vergebung

[Jens]

Wenn ich auf die Geschehnisse schaue, die alle so entsetzlich sind, und die meinem eigenen Geist entsprungen sind,

Vielleicht ist es hilfreich sich zu erinnern, dass wir alle Teil dieses Denksystems sind, das Trennung wahr machen möchte oder auf die Wahrheit schauen möchte. Die Sohnschaft insgesamt spinnt also, wenn sie dem Ego folgt, jeder Teil auf seine individuelle Weise. Ich sehe jetzt keine Veranlassung bei mir persönlich, Verantwortung für die Situation in Norwegen zu übernehmen, dass ich schuld bin das das passiert ist (als Jens). Ich habe aber Verantwortung dafür, zu entscheiden, wie ich mit meinen Bewertungen über diese Situation umgehe und was sie mir zeigen und mich lehren können, wenn ich IHN um Hilfe bitte. Die Sohnschaft insgesamt genommen hat einen Irrtum begangen - denn das ihr zugrundeliegende für wahr gehaltene System der Trennung ist Ursache für eine solche Situation.

Was deinem und meinem Geist entspringt, sind die Bewertungen und Urteile dessen, was einem anderen Geist und seinen Bewertungen und Urteilen entsprungen zu sein scheint - mit Körperaugen betrachtet und geistig "beleuchtet" bzw. eher "verdunkelt". Mit Körperaugen kann ich aber nicht sehen, was wahr ist. Mit Körperaugen oder gesundem Menschenverstand kann ich auch keine Einheit entdecken. Jedenfalls keine, die anhält. Solange ich nicht im Geist zurückkehre und mich erinnern lasse, was da wirklich los ist.

Doch ich kann erahnen, dass wir alle aus irgendeinem Grund hier sind. Und ich kann erahnen, dass etwas existiert, das mich und mein Verstandesvermögen übersteigt. Und ich muss hinnehmen, dass ich vieles , wenn es in diese Richtung des Unfassbaren geht, einfach nicht verstehe. Nicht verstehen kann. Doch ich muss damit nicht alleine bleiben.

Noch was: etwas als "Illusion" oder "nicht wahr" zu bezeichnen, kommt immer auf den Standpunkt an. JESUS als CHRISTUS und Teil der heiligen Dreieinigkeit konnte von seinem Standpunkt aus sagen, dass alles, was nicht der ewigen Liebe entspricht und Teil von ihr ist, nicht wahr ist, da er es erfahren hat und wusste wovon er sprach (mal flappsig formuliert).

Dieses Urteil steht mir nicht zu - denn ich spreche nicht aus dem ewig hellen Kämmerlein des formlosen, ewigen, lichtreichen Friedens des EINEN GEISTES (Ebene 1). Für mich hat Zeit Realität, denn sonst würde ich mir keinen Wecker stellen. Für mich hat Raum Realität, sonst bräuchte ich kein Auto. Für mich hat Schuld Realität, denn sonst würde ich keine Bewertungen und Urteile machen. Für mich hat der Tod Realität, denn sonst würde ich ihn nicht fürchten. Für mich hat die Welt Realität, denn sonst würde ich mich nicht in ihr erleben. Und alle diese Dinge haben oft mit dem Körper zu tun. Doch ich muss Zeit, Raum, Schuld und Tode - also die "Welt" - nicht als letzte Wahrheit hinnehmen. Ich darf aber glauben, dass etwas jenseits von Zeit, Raum, Schuld und Tod und unserer "Welt" ist - jenseits des Körpers under der daran gebundenen "Wahr-nehmungen". Ich kann also etwas von diesem Licht in die Welt der Trennung (Ebene 2 der Trennung, auf der der Kurs zu uns spricht) hereinlassen. Ich kann IHN bitten, mich an dieser Art, die Dinge zu sehen, Teil haben zu lassen.

Die anderen, die ich "da draussen" rumhüpfen sehe und "da drinnen" in meinem Geist wahrnehme, kann ich segnen als Teil dieser Wahrheit.

Jens

[Gregor]

Gregor:

Nicht die "Tatsachen" werden unter den Tisch gekehrt, sondern die "Wirklichkeit" dieser Tatsachen wird in Zweifel gezogen.
...in Bezug auf die "Wahrheit" deiner Bewertungen und Beurteilungen dieser Tatsachen. Und damit in Bezug auf DAS, was DU BIST.

Ich glaub ich hab eine Blockade. Ich verstehe das nicht.
Nicht die Tatsache, sondern die Wirklichkeit der Tatsache? Kann im Moment nicht den Unterschied erfassen.

Die Tatsachen bleiben bestehen? Nur meine Beurteilung der Tatsachen ist falsch? Und ich bin meine Beurteilungen? Und die sind nicht wahr? und damit auch ich nicht? Und dann natürlich auch das nicht, was ich meine zu sehen. - Dreht es sich nicht im Kreis? Denn am Ende steht dann wieder: Die Tatsachen sind nicht wahr.

Die Nazi-Zeit habe ich nicht miterlebt, ich kenne sie vom Hörensagen. Daher nutze ich mal ein (für mich) handgreifliches Beispiel intergalaktischer Grausamkeit:

2005 war ich nach Beendigung des Bürgerkriegs in Sierra Leone vor Ort. Die RUF (Revolutionary United Front) hatte die "nette" Angewohnheit, Menschen die Hände abzuhacken, damit sie nicht mehr wählen können. Neben der unglaublichen Armut war also das Stadtbild von Freetown geprägt durch Menschen, denen eine oder alle beide Hände fehlten.

Diese Tatsachen waren direkt sichtbar. Den Blick abzuwenden, zu verleugnen, dass diese Grausamkeit geschehen ist oder die Wahrnehmung umzudeuten ("alles Unfälle von Sägewerksbesitzern") - das ist unwürdige Verleugnung und hat nichts mit Spiritualität zu tun. Das Mitgefühl zu unterdrücken, weil ja "nichts geschehen" ist, ist ebenfalls kein sinnvoller Weg.

Aber zeigt mir meine Wahrnehmung die Wahrheit? Es gibt Gründe, das anzuzweifeln. Ist die Welt der Körper, des Angriffs und der Verteidigung mit allen Grausamkeiten für mich wahr, dann zeigt mir auch meine Wahrnehmung die Wirklichkeit. Gibt es einen leisen Zweifel an der Wirklichkeit der wahrgenommenen Tatsachen, habe ich die Möglichkeit, um eine andere Sichtweise zu bitten, ohne diese vorweg zu nehmen.

Und dieser Zweifel besteht: JETZT besteht die damalige Wahrnehmung nur aus Erinnerungen, aus Bildern, die ich im Gedächtnis abrufen kann. Damals bestand sie aus Bildern vor meinen Augen, und diese sind erfahrungsgemäß nicht unbedingt der Garant für die Wirklichkeit. Und da ich dieses "ich", das alles dieses wahrnimmt oder erinnert, einfach nicht greifen kann und selbst einen aufkommenden Gedanken nicht zu seiner Quelle zurückverfolgen kann, zweifle ich auch an der "Tatsache", dass diese ganzen Überzeugungen über Körper und "ich" wahr sind.

So ist es naheliegend, um eine andere Sichtweise zu bitten. Was mich nicht daran hindert, Mitgefühl und Trauer zu empfinden oder das zu tun, was in der gegebenen Situation geboten ist. Letzteres wird sich aus der "alten" oder der "neuen" Sichtweise ergeben, denn Handlung entspringt immer der jeweiligen Sichtweise, also dem, was ich gerade für wahr halte.

Gregor

[gottfried]

[Elisabeth]

Vielen Dank euch allen. Ich habe keinen Fernseher und habe erst nach Luis Erwähnung des "jungen Norwegers" die Internetseiten einiger Frensehstationen besucht, und es gingen mir sehr ähnliche Fragen durch den Kopf wie Lui sie zur Sprache gebracht hat. Ich kann und will auch nicht damit leben, die "Alles ist Illusion"-Zauberformel als eine Einladung zu deuten, den Kopf in den Sand zu stecken oder sich die Welt schön zu reden. Zum Glück hat Gregor mit seiner punktgenauen Antwort sofort das (auch mein) Gedankenkarussell gebremst. Es ist für mich noch lange nicht erledigt und abgehakt, aber die Richtung, in die ich mich orientiere, ist markiert, und dafür bin sehr dankbar.

LG Elisabeth

[margo]

Lieber Jens, das hast du wunderbar auf den Punkt gebracht.
Lieben Dank!
margo

[gelbemaus]

Vielen Dank für eure tollen Beiträge!
Mir hilft hier auch der Gedanke, dass Gott möchte, dass ich glücklich bin. Wenn ich das akzeptieren kann ( kann ich ) und dann Leid sehe, kommt schon fast automatisch der Gedanke, dass mit meiner Wahrnehmung etwas nicht stimmen kann. Und ich kann IHN um eine andere Sichtweise bitten.
Mir hat dieser Gedanke schon sehr oft geholfen, auch bevor ich den Kurs kannte.

Bettina

[Kornelia]

Hallo Ihr Alle,
für mich gehts bei solchen Geschehnissen, wie eigentlich bei Allem immer darum sehr genau wahrzunehmen was sich da für eine Gefühlspalette an Groll, Hader, Wut, Hass Trauer usw. zeigt und was für Urteile auftauchen, Unrecht, Ungerechtigkeit vorne weg. Am krassesten ist dies in den persönlichen Beziehungen. Durch den Kurs habe ich gelernt, immer öfter bevor ich darin eintauche diese Gefühle an IHN zu übergeben, und sie mit IHM zusammen in SEINEM LICHT anzuschauen. Oft zeigt sich dann die nächste "Zwiebelschale", z.B. meine Angst zu kurz zu kommen u.u.,um dann vielleicht bei dem zu landen was dieser Welt zugrunde liegt, - der Ruf nach Liebe und die Angst vor der Liebe. Was ich damit sagen will, für mich ist alles was mir insbesondere an Leid oder Schrecklichem begegnet, was ich "erfunden" habe eine Gelegenheit mit IHM zusammen unbewußte Überzeugungen ans LICHT zu bringen und damit auflösen zu lassen. Und in dem Moment kann ich dann den Anderen, den scheinbaren Auslöser oder die Umstände auch im Licht sehen. Das Tolle ist, die Gelegenheiten (Lerngeschenke) gibts in diesem "Traum" immer und sie sind dazu noch sehr individuell, allerdings bedarf es der Bereitschaft sie als solche anzunehmen, u.a. zu schauen was sich im Untergrund so alles tumelt.

Kornelia

[Franziska]

Danke allen für Eure Beiträge. Was mich auch immer beschäftigt ist warum diese Grausamkeiten den anderen Menschen passieren und ich in dieser komfortablen Rolle bin, diese schrecklichen Taten nur zu hören oder zu lesen. Ich noch nie in der Lage war wirklich zu leiden, zu hungern oder zu sterben. Wie ist es, ich weiss Phantasien, aber trotzdem wie wäre es wenn ich so leiden müsste, wie kann das ein Mensch aushalten wenn ihm die Hände abgehackt werden?? einfach Krass diese Angst die es mir macht, dass diese Welt so furchtbare Greueltaten erschafft und das beruhigende für mich ist, wenn im Kurs steht, das dieser Wahnsinn nicht ist und es ein anderes Zuhause gibt.... also auch das schöne komfortable Leben nicht wahr ist nur die andere Seite der Medaille. Es ist ein hin und her in meinem Kopf..... Franziska

[Zeitweise]

Wie bereit bin ich wirklich zur Vergebung?

Lui

Du bist in dem Maße bereit zu vergeben, in welchem du verstehst, daß Vergebung oder das Wunder, das du wirkst, jeden Geist berührt und die beste Hilfe für jeden Geist ist, die du geben kannst.
Der Geist ist eins und deswegen berührt das Wunder alle. Ein Soldat wird durch dein Wunder vielleicht seinen tödlichen Schuss doch nicht abgeben, und er wird genau fühlen, daß dies ganz richtig ist, jemand in einer Behörde wird einen Hilfskonvoi vielleicht doch durchlassen und er wird empfinden, dass es gut ist, oder ein anderer, der trauert wird plötzlich durch dein Wunder voller Hoffnung und strahlender Zuversicht, oder zwei, die streiten müssen plötzlich lachen und gehen zusammen ein Bier trinken...oder fünf. ;-)



Lieber Gruß von Zeitweise

[6stesKind]

Hallo,

vielen Dank an die wertvollen Beiträge hier in diesem Thread. Auch mir geht es wie dir, Franziska, ich denke mir immer wie kann ein Mensch so Grausamkeiten aushalten und natürlich dahinter die Angst, dass es auch mir passieren könnte. Dann lese ich aber immer im Kurs oder auch hier und dann weiss ich eigentlich schon, dass mir das meiste bestimmt nicht passiert und wenn, dann glaub ich schon, dass ich es wie alle anderen auch hinnehmen kann oder muss.

aber Gedanken, warum wir Menschen wirklich so grausam sind, sind schon da, aber eben wichtig nicht zu verurteilen sondern zu schauen wie ich trotzdem vergebend darauf schauen kann.

Romy