30.09.2007, 20:38
Gregor schrieb:Habe ich das jetzt richtig verstanden: der Christ zeichnet sich dadurch aus, dass ihm so richtig Feuer unter dem A... gemacht wird.
Lieber Gregor,
das hast Du richtig verstanden. Der Christ hat richtig Feuer unter dem Hintern. Kierkegaard ist aber fern davon, die Angst zu verherrlichen. Für ihn ist die Angst ein notwendiges Moment, an dem sich der Glaube bildet. Der Glaube besiegt für Kierkegaard die Angst, aber eben immer so, daß er ohne Angst gar nicht zu erringen wäre - für ein Wesen wie den Menschen.
Gregor schrieb:Die Angst wird einfach durch größere Angst übertüncht????
Das wäre nicht Kierkegaards Ansicht. Er hat ja viel über Angst geschrieben, vor allem die Schrift "Der Begriff Angst". Die Funktion der Angst ist das Aufdecken, nicht das Übertünchen. An der zitierten Stelle oben wird die geringere Angst durch die größere Angst besiegt. Die Angst "vor" Gott - die eine Angst auf Gott zu ist und nicht die "Angst vor Gott" des Kurses - läßt allem anderen gegenüber mutig werden. Kierkegaard schreibt:
Wer in Wahrheit das Fürchten gelernt hat, der wird sich wie im Tanz bewegen, wenn die Ängste der Endlichkeit anfangen aufzuspielen und wenn die Lehrlinge der Endlichkeit Verstand und Mut verlieren.
(Begriff Angst, V)
Dieser Angst-Begriff ist an den Schuld-Begriff und an den Freiheitsbegriff geknüpft. Durch die Angst vor Gott wird der Mensch aus den weltlichen Ängsten herausgezogen, aber wie gesagt, nicht um bei dieser Angst stehen zu bleiben, sonders sie, nicht ein für alle Mal, sondern, als in der Zeit existierend, wieder und wieder glaubend zu besiegen.
Aber für Kursschüler ist das nichts. Und auch in der protestantischen Theologie, wohin Kierkegaard in gewisser Weise gehört, ist er bei aller Berühmtheit und Wirkung (Existenzphilosophie, Dialektische Theologie) eher eine abseitige Figur und Position.
Es scheint mir hier nicht der Ort, Kierkegaard zu verteidigen. Aber auf den Spaß oben wollte ich, da ich ihn schon so breit zitiert hatte, dann doch noch so antworten, daß er - im Rahmen seines christlichen Denkens, nicht ganz blöd dasteht. Und in meiner Auseinandersetzung - man kann das als Festhalten ansehen - komme ich immer wieder doch dazu, mir einiges nochmal an seinen Schriften klar zu machen.
Ohne Schuld (unendliche, nicht wiedergutzumachende Schuld) hätte Angst (in ihrer ausgebildeten, auf Gott bezogenen Form) keinen Sinn. Kierkegaard spricht hier von "Angst vor dem Guten". Und Schuld bzw. Sünde ist für Kierkegaard das Gegenteil von Glauben. Es geht in seinem Denken immer wieder um innere Bewegungen des Menschen.
Liebe Grüße
Hippias minor