12.12.2008, 22:01
Ulenspygel schrieb:Wenn’s weh tut, ist das Ego am Werk. Dass jedoch das Ego ein Empfindendes ist, dass es leidet, Schmerz empfindet, Angst hat, traurig ist, das kann ich nicht so sehen.Nun, lieber Thomas, anstatt zu versuchen, dir auf meine mangelhafte Art zu antworten (und da du ausserdem um genaue Textstellen bittest), dürfte ich vorschlagen, die Kapitel 4 (Die Illusion des Ego) und 11 (Gott oder das Ego) zu lesen. Vielleicht findest du dort Antwort auf deine Frage(n).
Wenn es so wäre, dann wäre das Ego ein Empfindendes, ein Wesenhaftes und nicht ein Nichts. Nichts was empfindet, hat kein Bewusstsein, erst durch das Bewusstsein ist Empfindung möglich.
Das Ego ist nichts, aber es bewirkt etwas in mir, weil ich mich damit identifiziere. Ich selbst bin es, der dem Ego seinen Geist "leiht" und es dadurch scheinbar lebendig mache. Das Ego leidet nicht, ich leide, weil ich glaube, eine Illusion zu sein. Dass dies Leid hervorrufen muss, ist einleuchtend.
Da hätte ich wirklich gerne eine Textstelle, die aussagt, dass das Ego ein Empfindendes ist und dass es leidet. Denk nur mal an das Beispiel vom Film, den wir betrachten und der das Ego symbolisieren soll. Ich, der Zuschauer, der sich identifiziert mit den Figuren des Films und darüber vergisst, dass er in einem Film sitzt und nun Aufregung spürt, ich spüre Aufregung. Nicht der Film. Der Kurs richtet sich an denjenigen, der unter dem Ego leidet und nicht an ein leidendes Ego.
Ausserdem hat ja Gregor bereits die Sache kurz und bündig (und sogar mit Humor!) erläutert!
Ulenspygel schrieb:Genau das meine ich mit der Vermischung der Ebenen. Wenn du sagst, dass dem Geist das Kasperletheater eben nicht weh tut, dann sprichst du von einer Ebene, die zwar die einzig wirkliche ist aber du tust dann auch so, als sei Unwirklichkeit nicht möglich.Nur das Ego tut so, als ob “Unwirklichkeit†möglich sei; in der Tat, es beharrt sogar darauf, dass es die einzige “Wirklichkeit†ist, die’s gibt.
Ulenspygel schrieb:Illusion ist möglich, aber nicht wirklich. Ein schlafender, träumender Geist leidet, weil er schläft und träumt. Sein Traum ist ohne Bedeutung, das Ego ist ohne Bedeutung, aber er gibt ihm eine und das macht ihn leiden und nicht das Ego.Eben.
Ulenspygel schrieb:Warum ist mir das Ganze so wichtig?Wie hier immer wieder betont wird: es geht nie um “den andernâ€, sondern immer nur um dich.
Wenn ich meinen Bruder angreife, ihn zum Beispiel beleidige, dann spreche ich sein Ego an, das alleine Angriff verstehen kann. Das Ego wird losjubeln und mein Bruder (so er nicht schon ganz schön fortgeschritten ist), der sich mit seinem Ego identifiziert, wird ärgerlich, wütend, traurig. So habe ich ihn blind gemacht. Jetzt kann er nicht mehr sehen, was passiert und er kann vor allem nicht mehr auf sein Ego schauen (geht nicht, er ist damit vereint). Welchen Sinn hat es, ihn an sein Ego zu erinnern?
Ich will ihn an sich selbst erinnern, indem ich freundlich und liebevoll bin, denn dann erinnert er sich, wer er ist - an seine wahre Natur. Und wenn er das tut - sich an sich selbst erinnern - dann kann ich mit ihm auf sein Ego schauen, aber nicht vorher.
Du machst nicht “den andern†blind bzw. verwirrt, nur dich selbst.
Und es macht absolut keinen Sinn, deinen Bruder “an sein Ego zu erinnern†-- das ist nicht dein Job.
Jedoch ist es dein Job, das Ego (in dir) erkennen und vergeben zu lernen — mit Hilfe des Heiligen Geistes. Du/ich können das nicht alleine, weil wir mitunter (noch) ziemlich blind sind.
Auch ist jeder Bruder, der uns begegnet, in diesem Sinne unser Lehrer, da er uns widerspiegelt, was wir -- als Ego -- auf ihn projizieren. Vor allem auch die späteren Lektionen befassen sich hiermit.
Thomas, ich bekomme manchmal das Gefühl, du willst dir vorauseilen und quälst dich dadurch unnötig. Die Antwort auf all deine Fragen werden sich dir allmählich eröffnen, je tiefer du in den Kurs eintauchst. Ich denke, der Kurs eignet sich auch nicht, darüber zu argumentieren; bringt rein nichts, bloss Verwirrung. Ausserdem kann es durchaus sein, dass du nach geraumer Zeit zu dem Schluss kommen könntest, dass er nicht dein Weg ist; letztendlich ist er nur einer von vielen.
Cheerio!
inge
PS: ...und falls ich hier einen Mist verzapft habe, bitte ich die Obrigkeiten um Korrektur.
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"Vergiss diese Welt, vergiss diesen Kurs, und komm mit völlig leeren Händen zu deinem Gott."
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