Den Kurs lernen: Interpretieren oder Hören?

[Inge]

Wie würde man diese Textstellen lesen, ohne sie zu interpretieren, was genau tut man beim Lesen ohne Interpretieren?

Bei mir ist das so, dass beim Lesen so ein innerliches Gefühl kommt, so ein leises YES, ein Erkennen/Ahnen von etwas Uraltem, das -- sobald ich mit der Interpretiererei anfange, sofort wieder weg ist. bzw entstellt wird. Da ich kein G'studierter bin, habe "ich" keine Ahnung, woher dieses "Wissen" (Erkennen) kommt....

[G.D.]

... so ein leises YES, ein Erkennen/Ahnen von etwas Uraltem, das -- sobald ich mit der Interpretiererei anfange, sofort wieder weg ist. bzw entstellt wird.

Danke.

[Gregor]

Da ich kein G'studierter bin, habe "ich" keine Ahnung, woher dieses "Wissen" (Erkennen) kommt....

Da begänne das Interpretieren - und aus YES wird YES, BUT ...

Passiert G'studierten und Nicht-G'studierten, nur, dass die G'studierten einen anderen Baukasten zum Interpretiern kennen und unendlich über das BUT schwätzen können. Über das YES wissen sie auch nichts.

Beginnt die Interpretation, ist der ideale Zeitpunkt gekommen, um mit den Kursaktivitäten (dem anderen "Tun") zu beginnen: vergeben, sich an IHN wenden, beten (bitten), ...

Gregor

[G.D.]

Aus dieser Zeit ist mir noch von Jakob Lorber (Evangelium Johannes) in Erinnerung geblieben, dass die Seelen zweier intelligenter Hunde anschließend die Seele eines dummen Menschen ergeben.

Herr Lorber scheint jedenfalls keine Katze gehabt zu haben:
http://www.wimp.com/opendoor/


(Danke @Inge für den Link! )

[667]

hatte glaub vor langer Zeit schon mal Vera Birkenbiehl erwähnt. Das hilft total toll zu verstehen, was das Hirn so macht... immer.. automatisch, nämlich vergleichen, einordnen und interpretieren... anders kann das Hirn gar nicht... deshalb auch unlängst mein Einwurf mit der Ratio und der unverstehbarkeit des Kurses mit den Mitteln, des verstandes (den normalen halt)...

was Gregor weiter vorn geschrieben hat mit der Abstraktion, so in der Art funzt ja Zen... aber man gkann glaub auch ganz gut über Atomphysik oder Mathematik an den Punkt der Erkenntnis kommen und der liegt halt außerhalb dessen, was mit den gängigen verstandesmitteln erfassbar ist.

Was wollte ich eigentlich sagen? Der Kurs trainiert das Erkennen/Erfahren... vermutlich genauso, wie Gregor das gerade sagt, über die Übungen und lektionen, die irgendwie ganz perfide den verstand in den Urlaub schicken oder aushebeln, umgehen.

Ich merke, wenn ich jetzt im Kurs lese, wie anders ich den lese, wie wenig ich versuche zu interpretieren .. wie ich einfach mal "stehenlassen kann" was da steht und einfach so ohne hinterfragen ohne Verstehen annehmen kann, dass es so ist... (und nicht anders) und dass ich es weder "schon" noch "besser" weiß...

in diesem Sinne
frohe Ostern allen

[Stephan]

Was genau meinst du damit? Ich habe mir zum Beispiel heute wieder einmal die Textstellen über die Hindernisse vor dem Frieden durchgelesen. Das klingt ja auf den ersten Blick unglaubwürdig, dass die Schuld eine Anziehungskraft hat, dass der Tod eine Anziehungskraft hat. Aber wenn ich in mir selbst nach Beispielen dafür suche, dann finde ich sie, und das bewegt dann auch immer etwas. Wie würde man diese Textstellen lesen, ohne sie zu interpretieren, was genau tut man beim Lesen ohne Interpretieren?

Es ist kein Tun im gewohnten Sinn, sondern die dem Lesen zugrundeliegende innere Haltung. Ums mal ganz überzeichnet darzustellen:
Ein Interpret weiß und liest den Text mit den Augen dieses Wissens und legt ihn von diesem Wissen her aus. Es findet keine wirkliche Begegnung statt, das Wissen wird nur ausgebreitet.
Ein Schüler/Hörer fragt aus seinem Nichtwissen heraus und lauscht/hört auf die Antwort und lässt sich so etwas über sich vom Text sagen. Es ist vergleichbar dem, was man im Zen "Anfänger-Geist" nennt, bzw. wovon Krishnamurti als "Achtsamkeit" im Sinne von "der Geist eines Forschers" redet.
Und gerade weil es auf diese innere Haltung des Hörens/Lernens ankommt, kann man nicht sagen, wie das nun von der äußeren Form her aussieht. Ob man gebildet oder ungebildet ist, das spielt überhaupt keine Rolle. Ob man z.B. Kommentare zum Text heranzieht, oder Beispiele aus dem eigenen Leben (wie Du es beschrieben hast), oder sein bisheriges Wissen heranzieht, oder ob man einen Tetxausschnitt aus dem Zusammenhang des Kontextes liest oder einfach nur ein Textstück sich langsam vorliest oder was auch immer, nichts ist grundsätzlich ausgeschlossen, nichts für sich fördert an sich schon das Hören/Lernen oder verhindert es. "Hören" findet einfach auf einer anderen Ebene (innerlicher/höher/geistiger) statt. So wie es ja auch bei der Praxis des Kurses nie um konkretes Handeln geht, sondern um die innere Haltung, die Motivation (Liebe oder Angst), den Geist, aus dem heraus es geschieht (aus dem Hören auf den HG oder das Ego) und der sich darin ausdrückt.

Stephan

[gottfried]

was mich immer wieder dem YES still und leise näher bringt, ist, das nichts was in diesem forum steht stimmt und nichts was ich über den kurs oder mich denke, nur annähernd eine bedeutung hat.

in diesem sinne frohe ostern.

[Stephan]

was mich immer wieder dem YES still und leise näher bringt, ist, das nichts was in diesem forum steht stimmt und nichts was ich über den kurs oder mich denke, nur annähernd eine bedeutung hat.

Ich erfahre es auch anders: rechtgesinnte Worte/Gedanken im (Selbst-)Gespräch, im Kurs, in diesem Forum etc. führen mich über sich selbst hinaus, wie Finger die auf den Mond verweisen.
Wahre Worte sind nicht die WAHRHEIT, aber sie sind wahr, weil sie auf SIE verweisen bzw. uns den Zugang zu IHR freilegen ...
Sie sind auch in der Hinsicht "nötig", dass sie uns auf unser Unbewusstes aufmerksam machen, in dem sowohl die Erinnerung an die WAHRHEIT vergraben liegt (die uns spontan "YES" empfinden lässt), als auch unser Widerspruch zur WAHRHEIT (das Ego), der uns erst hierher gebracht hat und erst wieder (zumeist Schritt für Schritt) bewusst gemacht werden muss, bevor er aufgelöst/aufgegeben werden kann.
Nachtrag: Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich von meiner früheren stark von der "via negationis" bestimmten christlichen Mystik ganz und gar dem Kurs zugewandt habe. Er ist in der Hinsicht einfach das spirituell ausgereiftere und durchdachtere Modell.

Stephan

[Gregor]

... aber man kann glaub auch ganz gut über Atomphysik oder Mathematik an den Punkt der Erkenntnis kommen ...

Glaube ich nicht. Ist zu konkret, da jede Art von Modellen nun mal konkret sind - wenn auch nicht mehr für jeden verständlich.

Die Quantentheorie ist beispielweise für kaum jemanden verständlich, weil sie in abstrakten mathematischen Modellen formuliert ist - aber sie macht sehr konkrete Aussagen, da sie auf genau definierten Modellen beruht. WAHR ist sie jedenfalls nicht (was Anhänger der Quantenheilung nicht daran hindert, sie für wahr zu halten - da sie keiner versteht).

Wenn der Kurs von Abstraktion spricht, meint er "nicht konkret" - und nicht zu hoch, weil kein G'studierter. Auch ein Stephen Hawkins bewegt sich auf sehr konkreten Bahnen, auch wenn viele nur Kofferklauen verstehen.

Gregor

[Elisabeth]

Ums mal ganz überzeichnet darzustellen:
Ein Interpret weiß und liest den Text mit den Augen dieses Wissens und legt ihn von diesem Wissen her aus. Es findet keine wirkliche Begegnung statt, das Wissen wird nur ausgebreitet.
Ein Schüler/Hörer fragt aus seinem Nichtwissen heraus und lauscht/hört auf die Antwort und lässt sich so etwas über sich vom Text sagen. Es ist vergleichbar dem, was man im Zen "Anfänger-Geist" nennt, bzw. wovon Krishnamurti als "Achtsamkeit" im Sinne von "der Geist eines Forschers" redet.

Damit ist mir jetzt zumindest klar, worauf du mit deiner Unterscheidung zwischen Interpretieren und Hören hinaus wolltest. Ich bin mit diesem (theologischen?) Sprachgebrauch nicht vertraut.

Ich hatte das Wort "Interpretieren" in meinen obigen Beiträgen in einem viel engeren Sinn verwendet. Gerade in den Hindernissen vor dem Frieden wird ja eine sehr bildliche Sprache verwendet, zum Beispiel, wenn von den Boten der Angst oder den Boten der Liebe die Rede ist, die ich aussende. Metaphern interpretiert man beim Lesen immer, das geht gar nicht anders.

Ich kenne eine Art des Lesens, die einfach nur ein stilles Zuhören ist, ohne dass innerlich ein "Kommentar" zum Gelesenen mitläuft. Du sprachst aber auch davon, die Sprache und Grammatik des Kurses zu erlernen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich Wapnicks Darstellung in "Die Botschaft von..." sehr plausibel fand, als ich sie las, aber das ist jetzt schon ein paar Jahre her, und ich habe vieles davon wieder vergessen. In letzter Zeit habe ich mir manchmal gedacht, dass ich mich mit dem Stufengang der Trennungen und Projektionen nicht wirklich gut auskenne und vielleicht mal wieder in einen Wapnick reinschauen sollte, diesmal aber etwas kritischer, wie er das alles vom Kurs her belegt. Das ist eine ganz andere Art von "Kurslernen".

Ein rein akademisches Interesse am Kurs hat mit Kurslernen nichts zu tun, man kann den Lernprozess aber auch mystifizieren und regelrechte Verstehensverbote aufstellen, die dann auch zu einer Barriere werden können, finde ich.

Elisabeth