01.10.2007, 12:43
Der Begriff der Projektion im Kurs unterscheidet sich in manchem von dem in der Psychoanalyse. Der Begriff stammt von Freud, ist aber bei diesem noch nicht eingehend behandelt. Besondere Aufmerksamkeit hat er erst seit Melanie Klein erfahren, die ihn zugleich von der projektiven Identifizierung unterscheidet. Projektion wird psychoanalytisch teils als ein ganz gewöhnlicher Vorgang gesehen, der schon nötig ist, um sich in einen anderen hineinzuversetzen, teils als pathologischer. Das Beziehungsgeschehen, daß sich aus projektiver Identizierung entwickeln kann, ist nicht auf den Projizierenden beschränkt, sondern kann - über die "Gegenübertragung" in einem nicht klinischen Sinn - auch denjenigen, in (also nicht nur: auf) den etwas projiziert wird, so agieren lassen, daß er die (positiven oder negativen) "Erwartungen" des Projizierenden unbewußt erfüllt und bestätigt. Projektive Identifizierung ist also auch ein manipulativer Akt.
Die Projektion des Kurses ist kein Wechselgeschehen. Die Beschreibungen beziehen sich nur auf den Projizierenden (als den einzigen, um den es geht), soweit ich sehe. Ein grundlegender Unterschied besteht auch darin, daß psychoanalytisch nicht nur "böse", sondern auch "gute" Anteile des eigenen Selbst projiziert, abgespalten und mit dem anderen identifiziert werden können. Die Idealisierung des Therapeuten z.B. ist ein gängiges Beispiel für die Projektion "guter" Selbstanteile. Im Kurs sehe ich soweit vor allem "böse" Projektionen des Ego. Das Schöne, Gute, was das Ego in der Welt sieht, muß aber wohl ebenfalls im Sinne des Kurses als Projektion angesehen werden, oder? Die ganze unterschiedene Welt wird ja letztlich als eine einzige Projektion der Gespaltenheit im Projizierenden aufgefaßt.
Dies schreibe ich nun, ohne die "Erläuterungen" schon zu kennen. Vielleicht kann und mag jemand noch etwas dazu beisteuern. Der Begriff scheint mir jedenfalls schon einen eigenen Thread wert. Die Wikipedia-Artikel zu diesen Begriffen (Projektion, projektive Identifizierung) sind noch nicht sehr gut.
Grüße,
Hippias minor
Die Projektion des Kurses ist kein Wechselgeschehen. Die Beschreibungen beziehen sich nur auf den Projizierenden (als den einzigen, um den es geht), soweit ich sehe. Ein grundlegender Unterschied besteht auch darin, daß psychoanalytisch nicht nur "böse", sondern auch "gute" Anteile des eigenen Selbst projiziert, abgespalten und mit dem anderen identifiziert werden können. Die Idealisierung des Therapeuten z.B. ist ein gängiges Beispiel für die Projektion "guter" Selbstanteile. Im Kurs sehe ich soweit vor allem "böse" Projektionen des Ego. Das Schöne, Gute, was das Ego in der Welt sieht, muß aber wohl ebenfalls im Sinne des Kurses als Projektion angesehen werden, oder? Die ganze unterschiedene Welt wird ja letztlich als eine einzige Projektion der Gespaltenheit im Projizierenden aufgefaßt.
Dies schreibe ich nun, ohne die "Erläuterungen" schon zu kennen. Vielleicht kann und mag jemand noch etwas dazu beisteuern. Der Begriff scheint mir jedenfalls schon einen eigenen Thread wert. Die Wikipedia-Artikel zu diesen Begriffen (Projektion, projektive Identifizierung) sind noch nicht sehr gut.
Grüße,
Hippias minor