Grundlos glücklich

[Michael*]

Ja, bedingungslose Liebe wird wohl die Trennung für uns bedeuten. Ich sehe keinen anderen Weg. Schade.

Da sagst du eigentlich etwas sehr Trauriges, aber etwas, das für uns alle erst mal zutrifft: Der Gedanke einer „bedingungslosen Liebe“ hat uns abgestoßen, weil wir Angst vor ihm haben. Er scheint alles, was wir „lieben“, in Frage zu stellen und eine „normale Beziehung“ unmöglich zu machen. Er kann nur "Trennung" bedeuten.

Dabei, wenn man sich dann wirklich auf auf diesen Gedanken einlässt, sieht er alles nur in einem anderen Licht, und unsere „normalen“ Beziehung werden erst jetzt natürlich, weil wirklich liebevoll. Das kann praktisch sogar tatsächlich mal bedeuten, dass man sich äußerlich „trennt“, aber man bleibt dabei in Liebe zum anderen, also: ungetrennt von ihm.

Und andererseits muss es natürlich keine äußerliche Trennung bedeuten. Bei mir z.B. ist es so, dass die Akzeptanz der „eigentlichen“, großen, bedingungslosen LIEBE mein „Ja“ zu meiner Frau erst eindeutig hat werden lassen. Und das schließt in diesem speziellen Fall die innere Sicherheit mit ein, dass ich mit ihr zusammen hier mein Dasein in dieser Welt verbringen will und werde. Und das auch dann, falls sie mir eines Tages mal das Kursbuch um die Ohren haut.

Mir scheint, wenn ich das so sagen darf, dass es für dich schon eine „Tatsache“ ist, dass an eine „bedingungslose Liebe“ zu glauben ein Absondern vom anderen bedeuten muss.
Lass doch einfach mal einen kleinen Zweifel daran zu. Und vielleicht hat auch dein Mann neben seiner Sehnsucht danach auch noch - wie wir alle - Angst vor dieser Bedingungslosigkeit. Einander die Angst zu nehmen statt sie zu schüren ist aus dem kleinen Erfahrungsschatz, den ich dazu beisteuern kann, das Befreiendste, was es gibt. Es macht wirklich froh. Dazu muss man manchmal für einen Moment ein bisschen Angst aushalten, weil man sie nicht gleich wieder wie gewohnt von sich abweist und dem anderen einjagt, damit sie weg ist - aber am Ende ist ein Mehr an Kraft und an Liebe da für beide. 


Noch mal alles Gute für dich und euch, Michael