22.08.2010, 09:15
Liebe Miranda,
vielen Dank für das Zitat:
ja, ich habe gemerkt, dass all die Geschichten wie ein Sack mit Steinen ständig von mir mitgeschleppt wurden und ich vieles einfach nur gesammelt habe, um es ja nicht zu vergessen, denn vergeben wollte ich es bestimmt nicht.
Und ich möchte noch einmal hier mein Lieblingsgedicht von Rilke zitieren, weil ich immer mehr verstehe, warum es mich so sehr anspricht:
Der Auszug des verlorenen Sohnes
Nun fortzugehn von alledem Verworrnen,
das unser ist und uns doch nicht gehört,
das, wie das Wasser in den alten Bornen,
uns zitternd spiegelt und das Bild zerstört;
von allem diesen, das sich wie mit Dornen
noch einmal an uns anhängt - fortzugehn
und Das und Den,
die man schon nicht mehr sah
(so täglich waren sie und so gewöhnlich),
auf einmal anzuschauen: sanft, versöhnlich
und wie an einem Anfang und von nah;
und ahnend einzusehn, wie unpersönlich,
wie über alle hin das Leid geschah,
von dem die Kindheit voll war bis zum Rand -:
Und dann doch fortzugehen, Hand aus Hand,
als ob man ein Geheiltes neu zerrisse,
und fortzugehn: wohin? Ins Ungewisse,
weit in ein unverwandtes warmes Land,
das hinter allem Handeln wie Kulisse
gleichgültig sein wird: Garten oder Wand;
und fortzugehn: warum? Aus Drang, aus Artung,
aus Ungeduld, aus dunkler Erwartung,
aus Unverständlichkeit und Unverstand:
Dies alles auf sich nehmen und vergebens
vielleicht Gehaltnes fallen lassen, um
allein zu sterben, wissend nicht warum -
Ist das der Eingang eines neuen Lebens
Ich habe mir meine Familie in den letzten Tagen noch einmal angesehen, sanft, versöhnlich und wie an einem Anfang und von nah, und es hat mich ruhig gemacht.
Wenn ich auch ein wenig darüber er-schüttert bin, was ich mit ihnen in den letzten Jahren gemacht habe in meinem Kopf und wie sehr ich mich im Recht gewähnt habe. Und zum 1. Mal hat die Tatsache, "dass all das gar nicht geschehen ist", (Der Punkt im Kurs, der bei mir bisher die größte Angst ausgelöst hat) etwas Tröstliches.
Und nun doch fortzugehen, Hand aus Hand, als wenn man ein Geheiltes neu zerisse...
skonea
vielen Dank für das Zitat:
Zitat:Deine Erinnerungen ...
... gehören zu deinen mächtigsten Illusionen
... und dein Gefühl des Bedauerns, das deine Entscheidung ist, deine Erinnerungen wertzuschätzen und zu hegen,
gehört zu den großen Erzeugern deiner Schuld
und auch zu den Erschaffern der Gefängnismauern, die dich von deiner Ganzheit trennen.
Um dich von deiner Schuld zu befreien, musst du in die Ewigkeit übergehen.
Ewigkeit ist nicht mehr als die Realisierung, dass dieser Moment und die Ewigkeit genau dasselbe sind.
Jeder Moment entsteht frisch und rein und frei.
Du, der Sohn GOTTES, bist in jedem Moment ebenso rein und frisch und frei.
ja, ich habe gemerkt, dass all die Geschichten wie ein Sack mit Steinen ständig von mir mitgeschleppt wurden und ich vieles einfach nur gesammelt habe, um es ja nicht zu vergessen, denn vergeben wollte ich es bestimmt nicht.
Und ich möchte noch einmal hier mein Lieblingsgedicht von Rilke zitieren, weil ich immer mehr verstehe, warum es mich so sehr anspricht:
Der Auszug des verlorenen Sohnes
Nun fortzugehn von alledem Verworrnen,
das unser ist und uns doch nicht gehört,
das, wie das Wasser in den alten Bornen,
uns zitternd spiegelt und das Bild zerstört;
von allem diesen, das sich wie mit Dornen
noch einmal an uns anhängt - fortzugehn
und Das und Den,
die man schon nicht mehr sah
(so täglich waren sie und so gewöhnlich),
auf einmal anzuschauen: sanft, versöhnlich
und wie an einem Anfang und von nah;
und ahnend einzusehn, wie unpersönlich,
wie über alle hin das Leid geschah,
von dem die Kindheit voll war bis zum Rand -:
Und dann doch fortzugehen, Hand aus Hand,
als ob man ein Geheiltes neu zerrisse,
und fortzugehn: wohin? Ins Ungewisse,
weit in ein unverwandtes warmes Land,
das hinter allem Handeln wie Kulisse
gleichgültig sein wird: Garten oder Wand;
und fortzugehn: warum? Aus Drang, aus Artung,
aus Ungeduld, aus dunkler Erwartung,
aus Unverständlichkeit und Unverstand:
Dies alles auf sich nehmen und vergebens
vielleicht Gehaltnes fallen lassen, um
allein zu sterben, wissend nicht warum -
Ist das der Eingang eines neuen Lebens
Ich habe mir meine Familie in den letzten Tagen noch einmal angesehen, sanft, versöhnlich und wie an einem Anfang und von nah, und es hat mich ruhig gemacht.
Wenn ich auch ein wenig darüber er-schüttert bin, was ich mit ihnen in den letzten Jahren gemacht habe in meinem Kopf und wie sehr ich mich im Recht gewähnt habe. Und zum 1. Mal hat die Tatsache, "dass all das gar nicht geschehen ist", (Der Punkt im Kurs, der bei mir bisher die größte Angst ausgelöst hat) etwas Tröstliches.
Und nun doch fortzugehen, Hand aus Hand, als wenn man ein Geheiltes neu zerisse...
skonea