27.11.2008, 06:27
Gregor schrieb:Die Vergangenheit ist, wie der Name schon sagt, vergangen. Sie lässt sich nicht ändern.
lieber Gregor,
da muß ich dir jetzt widersprechen.
Es ist richtig, was der Kurs sagt: Vergangenheit existiert überhaupt nicht.
Das, was wir als Vergangenheit erleben, ist keine objektive Tatsache, sondern ein Gemisch von Geschichten und Erinnerungen, die wir in unserem Kopf und in unseren Körperzellen mit herumschleppen.
Frag mal drei Unfallbeteiligte danach, was passiert ist, und du bekommst schon drei verschiedene Geschichten zu hören. Oder lass mal Geschwister von "früher" erzählen. Ungläubiges Staunen: "das habe ich aber ganz anders in Erinnerung!" (Die Gehirnforschung hat inzwischen auch bewiesen, daß man Probanden Erinnerungen induzieren kann an Dinge, die sich nie ereignet haben).
Aber gerade deshalb kann man die "erlebte" Vergangenheit verändern!
Es ist ja gerade der Fehler der alten Psychotherapie, daß sie Vergangenheit für unabänderlich hält und damit die Schuld wirklich macht.
Die neuen Therapieansätze wie z.B. Familienstellen gehen davon aus, daß man durchaus hier und heute die gespeicherte Vergangenheit verändern und zu einer guten Lösung führen kann. (Wer mal Familienstellen mitgemacht hat, der weiß auch, daß da eine Menge "spirit" am Werk ist).
Es ist ja gerade für das depressive Ego kennzeichnend, daß es Veränderungen vermeidet, indem es meint, es hat ja sowieso alles keinen Zweck, ich bin Opfer der Umstände, keiner kann die Vergangenheit ändern, usw. Deshalb scheitern die klassischen Therapien bei Depressionen so oft, weil sie dagegen nicht ankommen, das sogar noch bestärken, indem die alten Geschichten für wahr gehalten werden.
Das depressive Ego stürzt sich auch begeistert auf die Teile des Kurses, die seine Meinung bestärken, die Welt ist sowieso die Hölle, sowieso alles Illusion, um dann mit "ist doch alles sinnlos" zu schließen.
lieben Gruß,
jochen
(Randbemerkung: Witzig ist, daß ich gestern genau zu diesem Thema in einem anderen forum etwas an eine alte Bekannte geschrieben habe. Scheint in der Luft zu liegen, das Thema.