07.01.2011, 08:51
Hi Thomas,
wah, du steckst aber echt mittendrin.
Was mir, als ich "mutterseelenallein" in meiner Bude mich mit solchen Gedanken geplagt habe, erstmals eine Hilfe war, war das Bewusstsein, dass mir nichts passieren kann. "Mir kann nichts passieren". Alles, was da kommen könnte, Scheidung, Unterhalt, Verkauf von Haus, Auto und sonstigen Gütern, die Kettensäge mitten durch die Sitzgarnitur ... es ist belanglos. Was mich so in den Wahnsinn getrieben hatte, war die Angst vor diesen Dingen. Und nicht nur vor diesen. Die Ehe an sich, die Kinder, das war mein ganzer Stolz, das war mein Aushängeschild. Der Stempel "erfolgreich" auf der Stirn. Die Vorstellung, stattdessen geteert und gefedert zu werden und das Looser-Schildchen umgehängt zu bekommen. Das war unvorstellbar und unerträglich.
Je mehr ich mich zu wehren versuchte, schlaue Pläne entwickelte, wie doch noch alles zu richten sein könnte, desto mehr verstrickte ich mich, zog die Schlinge immer enger, bis ich keine Luft mehr bekam. An diesem Punkt wäre ich ausgetickt, hätte mich nicht diese kleine Information erreicht: "Was willst du denn ... . Du bleibst immer du. Das, was du für deine Frau und deine Kinder empfindest (jenseits der Kräche), ist unantastbar. Dir kann nichts passieren." Als ich dann erwiderte: "Hey, wer bist denn du, sprich ruhig weiter, das interessiert mich", da war ich mitten im Kurs gelandet.
Die Trennung war für mich das totale Scheitern. Ehe und Familie waren ein "Besitz", umgeben von einer hohen Mauer, die Türen mit dicken Schlössern besetzt. Das war so und sollte so bleiben. Die totale, eingebildete Sicherheit. Und dann ... ein riesiges Scheppern und nix wars mehr mit Besitz, Mauer und Sicherheit. Weltuntergang? Nö. Hinter der ehemaligen Mauer taten sich neue Landschaften auf. Da wohnen sogar Menschen. Und da finden sich ganz neue Gedanken, die immer vor den verschlossenen Türen steckengeblieben waren.
Mit diesen Gedanken fällt es auf einmal leicht, mich umzudrehen und dorthin zurück zu gehen, wo einst meine Trutzburg stand. Zu denen, die immer noch da sind, die nicht weglaufen, wenn ich erscheine, die sich freuen, wenn sie mich sehen. Über deren Dasein ich mich freue. Wir flicken gemeinsam ein paar Dinge wieder zusammen, die zu Bruch gegangen sind in Kriegstagen. Wir sind nicht mehr das Ehepaar, nicht mehr die scheinbar perfekte Familie, wir arbeiten dennoch besser zusammen als vor dem Mauerfall. Wir haben nicht mehr tausend gemeinsame Ziele, die wir auf Biegen und Brechen erreichen wollen. Wir blicken nicht mehr permanent auf das Außen, wir sehen in uns Menschen, die sich einmal mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verletzt haben und nur noch eins wollen: Einander zu größtmöglicher Freude verhelfen, Friede miteinander erleben. Dazu muss man nicht verheiratet sein, dazu muss man nicht das Haus teilen, da spielen Sorgerechte keine Rolle. Das geht in jeder Situation. Und mit allen Menschen.
Auf einmal sind da andere, die ich genauso betrachte. Betrachten darf (die Ehe kerkert unsere Liebe auch sehr gerne ein). Mensch Thomas, die Welt ist groß. Was dich jetzt so ausbremst, ist gleichzeitig eine Riesenchance. Du hattest dich verheddert und verfranst und nichts ging mehr. Jetzt hats dich kräftig raus katapultiert. Da sitzt du nun und tust genau das Richtige: Du suchst dir den besten Input, den du überhaupt kriegen kannst. Du spielst dir ein Programm auf deinen Computer, das wirklich vom Allerfeinsten ist. Das wird dich verändern. Das wird deine Gefühle verändern. Die Freude wird die Wut und die Verzweiflung vom Tisch fegen. Und was dann kommt ... lass dich einfach überraschen. Es wird gut sein. Wir können hier nichts planen, aber das Glück liegt in jedem Augenblick vor unseren Füßen. Wir müssen uns nur bücken. Und das tust ja schon.
Ich bin froh, dass du hier schreibst. Auf die Art kann ich mir auch so manches bewusst machen. Danke dir und alles Liebe und Gute. Hannes
wah, du steckst aber echt mittendrin.
Was mir, als ich "mutterseelenallein" in meiner Bude mich mit solchen Gedanken geplagt habe, erstmals eine Hilfe war, war das Bewusstsein, dass mir nichts passieren kann. "Mir kann nichts passieren". Alles, was da kommen könnte, Scheidung, Unterhalt, Verkauf von Haus, Auto und sonstigen Gütern, die Kettensäge mitten durch die Sitzgarnitur ... es ist belanglos. Was mich so in den Wahnsinn getrieben hatte, war die Angst vor diesen Dingen. Und nicht nur vor diesen. Die Ehe an sich, die Kinder, das war mein ganzer Stolz, das war mein Aushängeschild. Der Stempel "erfolgreich" auf der Stirn. Die Vorstellung, stattdessen geteert und gefedert zu werden und das Looser-Schildchen umgehängt zu bekommen. Das war unvorstellbar und unerträglich.
Je mehr ich mich zu wehren versuchte, schlaue Pläne entwickelte, wie doch noch alles zu richten sein könnte, desto mehr verstrickte ich mich, zog die Schlinge immer enger, bis ich keine Luft mehr bekam. An diesem Punkt wäre ich ausgetickt, hätte mich nicht diese kleine Information erreicht: "Was willst du denn ... . Du bleibst immer du. Das, was du für deine Frau und deine Kinder empfindest (jenseits der Kräche), ist unantastbar. Dir kann nichts passieren." Als ich dann erwiderte: "Hey, wer bist denn du, sprich ruhig weiter, das interessiert mich", da war ich mitten im Kurs gelandet.
Die Trennung war für mich das totale Scheitern. Ehe und Familie waren ein "Besitz", umgeben von einer hohen Mauer, die Türen mit dicken Schlössern besetzt. Das war so und sollte so bleiben. Die totale, eingebildete Sicherheit. Und dann ... ein riesiges Scheppern und nix wars mehr mit Besitz, Mauer und Sicherheit. Weltuntergang? Nö. Hinter der ehemaligen Mauer taten sich neue Landschaften auf. Da wohnen sogar Menschen. Und da finden sich ganz neue Gedanken, die immer vor den verschlossenen Türen steckengeblieben waren.
Mit diesen Gedanken fällt es auf einmal leicht, mich umzudrehen und dorthin zurück zu gehen, wo einst meine Trutzburg stand. Zu denen, die immer noch da sind, die nicht weglaufen, wenn ich erscheine, die sich freuen, wenn sie mich sehen. Über deren Dasein ich mich freue. Wir flicken gemeinsam ein paar Dinge wieder zusammen, die zu Bruch gegangen sind in Kriegstagen. Wir sind nicht mehr das Ehepaar, nicht mehr die scheinbar perfekte Familie, wir arbeiten dennoch besser zusammen als vor dem Mauerfall. Wir haben nicht mehr tausend gemeinsame Ziele, die wir auf Biegen und Brechen erreichen wollen. Wir blicken nicht mehr permanent auf das Außen, wir sehen in uns Menschen, die sich einmal mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verletzt haben und nur noch eins wollen: Einander zu größtmöglicher Freude verhelfen, Friede miteinander erleben. Dazu muss man nicht verheiratet sein, dazu muss man nicht das Haus teilen, da spielen Sorgerechte keine Rolle. Das geht in jeder Situation. Und mit allen Menschen.
Auf einmal sind da andere, die ich genauso betrachte. Betrachten darf (die Ehe kerkert unsere Liebe auch sehr gerne ein). Mensch Thomas, die Welt ist groß. Was dich jetzt so ausbremst, ist gleichzeitig eine Riesenchance. Du hattest dich verheddert und verfranst und nichts ging mehr. Jetzt hats dich kräftig raus katapultiert. Da sitzt du nun und tust genau das Richtige: Du suchst dir den besten Input, den du überhaupt kriegen kannst. Du spielst dir ein Programm auf deinen Computer, das wirklich vom Allerfeinsten ist. Das wird dich verändern. Das wird deine Gefühle verändern. Die Freude wird die Wut und die Verzweiflung vom Tisch fegen. Und was dann kommt ... lass dich einfach überraschen. Es wird gut sein. Wir können hier nichts planen, aber das Glück liegt in jedem Augenblick vor unseren Füßen. Wir müssen uns nur bücken. Und das tust ja schon.
Ich bin froh, dass du hier schreibst. Auf die Art kann ich mir auch so manches bewusst machen. Danke dir und alles Liebe und Gute. Hannes
Für die Hölle ist kein Platz in einer Welt, deren Lieblichkeit so intensiv und umfassend sein kann, dass es nur ein Schritt von dort zum Himmel ist.