(16.09.2010, 21:42)Elisabeth schrieb: Die eindringlich appellierende Sprache und das direkte Angesprochenwerden als "du" im Text macht es ja dem Leser nicht gerade leicht, Distanz zu wahren.
Liebe Elisabeth, ich bin mit sehr viel Glauben, der mir tatsächlich wie zugeflogen vorkam, an den Kurs herangegangen. Das war für mich selber sehr überraschend, aber ich bin dankbar dafür, dass es so war, denn das hat von Anfang an solche Distanz verhindert und das Aufheben jeder Distanz zu GOTT erleichtert.
 Erika
(16.09.2010, 21:42)Elisabeth schrieb: Die eindringlich appellierende Sprache und das direkte Angesprochenwerden als "du" im Text macht es ja dem Leser nicht gerade leicht, Distanz zu wahren. Jesus will nicht, dass du Distanz zu DIR (=Distanz zu GOTT) wahrst. ER will eben diese Art von Distanz aufheben.
Gleichzeitig lehrt ER dich jedoch auch, dich vom Ego (=das, wofür du dich hältst) zu distanzieren - ja mehr noch - zu dissoziieren. Aber das ist eine ganz andere Sache.
Das Ego will dich natürlich beim Analysieren halten, denn dadurch wird seine "Existenz" weiterhin bewahrt. Und zum Kurs - zu GOTT - zu DIR wird dadurch Distanz bewahrt.
Was du dich bemühst, ist etwa so, wie wenn ein kleines Kind sich bemüht, Distanz zu seinen Eltern zu wahren. Dies ist zwar kurzfristig scheinbar möglich - doch lässt es das Kind auch vergessen, WOHER es kommt.
Johannes
(16.09.2010, 21:42)Elisabeth schrieb: Was das Meditieren berifft: Meine Sympathien gehen ziemlich in Richtung Therevada-Tradition, und ich habe einige Zeit vor dem Kurs meditiert, hauptsächlich Vipassana, dafür ist der gebräuchliche deutsche Ausdruck Achtsamkeitsmeditation, glaube ich. Es geht halt darum, eine Beobachterposition gegenüber den eigenen Bewußtseinsinhalten aufrecht zu halten, sich nicht mit ihnen zu identifizieren, aber sie auch nicht "unbeaufsichtigt" dahin treiben zu lassen. Man ist sich dann sehr bewußt, was man die ganze Zeit tut, wie oft man urteilt, plant, träumt, welche Gefühle man hat, aber man verwechselt sich nicht mit den eigenen Gefühlen, Gedanken und Urteilen. Man stellt dann fest "da ist Zorn", und das ist eben nicht dasselbe wie zornig sein.
Elisabeth
das erinnert mich ganz an meinen Anfang wo ich mit Beobachter und Meditation versuchte alles was ich im Kurs las zu verbinden...
Aber der Beobachter gehört auch zum Egosystem und das Einteilen und Sortieren der verschiedenen Gefühle ebenfalls, gibt es doch im Kurs keine Liste mit unterschiedlichen Gefühlswelten, sondern nur Angst oder Liebe....
Ch.Meyer sagt z.B. zur Vipassana Medi. sehr interessante Dinge:
http://zentrum.zeitundraum.org/
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(16.09.2010, 22:58)Elisabeth schrieb: (16.09.2010, 22:27)Gregor schrieb: Teil II (ab Lektion 220) ist reine Kontemplation jenseits der Worte (siehe Anleitung zu Teil II). Dieser Teil lässt auch Techniken wie Achtsamkeitsübungen hinter sich. Die kurzen Statements dienen einzig und alleine der "Einstimmung".
Das stimmt schon, aber der Einstieg ist eben doch verbal, und sehr tief war dann meine Kontemplation nie. Ich hatte auch Schwierigkeiten mit der Gebetform, dem plötzlichen Schwenk von einem völlig abstrakten GOTT, der nichts von der Welt weiß, zu einem sehr persönlichen Vater, diese Kurve hab ich nie ganz gekriegt. Bin wohl noch nicht wirklich bereit, mich darauf so einzulassen, wie es gemeint ist.
Elisabeth
Ich habe mir viele Jahre mit dem zweiten Teil des Übungsbuches total hart getan. In meinen zahlreichen Anläufen das Übungsbuch mal durch zu machen, hab ich immer wieder am Anfang des zweiten Teils abgebrochen. Jetzt ist es aber irgendwie anders, seit kurzem. Und ich mag es im Moment sehr die Übungen aus dem zweiten Teil zu machen. Ich tue mir mit dem sehr abstrakten Gottesbild im Moment eher hart und mir ist die Ansprache an ein tatsächliches Zweites eher hilfreich. Woher soll sonst die Hilfe kommen?
Vielleicht hilft ein praktisches Beispiel, den Sinn von Teil II der Übungen zu erfassen, in dem es m.E. um die Erfahrung des zuvor Gelernten geht:
Heute hatte ich eine zunächst sehr seltsam anmutende Erfahrung bei
Lektion 225.2.
Mein Inneres trudelte hin und her, denn mir war nicht klar, spricht Jesus jetzt zu mir oder spreche ich zu ihm? In der Vertiefung erlebte ich dann das Einssein mit IHM und die Frage erübrigte sich.....
Maya 
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(17.09.2010, 06:12)Johannes schrieb: Das Ego will dich natürlich beim Analysieren halten, denn dadurch wird seine "Existenz" weiterhin bewahrt. Und zum Kurs - zu GOTT - zu DIR wird dadurch Distanz bewahrt.
Kannst du wirklich mit Sicherheit ausschließen, dass es auch vernünftig sein kann, den Text einmal mit etwas mehr Distanz zu lesen? Kannst du mit Sicherheit sagen, dass dieser Wunsch nur vom Ego kommen kann?
Ich erlebe derzeit meine blauen Wunder mit dem Buch, habe Seite für Seite das Gefühl, Textpassagen, die ich schon viele Male gelesen habe, erstmals zu verstehen. Ein Mangel an Distanz kann auch dazu führen, dass man alles auf sich bezieht, aber in einem engen und kleinen Sinn, und den Text dann "instrumentalisiert" (das triffts nicht genau, aber mir fällt kein besseres Wort ein) statt wirklich zuzuhören.
Zitat:Was du dich bemühst, ist etwa so, wie wenn ein kleines Kind sich bemüht, Distanz zu seinen Eltern zu wahren. Dies ist zwar kurzfristig scheinbar möglich - doch lässt es das Kind auch vergessen, WOHER es kommt.[/color]
Kann ein Kind durch diese Distanz wirklich seine Herkunft vergessen? Es ist schon was dran, dass solche Motive für mich eine Rolle spielen, eine Art Emanzipation vom Text. Das Blaue Buch ist ja nicht GOTT, es ist ein Buch, ein Medium, ein Hilfsmittel. Wenn man zu eng an etwas dran klebt, kann man es nicht sehen.
Alles in allem bin ich positiv überrascht von der Milde deiner Antwort. Hättest auch ganz anders reagieren können auf meinen blasphemischen Plan, das Blaue Buch mal nur zu lesen.
Elisabeth
(17.09.2010, 09:06)Susanne schrieb: (16.09.2010, 22:58)Elisabeth schrieb: (16.09.2010, 22:27)Gregor schrieb: Teil II (ab Lektion 220) ist reine Kontemplation jenseits der Worte (siehe Anleitung zu Teil II). Dieser Teil lässt auch Techniken wie Achtsamkeitsübungen hinter sich. Die kurzen Statements dienen einzig und alleine der "Einstimmung".
Das stimmt schon, aber der Einstieg ist eben doch verbal, und sehr tief war dann meine Kontemplation nie. Ich hatte auch Schwierigkeiten mit der Gebetform, dem plötzlichen Schwenk von einem völlig abstrakten GOTT, der nichts von der Welt weiß, zu einem sehr persönlichen Vater, diese Kurve hab ich nie ganz gekriegt. Bin wohl noch nicht wirklich bereit, mich darauf so einzulassen, wie es gemeint ist.
Elisabeth
Ich habe mir viele Jahre mit dem zweiten Teil des Übungsbuches total hart getan. In meinen zahlreichen Anläufen das Übungsbuch mal durch zu machen, hab ich immer wieder am Anfang des zweiten Teils abgebrochen. Jetzt ist es aber irgendwie anders, seit kurzem. Und ich mag es im Moment sehr die Übungen aus dem zweiten Teil zu machen. Ich tue mir mit dem sehr abstrakten Gottesbild im Moment eher hart und mir ist die Ansprache an ein tatsächliches Zweites eher hilfreich. Woher soll sonst die Hilfe kommen?
Mir ergeht es ähnlich. Ich habe zwar das ganze Übungsbuch durch gemacht, aber erst jetzt beginne ich zu beten. Mir hat dieser Hinweis von Gregor http://www.pro-agape.de/forum/showthread.php?tid=2110 als Anregung gedient.
Susanne
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(17.09.2010, 03:57)Stephan schrieb: (16.09.2010, 22:34)Inge schrieb: Trotzdem finde ich, dass Meditation durchaus parallel zum Kurs laufen kann...und keines das andere wirklich auszuschliessen hat, solang wir uns gewahr sind, was wir tun....
Natürlich. Gut, dass du darauf hingewiesen hast. Ich wollte auch nicht so verstanden werden: Kurs contra Meditation.
Gregor hat ja auch klar auf die reine Kontemplation ab Übungsbuch Teil II hingewiesen (Danke für diesen klärenden Hinweis). Auch das "Lied des Gebets" ist eine wirklich wunderbare Einführung in das kontemplative Gebet bzw. die Kontemplation.Schauen, beim Schreiben ... Da besteht kein Unterschied.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich wollte nicht unterstellen, du würdest Kurs und Meditation einander entgegensetzen. Dass ich das Kursüben und Meditieren schwer vereinbar finde, ist für mich persönlich ein praktisches Problem, das vielleicht vorübergehender Natur ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich betreibe ich das Meditieren eher als eine Art Psychohygiene, die die Voraussetzungen dafür schaffen soll, dass eine spirituelle Praxis überhaupt möglich ist, also eher ein Anti-Schizo-Notprogramm als ein Weg zur Erleuchtung. Ich habe mich wohl auch deshalb nie als Buddhistin verstanden.
Im Augenblick bereue ich es ein bisschen, dass ich das Thema überhaupt angesprochen habe. Ich fürchte ich habe eine Menge Verwirrung gestiftet.
Elisabeth
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(17.09.2010, 21:25)Elisabeth schrieb: Im Augenblick bereue ich es ein bisschen, dass ich das Thema überhaupt angesprochen habe.
Ich nicht.
(17.09.2010, 21:25)Elisabeth schrieb: Ich fürchte ich habe eine Menge Verwirrung gestiftet.
Im Gegenteil.
Gregor
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(17.09.2010, 21:07)Siboa schrieb: Ich habe mir viele Jahre mit dem zweiten Teil des Übungsbuches total hart getan. In meinen zahlreichen Anläufen das Übungsbuch mal durch zu machen, hab ich immer wieder am Anfang des zweiten Teils abgebrochen. Jetzt ist es aber irgendwie anders, seit kurzem. Und ich mag es im Moment sehr die Übungen aus dem zweiten Teil zu machen. Ich tue mir mit dem sehr abstrakten Gottesbild im Moment eher hart und mir ist die Ansprache an ein tatsächliches Zweites eher hilfreich. Woher soll sonst die Hilfe kommen?
Im Kurs wird ja beides gesagt: Am Anfang wird uns erklärt, dass wir Jesus und den Heiligen Geist als Vermittler brauchen, weil GOTT unsere Träume, die IHM wesensfremd sind, nicht verstehen kann. GOTT rückt dabei in eine unerreichbare Ferne und wird unansprechbar. Aber am Ende ist er der VATER, der uns hört. Vielleicht ist das nicht so widersprüchlich wie es aussieht, weil ja auch uns in Wirklichkeit unsere Träume wesensfremd sind, und auch wir wissen in Wirklichkeit nichts von der Welt. Aber jetzt versuche ich, eine rein intellektuelle Antwort zu finden.
Eine große Schwierigkeit bei den Übungen im zweiten Teil des Übungsbuches waren für mich auch ziemlich triviale Äußerlichkeiten, zum Beispiel habe ich GOTT bis dahin nie als "VATER" angesprochen, das fühlt sich für mich nicht natürlich an, ich habe immer "Lieber Gott" gesagt, und "Vater" nur zu meinem leiblichen Vater. Das ist jetzt wirklich ein lächerliches Detail, aber ich habe mich mehr als einmal verzweifelt in den Schlaf geweint, nachdem ich wieder einmal etwas darüber gelesen hatte, was man beim Beten alles falsch machen kann, und ich mich dann gar nicht mehr zu beten traute.
Zitat:Mir hat dieser Hinweis von Gregor http://www.pro-agape.de/forum/showthread.php?tid=2110 als Anregung gedient.
Danke für den Link! Ich habe den Text mit großem Interesse gelesen, aber das ist doch alles viel zu hoch für mich. Berufung zur Kontemplation! Das ist nicht meine Liga.
Ich vertrau meiner inneren Führung, und die sagt zu mir: "So undiszipliniert und ruhelos kann ich dich nicht brauchen, nimm dich an die Kandare!" Also tu ich es. Mehr als das ist mein Meditieren nicht, und ich fürchte das ist von Kontemplation in dem Sinn, wie Gregor diesen Begriff ins Spiel gebracht hat, sehr weit weg. Und ich bete noch immer zum "Lieben Gott", wie ich es als Kind getan habe.
Elisabeth
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