Selbstmord?

[Ulenspygel]

Ich habe heute die Nachricht bekommen, daß sich eine Jugendfreundin von mir das Leben genommen hat.

Kann mir bitte jemand aus "Kurs-Sicht" erklären, wie das geschehen kann?

Sie hat gedacht, sie schafft dieses Leben nicht, weil sie nicht wusste, daß hier alles Illusion ist?

Ich komm da gedanklich im Moment nicht ganz mit - bitte um kleine Hilfestellung!

Danke dolores

Hallo Dolores,

der Tod kann attraktiver als das Leben in dieser Welt erscheinen, aber das ist ebenso wenig erklärbar wie das Gegenteil - dieses Leben zu lieben. Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass man in einen seelischen Zustand geraten kann, der einem den Tod geradezu aufdrängt und dieser Zustand ist ebenso "logisch" wie sein Gegenteil. Ob ich das Leben (im meine jetzt immer das Leben in dieser Welt )genieße oder ob ich es hasse und ablehne liegt im Grunde überhaupt nicht in meinem Einflussbereich.

Ich kann Depressionen bekommen und mein Zustand wird sich verfinstern und den Tod herbeisehnen - dann sehe ich in der Welt auch immer die Begründung dafür, denn dann ist sie schmerzhaft und ungerecht und greift mich daher an. Diese Wahrnehmung ist vollkommen real und schließlich mache ich sie durch meine Handlung wirklich und lege Hand an mich. Die Depressionen bekomme ich vielleicht, weil man mir als Kind übel mitgespielt hat und warum das geschah, weiß ich einfach nicht. Es ist eine Story, die mit mir gespielt wird und die nicht ich spiele.

Jemand, der das Leben ganz prima findet, meint zwar häufig zu wissen, warum das so ist und er kann dir auch gute Tipps geben, wie man es genießt aber in Wirklichkeit ist das ebenfalls eine Story und auch dieser Mensch erlebt nur, was garnicht von ihm kommt. Er hat "fröhlichere" Gene, hatte eine "bessere" Kindheit oder hat die "besseren" Beziehungen abbekommen - nur lag all das nie in seinem Willen sondern es geschah einfach mit ihm, so wie alles einfach geschieht. Es ist daher auch nicht besser oder schlechter als das Schicksal des unglücklichen Menschen. Alles was man darüber sagen kann ist, dass es anders ist. Es ist nur eine andere Erfahrung.

Das ist in meinen Augen das Hauptmerkmal des Ego, dass es eine Story mit mir spielt und mich glauben lässt, ich wäre selbst die Story und ich könnte darüber bestimmen, wie sie verläuft - das ist die Macht, die das Ego hat, durch unseren Glauben, das seien wir selbst. Doch in Wirklichkeit geschieht alles nur und ich bin lediglich Beobachter eines Films. Deine Freundin hat einen bösen Film angesehen und sie hat geglaubt, er sei wirklich - das geht uns allen so. Es ist nicht wichtig, welcher Film es ist, weil alles nur ein Film ist. Manche sehen ihr Leben lang Liebesfilme, andere Filme über Geld und Reichtum, andere über Unglück und Leid. Erst die Sichtweise des Hlg. Geistes eröffnet für uns die Möglichkeit zu erkennen, dass es ein Film ist, schließlich dann irgendwann aufzustehen, nachdem ich die Handlung als "das bin nicht ich" erkannt habe (vergeben habe) und den Kinosaal zu verlassen, um mich dem wirklichen Leben zuzuwenden (der Vergleich mit dem Kino stammt von K.Wapnick).

Mitfühlende Grüße von

Thomas