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(01.07.2012, 19:22)Elisabeth schrieb: Das stimmt natürlich, aber muss man solche moralischen Kategorien überhaupt ins Spiel bringen? Ich kann überhaupt nichts damit anfangen, bin nicht mal hundertprozentige Vegetarierin. Tiere sind auf eine ähnliche Weise authentisch wie kleine Kinder. Es ist einfach klar, wie sie sich fühlen, das ist alles.
Irgendwie steht das auf dem Kopf. Moralische Kategorien? Wo sind da moralische Kategorien? Was haben die "Gesetze des Chaos" mit Moral zu tun? Und den Satz "Der Täter ist nicht böse und das Opfer ist nicht gut" ist das Gegenteil von Moral, er ist höchst amoralisch.
Und die süßen Kleinen sind auch "authentisch"? Wenn "authentische Egos" einen Wert haben, dann mag das so sein. Ist aber ein Griff in die Schüssel. Merkt man, wenn diese "Authentizität" auf eine andere "Authentizität" trifft, dann passiert so was wie in dieser Geschichte:
Ein junger Mann steht an der Supermarktkasse. Hinter ihm ein kleiner Junge mit Mama, der ihm mit wachsender Begeisterung den Einkaufswagen in die Hacken haut. Jede Bitte, das sein zu lassen, ist vergeblich. Bis Mama meint: "Er ist antiautoritär erzogen und lotet seine Grenzen aus."
Der junge Mann nimmt ein Honigglas mit richtig dünnflüssigem Honig aus seinem Einkaufswagen, öffnet es genüßlich und schüttet es dem Kleinen über den Kopf. Riesentheater. Er erwidert: "Ich bin auch antiautoritär erzogen und lote immer noch meine Grenzen aus."
Ist so eine Sache mit "autentisch", "antiautoritär" oder gar "natürlich", wenn man vergisst, worauf solche Begriffe basieren.
(01.07.2012, 19:22)Elisabeth schrieb: PS: Noch ein kleiner Nachtrag: Die WIRKLICHKEIT ist natürlich nicht das Konkrete, aber das Konkrete ist auch nicht der Feind der WIRKLICHKEIT. Das Konkrete wäre ganz harmlos, wenn ich es nicht bewerten, beurteilen und bekämpfen würde. Ich glaube, darauf wollte ich hinaus. Danke jedenfalls für deine Antwort, hilft sicher beim Klären.
Wie kann auch das Unwirkliche Feind der WIRKLICHKEIT sein? Umgekehrt um so mehr, denn das Konkrete, Unwirkliche, erscheint im Lichte der WIRKLICHKEIT als das, was es ist. Das rappelt dann ganz schön.
Gregor
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(02.07.2012, 23:13)Gregor schrieb: Ein junger Mann steht an der Supermarktkasse. Hinter ihm ein kleiner Junge mit Mama, der ihm mit wachsender Begeisterung den Einkaufswagen in die Hacken haut. Jede Bitte, das sein zu lassen, ist vergeblich. Bis Mama meint: "Er ist antiautoritär erzogen und lotet seine Grenzen aus."
Der junge Mann nimmt ein Honigglas mit richtig dünnflüssigem Honig aus seinem Einkaufswagen, öffnet es genüßlich und schüttet es dem Kleinen über den Kopf. Riesentheater. Er erwidert: "Ich bin auch antiautoritär erzogen und lote immer noch meine Grenzen aus."
Darüber muste ich so lachen, dass ich den Faden verloren habe.
Elisabeth
(02.07.2012, 22:47)Gregor schrieb: (01.07.2012, 17:06)Siboa schrieb: (01.07.2012, 12:21)Gregor schrieb: Nur die Rituale und "Instinkte" sind komplexer, weil das Gesetz vom Tod und Überleben abstrahiert wird. Warum glauben manche Zeitgenossen, Vegetarier seien "besser", weil sie Pflanzen statt Tiere töten (lassen)? Töten ist Töten. Das "Authentische" (Konkrete) gerät mehr und mehr in den Hintergrund. WIRKLICHKEIT ist vollkommene Abstraktion, nichts Konkretes, also unterliegt auch der Trennungsgedanke dem Versuch, ihn durch Abstraktion wirklich zu machen. Was aber nie funktionieren kann.
Gregor
Lieber Gregor,
das verstehe ich überhaupt nicht. Kannst du das erklären?
Susanne
Das, was als "authentisch" bezeichnet wird, basiert auf Gesetzen, die der Kurs als "Gesetze des Chaos" bezeichnet. Diese Basis gerät in den Hintergrund, in Vergessenheit, und plötzlich steht "authentisch" für "wahr" oder "unverfälscht" und bekommt einen Wert - obwohl die Basis Chaos ist.
Das Spiel geht weiter, indem verallgemeinert (abstrahiert) wird und es entstehen "allgemeingültige" Vorstellungen, die die "Wahrheit" darstellen. Aber man kann verallgemeinern (abstrahieren), wie man will: man kann die Gesetze des Chaos nicht wahr machen.
Der Kurs ribbelt das Ganze rückwärts auf, bis erkannt wird, wie absurd das ist, worauf die verinnerlichten allgemeingültigen Vorstellungen basieren. Und dann ist die EINE Entscheidung folgerichtig und leicht.
Gregor
Irgendwie wird es klarer, aber trotzdem noch einmal: Die Abstraktion des Trennungsgedankens zeigt sich durch? die Wahrmachung von etwas Konkretem wie z.B. Lichtnahrung oder "Frieden schaffen ohne Waffen", das gute Leben auf dem Lande,? Generell einer Form, die auf dem Nichts aufbaut und daher Nichts bleibt?
Susanne
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(03.07.2012, 20:31)Siboa schrieb: Irgendwie wird es klarer, aber trotzdem noch einmal: Die Abstraktion des Trennungsgedankens zeigt sich durch? die Wahrmachung von etwas Konkretem wie z.B. Lichtnahrung oder "Frieden schaffen ohne Waffen", das gute Leben auf dem Lande,? Generell einer Form, die auf dem Nichts aufbaut und daher Nichts bleibt?
Nichts davon ist überflüssig, bedeutungslos oder gar zu unterlassen, weil "Illusion".
Aber nichts davon macht dich spirituell, heilig, erleuchted oder "gut". Nimm soziales Engagement oder ehrenamtliche Tätigkeit. In der Welt sinnvoll und notwendig, aber ätzend, wenn es aus "spirituellen Gründen" geschieht.
Es gab mal einen Film, in dem es um eine Schallplatte ging, auf der Engelsgesänge zu hören waren. Nur die Gerechten können das hören, hieß es. Völlig klar, dass bei öffentlichen Vorführungen das Publikum anschließend stehend applaudierte . Und was taten manche Leute alles: sie spendeten größere Summen, wurden sozial tätig, vergaben ihren Intimfeinden, um anschließend die Schallplatte anzuhören. Aber dumm gelaufen, es war nichts zu hören.
Gregor
PS: Für die jüngeren Leser: Schallplatten waren runde Scheiben, auf denen Rillen gepresst waren, die von Nadeln abgetastet wurden und dadurch Musik erzeugten. Man konnte Sie nicht ins Ohr stecken und es war auch nicht sinnvoll, sie in die Brusttasche beim Joggen mitzunehmen.
(03.07.2012, 23:34)Gregor schrieb: PS: Für die jüngeren Leser: Schallplatten waren runde Scheiben, auf denen Rillen gepresst waren, die von Nadeln abgetastet wurden und dadurch Musik erzeugten. Man konnte Sie nicht ins Ohr stecken und es war auch nicht sinnvoll, sie in die Brusttasche beim Joggen mitzunehmen.
DANKE Gregor!
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