12.12.2008, 19:36
Liebe Inge,
Deinen letzten Satz unterschreibe ich. Wenns weh tut, ist das Ego am Werk. Dass jedoch das Ego ein Empfindendes ist, dass es leidet, Schmerz empfindet, Angst hat, traurig ist, das kann ich nicht so sehen.
Wenn es so wäre, dann wäre das Ego ein Empfindendes, ein Wesenhaftes und nicht ein Nichts. Nichts was empfindet, hat kein Bewusstsein, erst durch das Bewusstsein ist Empfindung möglich.
Das Ego ist nichts, aber es bewirkt etwas in mir, weil ich mich damit identifiziere. Ich selbst bin es, der dem Ego seinen Geist "leiht" und es dadurch scheinbar lebendig mache. Das Ego leidet nicht, ich leide, weil ich glaube, eine Illusion zu sein. Dass dies Leid hervorrufen muss, ist einleuchtend.
Da hätte ich wirklich gerne eine Textstelle, die aussagt, dass das Ego ein Empfindendes ist und dass es leidet. Denk nur mal an das Beispiel vom Film, den wir betrachten und der das Ego symbolisieren soll. Ich, der Zuschauer, der sich identifiziert mit den Figuren des Films und darüber vergisst, dass er in einem Film sitzt und nun Aufregung spürt, ich spüre Aufregung. Nicht der Film. Der Kurs richtet sich an denjenigen, der unter dem Ego leidet und nicht an ein leidendes Ego.
Das ist etwas ganz anderes. Mein Geist, der schlafend ruht, bleibt unbeeinträchtigt und träumt von Schmerz. Doch im Schlaf leidet er. Wacht er auf, ist alles verflogen und er erkennt, dass er nie "wirklich" gelitten hat.
Genau das meine ich mit der Vermischung der Ebenen. Wenn du sagst, dass dem Geist das Kasperletheater eben nicht weh tut, dann sprichst du von einer Ebene, die zwar die einzig wirkliche ist aber du tust dann auch so, als sei Unwirklichkeit nicht möglich. Illusion ist möglich, aber nicht wirklich. Ein schlafender, träumender Geist leidet, weil er schläft und träumt. Sein Traum ist ohne Bedeutung, das Ego ist ohne Bedeutung, aber er gibt ihm eine und das macht ihn leiden und nicht das Ego.
Ich las gestern im Kurs (und zitiere aus dem Gedächtnis):
Das ist genau der Punkt.
Warum ist mir das Ganze so wichtig?
Wenn ich meinen Bruder angreife, ihn zum Beispiel beleidige, dann spreche ich sein Ego an, das alleine Angriff verstehen kann. Das Ego wird losjubeln und mein Bruder (so er nicht schon ganz schön fortgeschritten ist), der sich mit seinem Ego identifiziert, wird ärgerlich, wütend, traurig. So habe ich ihn blind gemacht. Jetzt kann er nicht mehr sehen, was passiert und er kann vor allem nicht mehr auf sein Ego schauen (geht nicht, er ist damit vereint). Welchen Sinn hat es, ihn an sein Ego zu erinnern? Ich will ihn an sich selbst erinnern, indem ich freundlich und liebevoll bin, denn dann erinnert er sich, wer er ist - an seine wahre Natur. Und wenn er das tut - sich an sich selbst erinnern - dann kann ich mit ihm auf sein Ego schauen, aber nicht vorher.
Thomas
Zitat:Ulenspygel schrieb:
...und wenn man darauf herumtrampelt, dann tut es mir weh und nicht dem Ego.
Zitat:Mit Verlaub, da irrst du dich, lieber Thomas. Dir (als GEIST) tut dieses Kasperlestheater eben nicht weh -- ist gar nicht möglich (lies doch nochmal die Zitate, die ich neulich angeführt habe; ausserdem befassen sich zahlreiche der Lektionen damit). Ich schreib das nicht aus leerer Theorie -- sondern aus der Erfahrung, die ich täglich haben kann, wannimmer ich gewillt bin. Wenn "dir's" wehttut, dann weisst du 100%ig, dass das Ego am Werk ist! Nur "es" empfindet Angriff, DU hingegen nicht!
Deinen letzten Satz unterschreibe ich. Wenns weh tut, ist das Ego am Werk. Dass jedoch das Ego ein Empfindendes ist, dass es leidet, Schmerz empfindet, Angst hat, traurig ist, das kann ich nicht so sehen.
Wenn es so wäre, dann wäre das Ego ein Empfindendes, ein Wesenhaftes und nicht ein Nichts. Nichts was empfindet, hat kein Bewusstsein, erst durch das Bewusstsein ist Empfindung möglich.
Das Ego ist nichts, aber es bewirkt etwas in mir, weil ich mich damit identifiziere. Ich selbst bin es, der dem Ego seinen Geist "leiht" und es dadurch scheinbar lebendig mache. Das Ego leidet nicht, ich leide, weil ich glaube, eine Illusion zu sein. Dass dies Leid hervorrufen muss, ist einleuchtend.
Da hätte ich wirklich gerne eine Textstelle, die aussagt, dass das Ego ein Empfindendes ist und dass es leidet. Denk nur mal an das Beispiel vom Film, den wir betrachten und der das Ego symbolisieren soll. Ich, der Zuschauer, der sich identifiziert mit den Figuren des Films und darüber vergisst, dass er in einem Film sitzt und nun Aufregung spürt, ich spüre Aufregung. Nicht der Film. Der Kurs richtet sich an denjenigen, der unter dem Ego leidet und nicht an ein leidendes Ego.
Zitat:Dir (als GEIST) tut dieses Kasperlestheater eben nicht weh
Das ist etwas ganz anderes. Mein Geist, der schlafend ruht, bleibt unbeeinträchtigt und träumt von Schmerz. Doch im Schlaf leidet er. Wacht er auf, ist alles verflogen und er erkennt, dass er nie "wirklich" gelitten hat.
Genau das meine ich mit der Vermischung der Ebenen. Wenn du sagst, dass dem Geist das Kasperletheater eben nicht weh tut, dann sprichst du von einer Ebene, die zwar die einzig wirkliche ist aber du tust dann auch so, als sei Unwirklichkeit nicht möglich. Illusion ist möglich, aber nicht wirklich. Ein schlafender, träumender Geist leidet, weil er schläft und träumt. Sein Traum ist ohne Bedeutung, das Ego ist ohne Bedeutung, aber er gibt ihm eine und das macht ihn leiden und nicht das Ego.
Ich las gestern im Kurs (und zitiere aus dem Gedächtnis):
Zitat:Es ist unmöglich, nicht zu glauben, was man sieht, aber es ist ebenso unmöglich, zu sehen, was man nicht glaubt.
Das ist genau der Punkt.
Warum ist mir das Ganze so wichtig?
Wenn ich meinen Bruder angreife, ihn zum Beispiel beleidige, dann spreche ich sein Ego an, das alleine Angriff verstehen kann. Das Ego wird losjubeln und mein Bruder (so er nicht schon ganz schön fortgeschritten ist), der sich mit seinem Ego identifiziert, wird ärgerlich, wütend, traurig. So habe ich ihn blind gemacht. Jetzt kann er nicht mehr sehen, was passiert und er kann vor allem nicht mehr auf sein Ego schauen (geht nicht, er ist damit vereint). Welchen Sinn hat es, ihn an sein Ego zu erinnern? Ich will ihn an sich selbst erinnern, indem ich freundlich und liebevoll bin, denn dann erinnert er sich, wer er ist - an seine wahre Natur. Und wenn er das tut - sich an sich selbst erinnern - dann kann ich mit ihm auf sein Ego schauen, aber nicht vorher.
Thomas