Die Geister die ich rief...

[Miranda]

Das Kreuz am Weg


Ich säume noch am Wegrand. Ohne Heimat komm
ich jeden Abend in ein leeres Haus,
um täglich zu erwachen und zurückzukehren, still
und voll Verzweiflung noch einmal zu warten. Ach,
wie lange, HERR, hast du bestimmt, dass ich
in einem Geisterhaus verweilen soll? Es kommen Schatten,
legen nächtens sich auf meine Lider, gleich
wie eine Parodie von Schlaf. Des Tages geh
in einer Illusion von Wachen ich
auf die mir vorbestimmte Runde Bitterkeit.
Das Glas, aus dem ich trink, ist leer. Und die
mit zugeteilten Krumen stärken kurze Zeit
mein kleines Leben nur. Die Hoffnung, die ich doch
noch hege, ist so flüchtig, dass im Staub
des Wartens auf dem alten Wege sie erstickt,
der nirgendwo mich hinzuführen scheint.
Ich habe DEIN Versprechen nicht
vergessen. Also will ich warten,bis DU kommst.
Doch muss ich voller Kummer harren, mit dem Lied
des Sterbens, das mich auf dem Weg umhallt,
auf dem ich stehe und auf DEINE Rückkehr wart.
Wie lange noch, o schöner HERR des LEBENS, ach, wie lang?


Helen Schucman
Die Gaben GOTTES