06.09.2013, 15:37
(06.09.2013, 00:26)Elisabeth schrieb: Und auch das Kleinreden und Herabsetzen von spirituellen Durchbrüchen kann zu einer Egofalle werden, zu einer Art negativem Besonderheitskult.
Was verstehst du unter "spirituellen Durchbrüchen"?
Hast du in einer Meditation eine plötzliche Erfahrung von Einheit, begleitet von tiefem inneren Frieden, alle "Probleme" sind nur noch bedeutungslose Schatten ohne Wirkung, die den Bewusstseinszustand der Glückseligkeit nicht berühren können - ist das ein spiritueller Durchbruch?
Gehst du in diesem "Zustand" freudig erregt ("DAS ist es!") zum Darshan, zum üblichen regelmäßig stattfindenden Gespräch zwischen Schüler und Meister (z.B. im Zen), und handelt es sich nicht um einen dieser inflationär auftauchenden und verschwindenden Instant-Meister, wird er dich sofort hinaus werfen. Ist er gesprächig, wird er wohl noch brummeln: "Zu viel Ego. Mach deine Übungen weiter!".
Das ist kein Erleuchtungs-Bashing. Denn Erleuchtung ist das Ziel der ganzen Übungen, auch im Kurs (der andere Worte nutzt und sich in einem anderen konzeptionellen Rahmen bewegt). Es ist das Bashing (Wikipedia) der Verwechslung von psychologischen Erfahrungen mit spirituellen Zielen.
"Spirituelle Erfahrungen" (oder das, was man dafür hält) haben nichts mit Erleuchtung zu tun. Erleuchtung ist niemals individuell, daher macht die Frage "Bin ich erleuchtet?" oder "Ist Heinz-Gerd-San erleuchtet?" keinen Sinn. Diese Erfahungen sind hilfreich - wenn sie nicht vom Ego vereinnahmt werden, und das werden sie in der Regel. Ein Kriterium für Erleuchtung oder gar Erleuchtung sind sie nicht.
Um im Kursjargon zu bleiben: die Schau, die wahre Wahrnehmung, spielt sich in der Welt und daher mit Wirkung auf das Individuum ab, hat aber mit Psychologie nichts zu tun, ist also kein Bewusstseinszustand (der wieder endet).
Man kann "Erleuchtungszustände" oder "-erfahrungen" durch einschlägige Techniken, Methoden oder auch Drogen hervorrufen - aber keine Erleuchtung oder Schau.
Gregor