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(20.02.2013, 04:45)Stephan schrieb: Nochmals kurz: Es geht bei Jesus weder um heilsgeschichtliche Theologie ("Glauben"), noch um Ethik ("Handeln"), es geht um Aszetik ("spirituelle Praxis").
Du meinst damit, dass die Kirchen als erklärte Träger des Christentums zu Sozialeinrichtungen mit Glaubensvoraussetzungen mutiert sind und ihren eigentlichen Zweck in den Hintergrund geschoben haben?
Die "Pille danach" ist wichtiger geworden als die Hinwendung an IHN? DEN man ja auch dazu fragen könnte - aber nur, wenn man an SEINER Antwort tatsächlich interessiert ist?
Gregor
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(20.02.2013, 08:41)Gregor schrieb: (20.02.2013, 04:45)Stephan schrieb: Nochmals kurz: Es geht bei Jesus weder um heilsgeschichtliche Theologie ("Glauben"), noch um Ethik ("Handeln"), es geht um Aszetik ("spirituelle Praxis").
Du meinst damit, dass die Kirchen als erklärte Träger des Christentums zu Sozialeinrichtungen mit Glaubensvoraussetzungen mutiert sind und ihren eigentlichen Zweck in den Hintergrund geschoben haben?
Die "Pille danach" ist wichtiger geworden als die Hinwendung an IHN? DEN man ja auch dazu fragen könnte - aber nur, wenn man an SEINER Antwort tatsächlich interessiert ist?
Gregor
Ja, so erscheint es mir aus meiner Perspektive,* wenn ich mal die Hauptströmung(en) betrachte. Es gab und gibt ja in der Kirche auch die mystische Strömung, die so hervorragende spirituelle Psychologen wie den Wüstenvater Evagrius Ponticus hervorgebracht hat. Ich teile z.B. Anselm Grüns katholische Theologie nicht, aber halte ihn für einen sehr guten spirituellen Lehrer, da er die Menschen auf vielfältige Weise auf hilfreiche spirituell-psychologische Übungen im Alltag hinweist zur Verwandlung der Angst und ihrer Spielarten, und Wege zur Erfahrung der inneren Stille und des unberührten Heilseins aufzeigt.
Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht um die innere Wandlung/Befreiung/Heilung und die ist ohne Geistesschulung nicht so leicht und schnell möglich: Weder allein durch soziales/politisches Engagement bzw. eine entsprechende progressive oder konservative Ethik/Moral, noch durch sakramentale/magische Riten, noch durch das Sich-Festhalten an tradierten Glaubensaussagen und persönlichen Erweckungserfahrungen, noch durch irgendwelche Kombinationen dieser drei.
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich." heißt für mich: Ohne eine - wie auch immer geartete - Auseinandersetzung mit dem Ich, sowohl in seiner universalen Funktion und Struktur, als auch mit meiner ganz individuellen Ausprägung dessen, gibt es keine Erlösung, keine Heimkehr des verlorenen Sohnes. Wenn ich es nicht bewusst mache und z.B. den Weg der Vergebung wähle, dann wird mich das Leben/die projizierte Welt damit konfrontieren.
Dass der Kurs das Thema des Egos und der Loslösung von ihm so klar und an zentraler Stelle behandelt und die Genialität des Wegs, den er lehrt, macht ihn mir so unendlich wertvoll.
Stephan
* Späterer Einschub (-> um deutlich hervorzuheben, dass es sich hier um meine begrenzte Sichtweise handelt).
Und natürlich - und das wird mir gerade bewusst - muss ich mich, um in der Logik dieses von mir begonnenen Threads drinzubleiben, selbst fragen: Was sagt diese Wahrnehmung eigentlich über mich selbst aus? Was kann ich hier lernen? Bzw.: "Was willst DU, HG, das ich hier sehe?" Denn was ich da sehe, ist nunmal die Projektion eines von mir im Voraus gefällten Urteils. Und so bleibt am Ende nur die Bitte: "Verwende DU das so, wie DU es in DEINEM Plan gebrauchen kannst."
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(20.02.2013, 09:28)Stephan schrieb: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich." heißt für mich: Ohne eine - wie auch immer geartete - Auseinandersetzung mit dem Ich, sowohl in seiner universalen Funktion und Struktur, als auch mit meiner ganz individuellen Ausprägung dessen, gibt es keine Erlösung,
Stephan
Sehe das auch so.
René
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(20.02.2013, 04:45)Stephan schrieb: Die hilft mir auch bei meinem neuen Projekt einer grundlegenden theologischen Schrift mit dem Titel "Jenseits von Glauben und Handeln. Plädoyer für eine aszetische Wende in der Theologie", ...
Das Thema hat sich schon wieder erledigt. Ich werde mich auf das Gedichte-Schreiben und Ab-und-zu-Antworten hier im Forum beschränken. Das fühlt sich für mich stimmiger an, da bin ich mehr bei mir. Auch die Textseite auf meiner Homepage habe ich gelöscht (falls jemand dort vorbeischaut und sie vermisst).
Stephan
(20.02.2013, 16:40)Stephan schrieb: (20.02.2013, 04:45)Stephan schrieb: Die hilft mir auch bei meinem neuen Projekt einer grundlegenden theologischen Schrift mit dem Titel "Jenseits von Glauben und Handeln. Plädoyer für eine aszetische Wende in der Theologie", ...
Das Thema hat sich schon wieder erledigt. Ich werde mich auf das Gedichte-Schreiben und Ab-und-zu-Antworten hier im Forum beschränken. Das fühlt sich für mich stimmiger an, da bin ich mehr bei mir. Auch die Textseite auf meiner Homepage habe ich gelöscht (falls jemand dort vorbeischaut und sie vermisst).
Stephan
Hallo Stephan, danke, das tut mir so gut.
Wie oft habe ich eine 'tolle' Idee und die Idee hat mich dann im Griff sozusagen.
Jetzt nicht missverstehen: es wäre genauso i. O. für mich, wenn du das Buch schreiben würdest.
Sondern ich meine (Versuch einer Beschreibung ;) ) wie oft bemerke ich: gut, ist eine Idee, nix dran auszusetzen, doch sooooo wichtig ists mir nicht, doch auf einmal beisst etwas zurück und sagt: (Z.B.): nie machst du was zu Ende! Viel heiße Luft und nix dahinter! Bist einfach ein Loser! Schau mal, wozu es andere gebracht haben, weil sie Durchhaltevermögen zeigen. Du bist faul, unzuverlässig und schwach. Zeigst Null Power zu Zielerreichung.......usw. usf.
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(20.02.2013, 18:53)Michaela_Maria schrieb: Hallo Stephan, danke, das tut mir so gut.
Wie oft habe ich eine 'tolle' Idee und die Idee hat mich dann im Griff sozusagen.
Jetzt nicht missverstehen: es wäre genauso i. O. für mich, wenn du das Buch schreiben würdest.
Sondern ich meine (Versuch einer Beschreibung ;) ) wie oft bemerke ich: gut, ist eine Idee, nix dran auszusetzen, doch sooooo wichtig ists mir nicht, doch auf einmal beisst etwas zurück und sagt: (Z.B.): nie machst du was zu Ende! Viel heiße Luft und nix dahinter! Bist einfach ein Loser! Schau mal, wozu es andere gebracht haben, weil sie Durchhaltevermögen zeigen. Du bist faul, unzuverlässig und schwach. Zeigst Null Power zu Zielerreichung.......usw. usf.
Na, das freut mich, dann war die ganze Aktion zu etwas gut, was ich vorher nicht sehen konnte.
Ich kann das, was du beschreibst, gut nachempfinden. Inzwischen macht es mir immer weniger aus, Projekte wieder zu beenden, wenn ich merke, es ist nicht mehr stimmig. Das ist das Schöne am Leben mit dem Kurs, das ich durch ihn lerne, dass mein Glück nicht in irgendwelchen Erfolgen liegt und vermeintliches Scheitern und Nichts-Erreichen, auch Fehler und "Dumm-Dastehen" ebenfalls nichts daran ändern. Und wenn ich an all die peinlichen Geschichten in meinem Leben denke ... Wie sagte doch Anthony deMello so schön treffend: "Du bist ein Narr. Ich bin ein Narr. Was macht das schon!"
Stephan
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Katzen sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis verbreitet - über dem 70. Breitengrad kommen Katzen gar nicht vor.
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(20.02.2013, 21:27)667 schrieb: das mit dem "Anwenden" ohne es für sinnvoll oder richtig zu proklamieren, kann ich bestätigen...
solange ich versucht habe, den Satz für richtig zu halten, solange habe ich null und gar nicht anwenden können, dass es keine Welt gibt...
ging irgendwie alles erst, als ich aufgehört habe, drüber nachzudenken und verstehen zu wollen (auf Teufel komm raus verstehen zu wollen)
Das hört sich wirklich einfach an und in gewisser Weise entlastend. Weiß nicht wie ich das ausdrücken soll.
Susanne
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