24.08.2010, 10:07
Möchte noch etwas erzählen, das - zumindest für mich - ganz gut zum Thema passt.
Am Samstag war ich zum Wandern verabredet. Es war so richtig heiß und nach drei Kilometern brauchte ich schon ein Pflaster. Unser Führer hatte die Route so gewählt, dass sie an Stätten seines Wirkens vorbeiführte, und meine inneren Kommentare lauteten in etwa: „Schön, bei dieser Affenhitze an einer lauten Fabrik entlangzulatschen, zu deren Mauern Du zwei bis zweihundert Fugen beigetragen hast.“ Die meiste Zeit gingen wir jeweils zu zweit in abwechselnden Zusammensetzungen nebeneinander, und es war überhaupt nicht verkrampft, sondern "wie selbstverständlich". Irgendwo unterwegs holten wir noch einen Mitwanderer ab, den ich so gut wie gar nicht kannte. Gegen Mittag, nach drei Stunden Dauersonne, war ich schon ziemlich platt, habe mich aber auch nach der Pause wieder aufgerappelt. Was sich schon auf der ganzen Strecke angedeutet hatte, setzte sich nun fort. Unser Leitwolf korrigierte die Angaben, wie weit es denn noch ist und wie lange wir noch gehen werden, immer ein wenig nach oben. Als er bei einer weiteren Pause verkündete, es seien jetzt noch zwanzig Minuten, entlockte uns das allen nur noch ein Grinsen. Irgendwann bemerkte ich dann, dass mir ein wenig übel wurde. Ich wollte mich auch ganz bestimmt nicht hinsetzen, wie mir unser Chefmotivator das anbot, um mich dann von dort abzuholen, weil ich das deutliche Gefühl hatte, dass ich dann einfach an Ort und Stelle liegen bleibe. Stattdessen begleitete er mich von da an sehr aufmerksam und setzte seine Korrektur-nach-oben-Taktik fort, bis er zum Schluss vorzählte: Guck mal, noch fünf Häuser. (Es waren dann acht ...) Endlich angekommen, ließ ich mich auf ein Sofa sinken und beobachtete interessiert, wie mir das Herz buchstäblich bis zum Halse schlug.
Das war sozusagen Bruder 1.
Bruder 2. war der unterwegs Hinzugestoßene, der seinem Unmut deutlich Ausdruck verlieh, von mir fotografiert zu werden. Das traf mich ziemlich unvorbereitet und heftig. Ich konnte gar nichts damit anfangen. Als ich die Fotos auf dem Computer sah, zeigten (ausgerechnet …) die Bilder, die ich von ihm gemacht hatte, einen sanft lächelnden, friedlichen Menschen.
Zwei wunderbare Lektionen wie ich mittlerweile finde.
Erika
Am Samstag war ich zum Wandern verabredet. Es war so richtig heiß und nach drei Kilometern brauchte ich schon ein Pflaster. Unser Führer hatte die Route so gewählt, dass sie an Stätten seines Wirkens vorbeiführte, und meine inneren Kommentare lauteten in etwa: „Schön, bei dieser Affenhitze an einer lauten Fabrik entlangzulatschen, zu deren Mauern Du zwei bis zweihundert Fugen beigetragen hast.“ Die meiste Zeit gingen wir jeweils zu zweit in abwechselnden Zusammensetzungen nebeneinander, und es war überhaupt nicht verkrampft, sondern "wie selbstverständlich". Irgendwo unterwegs holten wir noch einen Mitwanderer ab, den ich so gut wie gar nicht kannte. Gegen Mittag, nach drei Stunden Dauersonne, war ich schon ziemlich platt, habe mich aber auch nach der Pause wieder aufgerappelt. Was sich schon auf der ganzen Strecke angedeutet hatte, setzte sich nun fort. Unser Leitwolf korrigierte die Angaben, wie weit es denn noch ist und wie lange wir noch gehen werden, immer ein wenig nach oben. Als er bei einer weiteren Pause verkündete, es seien jetzt noch zwanzig Minuten, entlockte uns das allen nur noch ein Grinsen. Irgendwann bemerkte ich dann, dass mir ein wenig übel wurde. Ich wollte mich auch ganz bestimmt nicht hinsetzen, wie mir unser Chefmotivator das anbot, um mich dann von dort abzuholen, weil ich das deutliche Gefühl hatte, dass ich dann einfach an Ort und Stelle liegen bleibe. Stattdessen begleitete er mich von da an sehr aufmerksam und setzte seine Korrektur-nach-oben-Taktik fort, bis er zum Schluss vorzählte: Guck mal, noch fünf Häuser. (Es waren dann acht ...) Endlich angekommen, ließ ich mich auf ein Sofa sinken und beobachtete interessiert, wie mir das Herz buchstäblich bis zum Halse schlug.
Das war sozusagen Bruder 1.
Bruder 2. war der unterwegs Hinzugestoßene, der seinem Unmut deutlich Ausdruck verlieh, von mir fotografiert zu werden. Das traf mich ziemlich unvorbereitet und heftig. Ich konnte gar nichts damit anfangen. Als ich die Fotos auf dem Computer sah, zeigten (ausgerechnet …) die Bilder, die ich von ihm gemacht hatte, einen sanft lächelnden, friedlichen Menschen.
Zwei wunderbare Lektionen wie ich mittlerweile finde.
![Herz Herz](https://acim.globalchange.de/images/smilies/herz.gif)