Gegenwärtige Weltlage

[Inge]

Aber hat nicht auch Jesus, der Sohn Gottes, gelitten? Unter den Demütigungen, den Foltern, dem Sterben am Kreuz ("Mein Gott, warum hast du mich verlassen?")?

Hallo Eirene,
Du findest im 6. Kapitel des Textbuchs, Abschnitt I. Die Botschaft der Kreuzigung.

[Celestine]

Auch für mich, ist die Kreuzigung eine Schlüsselstelle in der Bibel, die mir bei ihrer Betrachtung fühlbare Schmerzen zufügt. Allerdings sind es nicht die "Leidensschilderungen", die dieses tun, sondern ausschließlich dieses angebliche Jesuszitat:

Eli, Eli, lama asabthani? - Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?

Das reißt mir schier das Herz raus...

[Zwilling]

Das reißt mir schier das Herz raus...

Liebe Celestine,

weißt Du, warum das so ist?

Erika

[Celestine]

weißt Du, warum das so ist?

Naja, die Unmöglichkeit des Trennungsgedankens....?

Ich weiß es nicht wirklich, was da in mir so tief berührt wird, aber ich glaube, dass muss es wohl sein, oder?

Astrid

[Kursvorschüler]

Es ist tatsächlich hilfreich, nicht zu glauben, dass man den Kurs versteht, nur weil man die Worte lesen kann.
Das Verständnis kommt von ganz woanders her. Ohne Mühe und ohne Anstrengung

Gut, das ist bestimmt so, daran zweifele ich nicht. Ich frage dann jetzt nicht mehr oder nicht mehr so viel. Ich überlege auch, ob ich mich besser aus dem Forum zurückziehe und vielleicht später mal wieder hereinschaue. Ich werde das Gefühl nicht los, ich verursache hier zu viel Unruhe - ich weiß, eine Projektion und es geht nur um mich Wenn ich mich dazu entscheide, wäre es wirklich nur deswegen, weil es aus irgendeinem Grund nicht passt - ich habe mich wohl hier gefühlt, lauter nette brothers and sisters Im Moment denke ich einfach, ich kann hier nicht mitreden. Ich verstehe einfach zu oft nicht, was für die meisten sonnenklar zu sein scheint und dann komme ich natürlich mit penetranten Fragen und ich verstehe gut, dass das auch lästig sein kann. Ihr habt hier eure eigene Sprache, seid euch einig in eurem Verständnis des Kurses und die meisten kennen ihn auch einfach viel besser als ich. Vielleicht mach ich einfach meine Übungen, bleibe mit dem Kurs alleine und lass mir alles vom HG erklären und vielleicht schau ich danach mal wieder rein.

Jetzt erst mal gute Nacht!

Thomas

Hallo!
Dazu kann ich auch was sagen. Oft schwirren bei mir die Fragen nur so durcheinander und ich suche Antworten im blauen Buch. "Verstehe" ich die Worte mal wieder nicht, bin ich oft kurz davor einfach im Forum meine Frage zu stellen, weil ich das Gefühl habe, nicht mehr auf eine Antwort warten zu können. Aber dann wiederum glaube ich, die Antwort JETZT noch nicht kennen zu müssen. Und seltsamerweise (oder auch nicht) fand ich dann doch eine "akzeptable Antwort" auf alle Fragen genau in diesem blauen Buch, wo ich sonst kaum was begreife.

In Kapitel 14/III/19 stand dieses.
Wann immer du im Zweifel bist, was du tun solltest, denke an SEINE GEGENWART in dir, und sage dir dieses, und nur dieses:
ER führt mich, und ER kennt den Weg, den ich nicht kenne.
Doch wird ER mir nie vorenthalten, was ich nach
SEINEM Willen lernen soll.
Uns so vertraue ich darauf, dass ER mir alles mitteilt,
was ER für mich erkennt.

Und es kann dann ja durchaus mal sein, daß ich seine Antwort vielleicht auch mal durch dieses Forum bekomme.

Birgit

[Inge]

Eli, Eli, lama asabthani? - Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
Das reißt mir schier das Herz raus...

Hallo Celestine,
ging mir auch lange Zeit so. Ich maaße mir nicht an, "deuten" zu können, was diese Bibelstelle uns sagen will (hab da bloss so meine "Vermutung"). Sagen kann ich nur, dass ich diesen Ausruf in Stunden der tiefsten Verzweiflung und Verlassenheit schon selbst gestammelt habe. Es folgte dann ein völliges Ergeben (surrender): ich kann nicht mehr -- und ein seltsamer Friede füllte meinen Geist .... Heisst's nicht in der gleichen Bibelgeschichte: "Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist...." (oder so ähnlich).

Wie schon vorher erwähnt, "Die Bedeutung der Kreuzigung", wie sie der Kurs darstellt, kann dir mehr sagen als ich es jemals könnte....

Doch lange Rede kurzer Sinn: frag dich mal, ob du nicht schon selbst ganz tief drinnen (möglicherweise sogar unbewusst) diese furchtbare Verlassenheit (Trennung?) gefühlt hast -- und dich deshalb dieser Ausruf so tief berührt?

Nur so mal -- zum Sonntach.

[Zwilling]

weißt Du, warum das so ist?

Naja, die Unmöglichkeit des Trennungsgedankens....?

Ich weiß es nicht wirklich, was da in mir so tief berührt wird, aber ich glaube, dass muss es wohl sein, oder?

Astrid

Liebe Astrid,

Du sprichst davon, dass es Dir das Herz rausreißt. Das meinst Du natürlich symbolisch, trotzdem versteht jeder, was Du damit meinst und kann es mitfühlen. Die Sprache der Gefühle ist wohl universell.
Ich weiß nicht, ob in allen Kulturen das Herz als Symbol für Liebe steht. Jedenfalls gibt es für den Körper ohne das Organ Herz kein Leben – wieder auch ein Symbol.
Angenommen, das Herz würde auch für die LIEBE stehen, dann wäre es gleichzeitig Symbol für das, was GOTT ist. Die Unmöglichkeit der Trennung von GOTT wird in dieser Symbolik auch klar: ohne GOTT ist Leben nicht möglich. Mit Leben ist jedoch nicht das gemeint, was mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet.
Wenn Jesus am Kreuz die Frage gestellt hat, kann man das als eine Botschaft verstehen. Indem Jesus diese Frage (sie ist der Trennungsgedanke) bewusst stellt wird ihre Beantwortung (= Unmöglichkeit der Trennung - ohne das Herz gibt es kein Leben) in der Auferstehung deutlich.
Soweit mein Versuch dazu. (Eigentlich hast Du die Frage ja gar nicht gestellt...)

Erika

[Eirene]

Inge schrieb:

frag dich mal, ob du nicht schon selbst ganz tief drinnen (möglicherweise sogar unbewusst) diese furchtbare Verlassenheit (Trennung?) gefühlt hast -- und dich deshalb dieser Ausruf so tief berührt?

Ja, so ist es !

Wie nahe uns Jesus in diesem Ausruf, in diesem Mensch-Sein doch ist!


Ich schenke mir selbst den Kurs zu Weihnachten, kann also die Stelle über die Kreuzigung noch nicht nachlesen .... werde es aber dann tun!


Gruß
Eirene

[jochen]

liebe Astrid,

ich kann dir das sehr gut nachfühlen.
Für mich ist das „Eli, Eli, lema sabahtami“ – Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
eines der bedeutendsten Jesusworte.

Ich hatte damit folgende Geschichte:
1986 habe ich eine sehr schmerzhafte Trennung erlebt.
Ich war wirklich am Boden zerstört, völlig am Ende, ohne jeden Lebensmut. Ich fühlte mich grenzenlos verletzt und verlassen.
Meine Schwester schickte mir damals einen Brief, in dem sie schrieb:
„Jetzt weißt du, wie sich Jesus gefühlt hat, als er am Kreuz rief: Eli, Eli, lema sabahtami!“

In diesem Augenblick machte es bei mir „klick“. Ich wußte plötzlich, Gott hat mich nicht verlassen. Gott hat nie jemanden verlassen, auch seinen Sohn nicht.
Der Schmerz war immer noch da, aber es war nicht mehr nur mein Schmerz. Und wenn man den Schmerz mit einem anderen teilt, ist man nicht mehr allein, nicht von allen verlassen. Mir war auch plötzlich klar, wie lächerlich gering mein kleiner Schmerz im Grunde war, und wie ich mich da reingesteigert habe.

Der tiefste Schmerz, den wir uns vorstellen können, ist der, von allem getrennt zu sein.
Ich konnte in diesem Augenblick das Gefühl von völliger Trennung, von verlassen sein, nicht mehr aufrechterhalten.

Und doch, wir alle kennen diesen Urschmerz.
Die Erinnerung daran geht wie ein Messer ins Herz.
Ohne die Erinnerung daran ist keine Heilung möglich.
Einen Irrtum kannst du erst dann berichtigen, wenn du dir die volle Tragweite dieses Irrtums bewußt machst. Wenn du alle Gefühle, die damit verbunden sind und die in allen möglichen Alltagssituationen wieder auftauchen, zuläßt.

Als Kind hat man mir erzählt: Gott ist in Jesus Mensch geworden, um uns zu erlösen.

Da ist was dran. Die Worte Jesu am Kreuz sind die Essenz dessen, was das Menschsein, oder mit den Worten des Kurses, das Körper-Sein, ausmacht: Das Gefühl, von Gott getrennt zu sein.
Das ist etwas, was jeder von uns kennt, was jeden von uns ganz tief berührt. Und dieses Gefühl: Was denn, der auch? macht Jesus erst wirklich zum Bruder. Das haut rein.

Das ist wirklich paradox: Dieser winzige Augenblick, in dem Jesus meinen Irrtum geteilt hat, hat mir vor Augen geführt, daß es ein Irrtum ist, an Trennung zu glauben.
Menschen kommen und gehen.
Jesus ist bei mir geblieben.
Selbst in meinem dunkelsten Moment hat er mir gezeigt:
„OK Junge, auch dort bist du nicht allein. Ich weiß, wie dir zumute ist.“
Ohne die Worte am Kreuz hätte ich ihm nicht geglaubt.
Ich hätte mir gesagt: Der hat gut reden, der weiß ja gar nicht wie das ist. Wie sich das anfühlt. Und hätte weiter gelitten und den Traum von der Trennung geträumt.

Selbst in unseren ärgsten Träumen sind Jesus und der Heilige Geist noch anwesend und bei uns. Wenn wir an Kreuzigung glauben, dann geht Jesus auch diesen Weg mit. Er ist immer bei uns, auch in der dunklen Nacht der Seele. Wenn wir dort stehen bleiben, bleibt er auch dort stehen und wartet.

Bis wir den Irrtum erkennen, und vergeben können, daß wir uns selbst und ihn so gesehen haben.
Das ist dann das nächste Paradox: Weil es in Wahrheit nur einen Gottessohn gibt, vergebe ich dem einen Gottessohn, daß ich ihn als Leidenden wahrgenommen habe. Ich mußte ihn als Leidenden wahrnehmen, weil ich mich selbst als Leidenden wahrgenommen habe. Der einzige Trost, der mich damals erreichen konnte, war die Wahrnehmung von einem Gottessohn, der mit mir leidet. Eigentlich völlig verrückt, aber das war damals die einzige Form, in der ich Gottes Liebe an mich heranlassen konnte. Gott wurde Mensch. Die Liebe Gottes in Gestalt von Jesus kennt keine Grenze, wo sie haltmacht und sagt: „Das ist aber jetzt ein völlig schwachsinniger Alptraum, da mach ich nicht mit! Da geh du mal alleine durch!“

Deshalb berührt uns das „Eli, Eli, lema sabahtami“ so sehr.
Selbst in der tiefsten Verzweiflung ist er noch an unserer Seite.
Aus Liebe.


jochen

[Inge]

...Für mich ist das „Eli, Eli, lema sabahtami“ – Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ eines der bedeutendsten Jesusworte....

Danke, Jochen -- du hast das wunderbar zum Ausdruck gebracht.

Während einer meiner dunkelsten Stunden "hörte" ich einmal folgende Worte (leider kamen sie in Englisch durch):

"Know, that I am always with you,
Though you may not feel my Presence.
For if you would feel Me
When a wave of pain washes over you,
You would not immerse yourself as deeply
As is necessary for your cleansing."