26.11.2008, 22:59
Grete schrieb:Kann man die Vergangenheit wirklich einfach ruhen lassen, wenn ja wie geht das? Muss sie nicht erst aufgearbeitet werden? Wie seht ihr das?
Die Vergangenheit - da muss ich mal drei bis fünf Minuten laut drüber nachdenken.
Die Vergangenheit ist, wie der Name schon sagt, vergangen. Sie lässt sich nicht ändern. Das macht sie zu einem großartigen Mittel, Schuld zu erzeugen und festzuhalten, weil die Vergangenheit ja unumstößlich nicht änderbar ist. Und Schuld (im Gegensatz zu einem Irrtum) lässt sich nicht berichtigen. Was gibt es also aufzuarbeiten, wenn es sowieso nicht berichtigt werden kann?
Schuld verlangt nach Strafe (nicht nach Berichtigung, was ja nicht geht, da die Vergangenheit nicht änderbar ist), und das erzeugt Angst. Prima, die Vergangenheit ist also das Mittel, um Angst durch entsprechende Rechtfertigung aufrecht zu erhalten.
Nun kommt der Kurs daher und behauptet: die Vergangenheit existiert nicht! Woraus folgt, dass die Schuld gar nicht existiert. Was wiederum heißt, dass die Angst keine Grundlage hat.
Aber stimmt die Grundannahme? Die Vergangenheit ist vergangen, weg, weck oder wech (je nach Mundart). Jetzt, in diesem Augenblick, ist da keine Vergangenheit (sie ist ja vergangen). Da schwirren nur Gedanken herum, die sich mit etwas beschäftigen, das Vergangenheit heißt. Ich kann "die Vergangenheit" aber nicht greifen, denn sie ist ja vergangen. Ist sie "real" geschehen? Das weiß ich nicht, ist nur eine Behauptung, denn Zeit ist ja auch nur so eine Konstruktion aus dem Ego-Denksystem. Ich beschäftige mich also mit etwas, dass nur in Form von Gedankenkonstruktionen ("Erinnerungen") existiert und damit keinen realen Hintergrund hat. Da ich diese Gedanken produziere, ist die Angst, die daraus erwächst, auch von mir konstruiert! Ich habe die Angst selbst gemacht! Es ist meine Spielwiese, mein scharfkantiges Spielzeug. Stellt sich die Frage: will ich das eigentlich? Was habe ich davon? Damit mache ich den Weg frei zu der Entscheidung, was ich wirklich will.
Wenn du eine Therapie machen willst, mache eine Therapie. Aber nach mehreren vergeblichen Therapien ist es äußerst wahrscheinlich, dass die fehlende Überzeugung in Bezug auf den Erfolg zu einem weiteren Misserfolg führt. Da kommt vielleicht der Gedanke auf: "Es muss einen anderen Weg geben". Mal den HG fragen und auf SEINE ANTWORT lauschen. Das wäre z.B. ein anderer Weg.
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