09.12.2008, 00:06
Lieber Jochen,
Ja sicher, als eine Analyse der Motive von Dieters Partnerin sehe ich aber auch nicht an, was ich geschrieben habe und es steckte auch eine ganz andere Absicht dahinter.
Aus dieser Aussage habe ich herausgelesen, dass Dieters Partnerin sich nicht mehr geliebt fühlt, weil Dieter sie nicht mehr begehrt und der Satz in Klammern hat mir gesagt, dass er sich deshalb schuldig fühlt. Und das ist nun etwas, das kenne ich sehr gut und ich habe es als extrem belastend erlebt.
ICH bin dafür zuständig, dass meine Frau sich geliebt fühlt - das ist ein Anspruch, der unerfüllbar bleibt. Der zwar manchmal zu gelingen scheint, wenn man sich richtig anstrengt, der aber genau so schnell wieder dazu verurteilt, sich schlecht und schuldig zu fühlen. Dieser Anspruch: "Zeig du mir, dass ich mich liebe" ist für mich eine Projektion davon, dass man sich selbst eben nicht liebt - der andere soll das richten und das kann ihm nie gelingen. Alles, was man davon haben wird, sind Schuldgefühle. Mir wurde außerdem klar, dass ich nur deshalb so scharf drauf war, ihr dieses Gefühl zu geben, weil ich ebenfalls versuchte mich vor der Tatsache zu drücken, wie es um meine eigene Beziehung zu mir selbst bestellt war.
Was ich schrieb, war als Entlastung gemeint. Weil ich weiß, wie ekelhaft sich das anfühlt, wenn die Partnerin einen dafür verurteilt, dass man ihr nicht die Liebe gibt, die sie erwartet
Das ist sicher so. Wenn man analysiert, legt man sich Argumente zurecht, die man als Waffe gegen den anderen richtet. Man spricht schuldig.
Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit um damit umzugehen. Man kann auch verstehen und dazu muss man nicht analysieren. Verstehen heißt für mich, die Einsicht zu haben, dass der andere genauso in seinem Ego drinhängt wie ich selbst und dass es gleichgültig ist, was für eine Macke einer hat. Die eine ist so gut oder schlecht wie die andere und alle miteinander sind sie bedeutungslos. Sie bekommen überhaupt nur dadurch eine scheinbare Bedeutung, weil sie sich mit den Macken von mir selbst verzahnen und ihnen Substanz geben. Das ist wirklich wahr: All das verschwindet, wenn es nicht für wahr gehalten wird.
Mir noch nicht einmal das. Ich habe immer darunter gelitten.
Das hört sich für mich sehr isoliert an. Partner projizieren aufeinander und meine Reaktion auf das, was auf mich projiziert wird, ist mein Anteil am Beziehungsgeschehen. Ich denke schon, dass in Beziehungen genau das passiert, dass man einander Probleme überträgt, daran besteht für mich kein Zweifel. Nur entbindet das nicht von der Verantwortung, dass man sich ein Problem hat übertragen lassen, das nun plötzlich meines ist - das ist der Punkt. Man mag zwar sagen, so und so und .... *argumentier* - das kommt ja alles von dir - doch nun ist es in mir. Aber wie kommts da hin?
Nochmal: Rumargumentieren ist Mist, ist Ausweichen, ist ein Versuch, die eigene Betroffenheit gedanklich zu isolieren und dann in die Ecke zu stellen. Aber Verstehen ist was völlig anderes. Warum kann ich nicht verstehen, wie unglücklich meine Partnerin eigentlich sein muss, wenn sie das Gefühl der Liebe davon abhängig macht, ob man ihren Körper begehrt? Was ist daran schlecht? Wenn ich merke wie meine Frau darunter leidet, dass ihr Körper älter wird, finde ich das zum Heulen.
Dieter darf sich in meinen Augen von dieser Funktion, ihr über Sex dieses Gefühl zu geben, bedenkenlos trennen und sagen: Diese Funktion war nie ein Ausdruck von Liebe, denn ich weiß ja, dass ich sie trotzdem liebe. Es hängt davon garnicht ab. Und er muss sich deshalb nicht schlecht fühlen.
Liebe Grüße
Thomas
jochen schrieb:Ulenspygel schrieb:Hallo Dieter,
dann denkt deine Frau offensichtlich, dass sie ihr Körper sei und dass sie nicht geliebt wird, wenn man sie nicht begehrt.
das läßt mir jetzt keine Ruhe.
Was Dieters Frau denkt, steht überhaupt nicht zur Debatte.
Dieter hat sich gemeldet, nicht seine Frau.
Ich selber habe viele Jahre damit verschwendet, die Motive meiner Partnerin zu analysieren und darin die Ursache des Konflikts zu suchen.
Aber das führt zu nichts.
Ja sicher, als eine Analyse der Motive von Dieters Partnerin sehe ich aber auch nicht an, was ich geschrieben habe und es steckte auch eine ganz andere Absicht dahinter.
Dieter schrieb:Die körperliche Anziehung ist sehr schnell verschwunden. Meine Frau fühlt sich nicht mehr geliebt. (Wenn ich diese Zeilen lese, tuts mir echt weh, aber es ist so).
Aus dieser Aussage habe ich herausgelesen, dass Dieters Partnerin sich nicht mehr geliebt fühlt, weil Dieter sie nicht mehr begehrt und der Satz in Klammern hat mir gesagt, dass er sich deshalb schuldig fühlt. Und das ist nun etwas, das kenne ich sehr gut und ich habe es als extrem belastend erlebt.
ICH bin dafür zuständig, dass meine Frau sich geliebt fühlt - das ist ein Anspruch, der unerfüllbar bleibt. Der zwar manchmal zu gelingen scheint, wenn man sich richtig anstrengt, der aber genau so schnell wieder dazu verurteilt, sich schlecht und schuldig zu fühlen. Dieser Anspruch: "Zeig du mir, dass ich mich liebe" ist für mich eine Projektion davon, dass man sich selbst eben nicht liebt - der andere soll das richten und das kann ihm nie gelingen. Alles, was man davon haben wird, sind Schuldgefühle. Mir wurde außerdem klar, dass ich nur deshalb so scharf drauf war, ihr dieses Gefühl zu geben, weil ich ebenfalls versuchte mich vor der Tatsache zu drücken, wie es um meine eigene Beziehung zu mir selbst bestellt war.
Was ich schrieb, war als Entlastung gemeint. Weil ich weiß, wie ekelhaft sich das anfühlt, wenn die Partnerin einen dafür verurteilt, dass man ihr nicht die Liebe gibt, die sie erwartet
Zitat:Wie der Kurs sagt: Nur das Ego hat ein Interesse daran, "andere" Egos zu analysieren und zu entlarven.
Das ist sicher so. Wenn man analysiert, legt man sich Argumente zurecht, die man als Waffe gegen den anderen richtet. Man spricht schuldig.
Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit um damit umzugehen. Man kann auch verstehen und dazu muss man nicht analysieren. Verstehen heißt für mich, die Einsicht zu haben, dass der andere genauso in seinem Ego drinhängt wie ich selbst und dass es gleichgültig ist, was für eine Macke einer hat. Die eine ist so gut oder schlecht wie die andere und alle miteinander sind sie bedeutungslos. Sie bekommen überhaupt nur dadurch eine scheinbare Bedeutung, weil sie sich mit den Macken von mir selbst verzahnen und ihnen Substanz geben. Das ist wirklich wahr: All das verschwindet, wenn es nicht für wahr gehalten wird.
Zitat:Mir selbst hat das nichts gebracht, außer den falschen Frieden, mich besser zu fühlen, oder im Recht zu sein.
Mir noch nicht einmal das. Ich habe immer darunter gelitten.
Zitat:Wenn jemand für sich feststellt, daß er kein Interesse mehr an Sex hat, dann muß er die Lösung bei sich selber suchen, und nicht darin, was die Partnerin über Körper denkt.
Das hört sich für mich sehr isoliert an. Partner projizieren aufeinander und meine Reaktion auf das, was auf mich projiziert wird, ist mein Anteil am Beziehungsgeschehen. Ich denke schon, dass in Beziehungen genau das passiert, dass man einander Probleme überträgt, daran besteht für mich kein Zweifel. Nur entbindet das nicht von der Verantwortung, dass man sich ein Problem hat übertragen lassen, das nun plötzlich meines ist - das ist der Punkt. Man mag zwar sagen, so und so und .... *argumentier* - das kommt ja alles von dir - doch nun ist es in mir. Aber wie kommts da hin?
Nochmal: Rumargumentieren ist Mist, ist Ausweichen, ist ein Versuch, die eigene Betroffenheit gedanklich zu isolieren und dann in die Ecke zu stellen. Aber Verstehen ist was völlig anderes. Warum kann ich nicht verstehen, wie unglücklich meine Partnerin eigentlich sein muss, wenn sie das Gefühl der Liebe davon abhängig macht, ob man ihren Körper begehrt? Was ist daran schlecht? Wenn ich merke wie meine Frau darunter leidet, dass ihr Körper älter wird, finde ich das zum Heulen.
Dieter darf sich in meinen Augen von dieser Funktion, ihr über Sex dieses Gefühl zu geben, bedenkenlos trennen und sagen: Diese Funktion war nie ein Ausdruck von Liebe, denn ich weiß ja, dass ich sie trotzdem liebe. Es hängt davon garnicht ab. Und er muss sich deshalb nicht schlecht fühlen.
Liebe Grüße
Thomas