16.11.2008, 02:01
dolores schrieb:vielen, vielen dank für eure beiträge!
ich hab meine frage in der ersten verwirrung nicht sehr sinnvoll gestellt: natürlich kann weder ich, geschweige denn ihr wissen, warum sie das tat.
ich hatte nur sehr stark das bedürfnis mit menschen darüber zu sprechen, die den kurs kennen.
seltsamerweise war (und bin) ich total ruhig und entgegen meiner sonstigen natur überhaupt nicht aufgeregt, als ich diese nachricht erfuhr, sondern die ersten gedanken die in mir auftauchten war: es ist gar nicht wahr, es ist ihr drehbuch, sie hat sich selbst dazu entschieden.
ich kann auch seltsamerweise nicht weinen. schockzustand? oder dämmert ganz, ganz tief in mir die erkenntnis dieser ganzen illusion?
danke nochmals dolores
Liebe Dolores,
ich wollte dir noch etwas dazu sagen. Ich habe viele Gespräche mit Menschen geführt, die suizidgefährdet waren, weil ich für einen Verein gearbeitet habe, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Hilfe in solchen Fällen zu leisten. Dabei habe ich sehr viel gelernt und vor allem habe ich in diesen Gesprächen ausnahmslos gehört, dass Gedanken an den Tod als Zwang erlebt werden. Man kann nicht davon sprechen, dass jemand sterben will sondern er meint, sterben zu müssen - er kann so nicht mehr weiterleben, wie es jetzt ist. Genau so habe ich auch meine eigene Suizidgefährdung unter Depressionen erlebt - als Zwang. Wenn ich die Gedanken des Kurses anwende, kann ich sehr klar sagen, dass sich in diesen Situationen der vollkommenen Zerrüttung des Lebenswillens ganz das Bild ergibt, das im im Kurs vom Ego gezeichnet wird.
- Die gesamte Gedankenwelt ist autoaggressiv und dreht sich vor allem um Minderwertigkeit, Strafe und Schuld. Schließlich erscheint der Tod nur noch als eine logische Konsequenz aus Glaubenssätzen, die sich um diese Minderwertigkeit drehen.
- Die Seele ist in einem Zustand schrecklicher Schmerzen, denen sie entrinnen möchte und sie sieht nur noch die Möglichkeit des Todes dafür.
- All das wird wie gesagt als aufgezwungen erlebt - aber ohne Möglichkeit, darüber hinaus zu denken oder zu fühlen. Es ist wirklich wie ein Albtraum, aus dem man nicht erwachen kann. Oft habe ich gehört, man sei "fremdbestimmt".
- In diese nach innen gewendete Angriffshaltung mischt sich auch Angriff nach außen, aber versteckt und im Geheimen. Der äußert sich in Fantasien wie "Das haben die nun davon, dass sie so schlecht zu mir waren", "Wenn ich erst einmal nicht mehr da bin, werden sie weinen und alles bedauern" etc.
Das lässt sich leicht übersetzen in "Ich opfere mich, um Rache zu üben". Dieses Motiv tritt überhaupt sehr klar zutage und bei vielen Geschichten wird ganz offensichtlich, dass dieses Motiv bereits seit langer Zeit bestimmend für das Denken und Handeln war. Vieles war darauf angelegt, dieses Motiv zu verwirklichen, also Schmerz zu verbreiten um zu strafen für eigenen Schmerz. Der Suizid ist so gesehen nur eine andere Variante der offen ausgetragenen Aggressivität in Formen der Gewalt jeglicher Art. Es fällt uns allerdings schwer, das zu akzeptieren und wir glauben, im suizidalen Menschen das Opfer und nicht den Täter sehen zu müssen. Nei näherem Hinsehen stellt sich aber heraus, dass das eine vom anderen nicht zu trennen ist.
Ich wünsche dir, dass du alles gut verarbeiten kannst.
Thomas