selbstzentrierte Sinnsucher beim Bemühen um die persönliche Erleuchtung fördert. Selbstvergessene Spinner, die den Blick für die kaputten Zustände der Welt verloren haben.

Mann oh Mann, das war ein regelrechter nahezu unüberwindbarer Block. Und es hat ein Weilchen gedauert bis zur Einsicht, dass ich offenbar für eine kurze Weile im völlig falschen Film "Hurra" geschrien habe.

Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben.

Gregor

[Stephan]

Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben.

Da stimme ich Dir auf dem Hintergrund meines Wegs der Radikalisierung vom gewaltfreien Anarchismus über Krishnamurti zum Kurs gerne zu.
Dennoch, kannst Du das zu Klärung noch ein wenig erläutern?

Stephan

[Gregor]

Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben.

Da stimme ich Dir auf dem Hintergrund meines Wegs der Radikalisierung vom gewaltfreien Anarchismus über Krishnamurti zum Kurs gerne zu.
Dennoch, kannst Du das zu Klärung noch ein wenig erläutern?

Stephan

Sorry, das kann ich im Moment nicht. Ich glaube, da käme nur etwas Krampfhaftes heraus, das mich selbst nicht überzeugt.

Was mich an diesem urplötzlichen Groll ziemlich verwunderte, war die Intensität. Es war nicht das Ergebnis von Überlegungen. Es war eine Art abrupter Schlussstrich. Vor langer Zeit ging mir das mal ähnlich mit der Schreibe von Ramesh Balsekar, die ich seitdem auch nie wieder gelesen habe.

Und anschließend, die "Beruhigung", so nach und nach? Auch das kam nicht als Ergebnis von Überlegung, eher leise und sanft. Der Satz "Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben" ist keine Eingebung oder "Stimme", ich habe ihn formuliert im Sinne eines "ja" zur auflösenden allmählichen Beruhigung. Er ist noch gar nicht im Verstand angekommen, da ist immer noch ein, wenn auch zurückhaltendes, "Warum". Aber ziemlich kraftlos und kläglich.

Der Schlüssel scheint mir ein Aspekt aus deiner Schilderung zu sein: "... kein eigenständiges Ich". Nicht so prickelnd neu, aber urplötzlich ganz anders gesehen. Die Zusammenhänge müssen wohl erst noch sacken, und es scheint mir wichtig zu sein, da der Kurs ohne den Aspekt der sozialen Verantwortung ein ziemlich eingeschränktes Gebilde wäre.

Gregor

[G.D.]

Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben.

Ich kann mich einen Spruch von dir erinnern, den du mal hier geschrieben hattest: "Der Kurs ist streng sozialistisch."

[Stephan]

Sorry, das kann ich im Moment nicht. Ich glaube, da käme nur etwas Krampfhaftes heraus, das mich selbst nicht überzeugt.

Was mich an diesem urplötzlichen Groll ziemlich verwunderte, war die Intensität. Es war nicht das Ergebnis von Überlegungen. Es war eine Art abrupter Schlussstrich. Vor langer Zeit ging mir das mal ähnlich mit der Schreibe von Ramesh Balsekar, die ich seitdem auch nie wieder gelesen habe.

Und anschließend, die "Beruhigung", so nach und nach? Auch das kam nicht als Ergebnis von Überlegung, eher leise und sanft. Der Satz "Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben" ist keine Eingebung oder "Stimme", ich habe ihn formuliert im Sinne eines "ja" zur auflösenden allmählichen Beruhigung. Er ist noch gar nicht im Verstand angekommen, da ist immer noch ein, wenn auch zurückhaltendes, "Warum". Aber ziemlich kraftlos und kläglich.

Der Schlüssel scheint mir ein Aspekt aus deiner Schilderung zu sein: "... kein eigenständiges Ich". Nicht so prickelnd neu, aber urplötzlich ganz anders gesehen. Die Zusammenhänge müssen wohl erst noch sacken, und es scheint mir wichtig zu sein, da der Kurs ohne den Aspekt der sozialen Verantwortung ein ziemlich eingeschränktes Gebilde wäre.

Gregor

Danke!

Stephan

[Franziska]

Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben.

Da stimme ich Dir auf dem Hintergrund meines Wegs der Radikalisierung vom gewaltfreien Anarchismus über Krishnamurti zum Kurs gerne zu.
Dennoch, kannst Du das zu Klärung noch ein wenig erläutern?

Stephan

Sorry, das kann ich im Moment nicht. Ich glaube, da käme nur etwas Krampfhaftes heraus, das mich selbst nicht überzeugt.

Was mich an diesem urplötzlichen Groll ziemlich verwunderte, war die Intensität. Es war nicht das Ergebnis von Überlegungen. Es war eine Art abrupter Schlussstrich. Vor langer Zeit ging mir das mal ähnlich mit der Schreibe von Ramesh Balsekar, die ich seitdem auch nie wieder gelesen habe.

Und anschließend, die "Beruhigung", so nach und nach? Auch das kam nicht als Ergebnis von Überlegung, eher leise und sanft. Der Satz "Mehr soziale Verantwortung, als sie der Kurs postuliert, kann es gar nicht geben" ist keine Eingebung oder "Stimme", ich habe ihn formuliert im Sinne eines "ja" zur auflösenden allmählichen Beruhigung. Er ist noch gar nicht im Verstand angekommen, da ist immer noch ein, wenn auch zurückhaltendes, "Warum". Aber ziemlich kraftlos und kläglich.

Der Schlüssel scheint mir ein Aspekt aus deiner Schilderung zu sein: "... kein eigenständiges Ich". Nicht so prickelnd neu, aber urplötzlich ganz anders gesehen. Die Zusammenhänge müssen wohl erst noch sacken, und es scheint mir wichtig zu sein, da der Kurs ohne den Aspekt der sozialen Verantwortung ein ziemlich eingeschränktes Gebilde wäre.

Gregor

https://youtu.be/7ETYMyLe5pM?list=PL0F18D04446FFEAD8

 Franziska

[Franziska]

Der Text von Brent Haskell (vielen Dank, Gregor, für die Übersetzung) hat mich inspiriert, heute morgen das "Drehbuch-Experiment" zu machen. "Zu machen" ist vielleicht schon zuviel gesagt, es war einfach in der Erinnerung an den Text und der gedanklichen Auseinandersetzung mit ihm (ich war an einigen Punkten überhaupt nicht einverstanden mit ihm) der Gedanke daran da und sponn sich aus, dass hier in der Erscheinungswelt alles zu 100% vorherbestimmt und programmiert ist, auch jeder Gehirngedanke und jedes Gefühl, ob ich den Kurs mache oder nicht, ob ich Vergebung praktiziere oder nicht, auch ob ich still werde und auf den Heiligen Augenblick warte oder nicht usw.
Das Gefühl darauf war große Erleichterung und Freiheit - und wirkt immer noch nach. Die Ungewissheit über den Fort- und Ausgang "meines" Lebens und die Last der Verantwortung sind von mir abgefallen. Zugleich "sah" ich klar: Die Marionette bzw. Traumfigur "Stephan" hat überhaupt kein Leben, keine Willensfreiheit und kein eigenständiges Ich (Dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen Marionetten bzw. Traumfiguren). 
Und dann stellte sich unmittelbar auch wieder ein Gewahrsein von etwas vollkommen unberührten, stillen, raum- und zeitlosen ein, wie ich es aus stillen Stunden der Kontemplation bzw. des "einfach sein" kenne.

  Stephan

Wunderbar 

[Gast MM]

Und dann stellte sich unmittelbar auch wieder ein Gewahrsein von etwas vollkommen unberührten, stillen, raum- und zeitlosen ein, wie ich es aus stillen Stunden der Kontemplation bzw. des "einfach sein" kenne.

  Stephan

Schön.
Ja.
Liest sich gut.
Echt o.k.
Hab ich auch desöfteren hier und anderswo in ähnlichen Worten gelesen.
Ich frage mich: warum muss so eine Erfahrung, die vermutlich in dem Moment, wo sie eingetippelt wird und grad gar nicht mehr "erfahren" wird, - ich nehme mich übrigens nie von irgendetwas, das ich hinterfrage, aus - in die sog. Welt hinaus posaunt werden?
Zum Beispiel in der Form eines Gesprächsforums über das Buch Ein Kurs in Wundern?
Ich hab nix dagegen, gell!!! Ist doch ein klasse Zeitvertreib.
O.k. ich höre schon: warum nicht?
Is klar, gähn.......

Mag sein, dass ich "auf Krawall gebürstet" bin, mag aber auch sein, dass ich unbequeme Fragen stelle; und wer braucht in dieser Scheinwelt schon Unbequemlichkeit?
Zu allgemein?
Gut.
Direkte Frage an Stephan: was treibt dich, solche Erfahrungen in dem Forum zu beschreiben?
Ehrlich!
Butter bei die Fische - wie die Norddeutschen sagen.
Wenn wir nämlich aus dieser "Erfahrung" rausgefallen sind (scheinbar!) suchen wir Bestätigung. Wie ich zu der Behauptung komme?
Ich behaupte (aus eigener täglicher, stündlicher, minütlicher und sekündlicher Beobachtung): nichts, absolut nichts, was wir hier (scheinbar!) tun, ist absichtslos.
Selbst die sog. "unberührten, stillen, raum- und zeitlosen" Momente - sind in dem Moment, in dem ich sie beschreibe und veröffentliche nicht mehr DAS....Aber - da hier schon öfters der Name Krishnamurti gefallen ist - genau diesen Fakt hat derselbe immer wieder betont.
Du würdest Krishnamurti, lieber Gregor, als "Krawallschachtel" auf Moderation setzen.
Wenn ich mir völlig sicher bin, brauche ich nämlich nirgendwo zu schreiben und - auf ne seltsame Art und Weise von hinten durch die Brust ins Auge "Zustimmung" zu suchen.

[Gregor]

Du würdest Krishnamurti, lieber Gregor, als "Krawallschachtel" auf Moderation setzen.

Tatsächlich? Vermutlich käme er gar nicht ins Forum, weil das Thema hier "Ein Kurs in Wundern" heißt.

Wenn ich mir völlig sicher bin, brauche ich nämlich nirgendwo zu schreiben und - auf ne seltsame Art und Weise von hinten durch die Brust ins Auge "Zustimmung" zu suchen.

Und das heißt natürlich, dass jeder, der über Erfahrungen schreibt, sich nicht sicher? Widerspricht der Logik, denn wenn die Straße nass ist, ist der Schluss, dass es geregnet haben muss, schlicht falsch.

Nicht schreiben zu brauchen heißt also, es auch nicht zu dürfen oder es zu unterlassen? Nur weil da irgendwo irgendjemand meint zu wissen, warum jemand gerade das schreibt? Wen interessieren die seltsamen - logisch falschen - Beurteilungen dieses Irgendjemand?

War Krishnamurti so völlig verunsichert, nur weil er so viel über seine Auffassungen geschrieben hat? Kann ich mir nicht vorstellen. Gibt aber bestimmt irgendjemanden, der/die das behauptet. Quem jucket?

Und habe ich irgendwo die moralische oder gesetzliche oder wie auch immer begründete Verpflichtung übersehen, die besagt, dass man lesen muss, was hier geschrieben wird?

Gregor