15.09.2016, 00:03
(30.05.2011, 19:32)Gregor schrieb: Mein ungeschulter, ja undisziplinierter Geist hat eine Art eingebauten Widerstand gegen Strukturen. Das ist nützlich für das Ego, weil es im Chaos zu Hause ist. Es ist das Chaos, welches ich mit Struktur verwechsle. Wenn mir jemand sagt, ich solle etwas auf eine bestimmte Weise tun, kommt es vor, dass ich rebelliere: durch Lustlosigkeit, oder durch Aufschieben, weil ich gerade etwas anderes tun will, durch Vergessen oder sogar durch aktiven Widerstand.
Die Praxis, die in den ersten vergangenen Lektionen des Kurses angeboten wurde, war noch ohne jede Struktur. Dies war sorgfältig so geplant. Aber mit der heutigen Lektion beginnt eine Strukturierung. Es wird nicht viel verlangt, ich soll einfach nur jede halbe Stunde wiederholen, was ich wirklich will: Ich bin entschlossen, zu sehen. Das beinhaltet das Eingeständnis, dass ich jetzt nicht sehe. Warum das so ist, habe ich in den vergangenen Lektionen gelernt. Sicherlich, so richtig überzeugt bin ich noch nicht, aber da ist so eine kleine Einsicht, dass da was dran ist. Das genügt.
Wie oft werde ich heute diese einfache Praxis vergessen: weil es gerade etwas Wichtigeres gibt, weil es gerade nicht passt, da ich keine Zeit habe, oder weil ich es einfach vergesse.
Die heutige Lektion, insbesondere die praktische Übung, ist nicht trivial. Wenn ich diese Lektion wirklich begreife, wenn ich also wirklich allen Ernstes meine, was ich da sage, ist meine Aufgabe getan. Mehr wird nicht von mir verlangt, das ist alles, was der Kurs jemals von mir verlangen wird. Will ich wirklich sehen, werde ich sehen.
Die heutige Lektion:
„Ich bin entschlossen zu sehen“ macht mich sehr nachdenklich.
Da ich den Kurs schon ein bisschen zu kennen glaube und ich dieses Mal ganz andere Empfindungen beim nochmaligen/mehrmaligen Durchgehen der Lektionen habe, steh ich vor mir selber da und frage mich: und wie entschlossen bin ich wirklich?
In dieser Lektion geht’s zum ersten Mal um Disziplin. Nicht um eine Holzhammer-Methode oder Drill, sondern schlicht um Disziplin. Zum Vergleich: wenn ich weltlich wirklich etwas lernen will, benötige ich weder einen Antreiber noch jemand, der mich ständig daran erinnert meine Hausaufgaben zu machen. Ich mache sie diszipliniert und lerne ohne Anstrengung mit großem Interesse und Freude freiwillig. Da muss ich mich eher bremsen ;-), wenn mein Interesse mal entbrannt ist.
Beim Kurs ist es verdammt zwiespältig. Anders kann ichs nicht ausdrücken. Zwiespältige Empfindungen sind nicht nur unangenehm sondern heftige Bremsen!
Da frag ich mich: wenn ich so zwiespältige Gefühle habe, bin ich dann vielleicht noch gar nicht bereit? Ganz egal, seit wann ich auf den Kurs gestoßen bin und mich damit beschäftige. Versuche ich auf Biegen und Brechen ein auf „spirituell“ zu machen, warum auch immer?
Wieso kann ich nicht die gleiche Begeisterung für diese Disziplin aufbringen, wie ich sie für was Weltliches aufbringe?
Das ist mir ein Rätsel.
Ich weiß nicht, wie das im Buddhismus ist, doch ich vermute, ein buddhistischer Lehrer würde jetzt keinen Schritt weiter gehen und sagen: klär das erst mal.
Der Kurs geht aber immer weiter.
Morgen kommt ja schon die nächste Lektion, obwohl ich diese ja noch gar nicht wirklich nachvollzogen hab.