"Opferprobleme"

[Ulenspygel]

Hallo Ihr alle!
Ich hab mal wieder ne Frage!
Laut Kurs habe ich mein Drehbuch schon geschrieben. Also ich plage mich ja schon seit Jahren mit diversen psychischen Problemen wie Angstzustände und Depressionen. Habe auch schon mehrer nutzlose!! Therapien hinter mir.
Da meine innere Stimme mal wieder verdammt leise ist und mich das EGO voll im Griff hat möchte ich nun euch gerne fragen. Ist es sinnvoll zu warten bis der Heilige Geist in mir lauter wird und mir sagt was ich tun soll (ich höre verdammt schlecht) oder soll ich nochmal eine Therapie machen, weil meine innere Stimme so leise ist. Ich weis das der Kurs wahr ist!!! Aber mir fehlt die Erfahrung das der Kurs wahr ist. Versteht ihr was ich meine? Vielleicht muss man in der Illusion wirklich noch Sachen "aufarbeiten" um die innere Stimme hören zu können, oder kann man wirklich alles sein lassen und getrost alles "ihm" überlassen? Ich weis sehr wohl, das ich mich hiermit wieder zum Opfer mache, komme aber im Moment absolut nicht raus. Mir fehlt das Vertrauen. Kann man die Vergangenheit wirklich einfach ruhen lassen, wenn ja wie geht das? Muss sie nicht erst aufgearbeitet werden? Wie seht ihr das? Freue mich auf Antworten. Vielen Dank.

Grete

Liebe Grete,

ich wurde 1994 schwer krank an Depressionen und machte eine jahrelange Analyse. Ich bin überzeugt davon, dass sie mir geholfen hat. Nur lag das nicht daran, dass es so heilsam ist, die Vergangenheit aufzuarbeiten sondern an der Beziehung zur Therapeutin. Es ist Beziehung, die heilen kann, das Erlebnis, dass in all diesem Schlamassel jemand deine Hand hält. Nicht in dem Sinne, dass da etwas weggetröstet wird, sondern als Gegengewicht zu dieser schrecklichen (so empfundenen) Ohnmacht der Vergangenheit gegenüber. Und noch in einem anderen Punkt fand ich diese Zeit sehr hilfreich. Dieses Anschauen der Vergangenheit hat mir klar gemacht, dass nur der wichtig ist, der das erlebt hat - der Betrachter des Films ist das Thema und nicht der Film. Vorher hatte ich eine umgekehrte Sicht und da war meine Frage immer, wie man den Film berichtigen kann. Unmöglich, das weißt du und das wollte Gregor dir m.E. mitteilen.

Paradoxerweise kann also das Ergebnis einer Therapie sein, dass es ganz überflüssig ist, irgendetwas berichtigen zu wollen und auch unmöglich. Es wurde schon gesagt, dass nur die Einstellung zur Vergangenheit veränderbar ist und das zeigt, dass die Vergangenheit selbst ganz unwirklich ist. Wirklich bist nur du als als ihr Interpret und der kann wählen. Diese Wahl wird aber entscheidend davon abhängen, wie sehr du glaubst, diese Vergangenheit zu brauchen. Viele Therapien scheitern einfach daran, dass die Vergangenheit als notwendig empfunden wird und die Rollen, die sie einem gegeben hat, werden munter weitergespielt. Ich bin "das arme Hascherl", das Opfer, der ewig Missverstandene, der Ungeliebte, der Benachteiligte etc. etc. und all diese Rollen liebe ich so, dass ich sie immer weiterspiele. Weil ich glaube, das zu sein. Man kann absolut selbstzerstörerische Haltungen noch innigst lieben. Das ist der Punkt, den es zu überwinden gilt und die ganze Macht der Vergangenheit kommt nur daher. Was könnte sie für eine Macht haben, wenn du das nicht glauben würdest?

Ich bin heute dankbar für diese schwere Zeit, weil sie der entscheidende Katalysator war, um dem Film meines Lebens die Bedeutung zu geben, der ihm zukommt.

Viele Grüße von

Thomas