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18.05.2007, 14:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.05.2007, 14:20 von Gregor.)
Als Schüler des Kurses fragt man sich vielleicht nach einiger Zeit: alle die Versprechen, die der Kurs macht, dass ich z.B. glücklich und in Frieden bin - wann passiert das endlich? Was muss ich tun?
Die typischen Antworten dazu, falls man die Frage versehentlich hier im Forum stellt, sind sinngemäß immer gleich: steh' dir nicht länger selbst im Weg!
Da hat man doch das Gefühl, man bekommt noch obendrein einen auf's Dach. Denn eines ist doch sonnenklar: ich will glücklich sein!
Aber - ist das wirklich so sonnenklar? Will ich tatsächlich glücklich sein? Ohne Bedingungen, ohne das Auf und Ab durch die Abhängigkeit von äußeren Umständen? Oder kann es sein, dass da was dran ist, wenn der Kurs vom ersten Hindernis für den Frieden spricht: nämlich das Verlangen, ihn loszuwerden?
Im Zusammenhang mit "The Leap ..." bin ich beim Surfen mal wieder auf Birgits Collection gestoßen, und dort - wie sollte es anders sein - auf DeMello. Wo er über das Glücklichsein schreibt:
Zitat:4 - Über den Wunsch nach Glücklichsein
Ich habe gesagt, dass wir nicht glücklich sein wollen. Wir wollen
andere Dinge. Oder sagen wir es akkurater: Wir wollen nicht
bedingungslos glücklich sein. Ich bin bereit, glücklich zu sein,
vorausgesetzt, ich habe dies und jenes und das andere Ding da. Aber
das bedeutet in Wahrheit, zu unsrem Freund oder zu Gott oder zu
irgendjemand zu sagen: "Du bist mein Glück. Wenn ich dich nicht
kriege, weigere ich mich, glücklich zu sein." Es ist so wichtig, das
zu verstehen. Wir können uns nicht vorstellen, ohne diese Bedingungen
glücklich zu sein. So ist es ziemlich akkurat. Wir können
Glücklichsein ohne diese Dinge nicht begreifen. Wir wurden gelehrt,
unser Glück in sie zu setzen.
Das ist also das erste, was wir zu tun haben, wenn wir zum Erwachen
kommen wollen, was dasselbe bedeutet wie zu sagen: Wenn wir Liebe
wollen, wenn wir Freiheit wollen, wenn wir Freude und Frieden wollen
und Spiritualität. In dem Sinne ist Spiritualität das praktischste
Ding auf der ganzen weiten Welt. Ich fordere jeden auf, etwas
Praktischeres zu finden als Spiritualität, wie ich sie definiert habe
- nicht Frömmigkeit, nicht Hingabe, nicht Religion, nicht Anbetung,
sondern Spiritualität --- Erwachen, Erwachen! Schau auf den Kummer
überall, schau auf die Einsamkeit, schau auf die Angst, die
Verwirrung, den Konflikt in den Herzen der Leute, inneren Konflikt,
äußeren Konflikt.Angenommen, jemand gäbe dir einen Weg, all das
loszuwerden?
Angenommen, jemand gäbe dir einen Weg, den gewaltigen Verlust von
Energie, Gesundheit, Gefühl zu stoppen, der von diesen Konflikten und
dieser Verwirrung kommt? Würdest du das wollen? Angenommen, jemand
zeigt uns einen Weg, durch den wir einander wirklich lieben würden,
und in Frieden wären, in Liebe wären? Kannst du dir etwas
Praktischeres als das vorstellen? Aber stattdessen lasst ihr die
Leute denken, dass Geschäfte praktischer sind, dass Politik
praktischer ist, dass Wissenschaft praktischer ist. Welcher irdische
Nutzen ergibt sich daraus, einen Mann auf den Mond zu bringen, wenn
wir nicht auf der Erde leben können?
(Anthony De Mello, SJ)
aus: awareness list
Uebersetzung: Be
gefunden bei: Be Sammlung
Das hat der gute Anthony messerscharf beobachtet, finde ich.
 Gregor
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Hallo Gregor,
Dein Link zur "BE Sammlung" beeinhaltet einigen Stoff zur Freude, danke!
René
Gregor schrieb:Als Schüler des Kurses fragt man sich vielleicht nach einiger Zeit: alle die Versprechen, die der Kurs macht, dass ich z.B. glücklich und in Frieden bin - wann passiert das endlich? Was muss ich tun?
Die typischen Antworten dazu, falls man die Frage versehentlich hier im Forum stellt, sind sinngemäß immer gleich: steh' dir nicht länger selbst im Weg!
Da hat man doch das Gefühl, man bekommt noch obendrein einen auf's Dach. Denn eines ist doch sonnenklar: ich will glücklich sein!
Aber - ist das wirklich so sonnenklar? Will ich tatsächlich glücklich sein? Ohne Bedingungen, ohne das Auf und Ab durch die Abhängigkeit von äußeren Umständen? Oder kann es sein, dass da was dran ist, wenn der Kurs vom ersten Hindernis für den Frieden spricht: nämlich das Verlangen, ihn loszuwerden?
Ich glaube jeder will wirklich glücklich sein. Was daran hindert jederzeit glücklich und frei zu sein, ist letztlich die Vorstellung, daß ich für Glück einen Körper brauche.
Darauf weist in meinen Augen die Aussage: sterbe, bevor du stirbst.
Lieber Gruß von Zeitweise
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Zeitweise schrieb:Ich glaube jeder will wirklich glücklich sein.
Ich nicht. Das Phänomen der Selbstsabotage, in der Psychotherapie wohlbekannt und gut beschrieben, spricht dagegen. Bei selbstehrlicher Betrachtung wird man ebenfalls auf das Phänomen stoßen.
Vordergründig mag jeder meinen, er wolle glücklich sein. Und glaubt, es durch "Unglück" erreichen zu können, macht also alles, um das tatsächliche Glück loszuwerden. Ist häufig auch bei Menschen beobachtbar, die den Gipfel des Erfolgs erklommen haben und - für Otto Normal-RTL-Gucker unverständlich - nun jeden möglichen Blödsinn machen, um sich selbst zu demontieren.
Deckt sich wunderbar mit dem Kurs, der dieses Phänomen in seiner ganzen Tiefe beschreibt. Er nennt es Ego und seine Gesetze. Und durch diese "Aufdeckung" des Phänomens macht er es vergebungsfähig.
Gregor
Zeitweise schrieb:Auch das Ego will glücklich sein. Es weiß aber nicht, wo und wie es nach dem Glück suchen soll, um es zu finden.
Das Ego existiert nicht. Es ist nur eine Einbildung.
Du aber suchst dein Glück in einer Einbildung, damit du es ja nicht findest.
Deshalb ist es für Kursschüler wichtig zu erkennen, dass sie nicht glücklich sein wollen.
Denn nur so werden sie anderen Geistes werden wollen.
Johannes
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Zeitweise schrieb:Ich glaube jeder will wirklich glücklich sein. Gregor schrieb:Ich nicht. Das Phänomen der Selbstsabotage, in der Psychotherapie wohlbekannt und gut beschrieben, spricht dagegen. Bei selbstehrlicher Betrachtung wird man ebenfalls auf das Phänomen stoßen. Selbstsabotage? Daß ich nicht lache -- ist mir ein totales Fremdwort! 
Nö, im Gegenteil: darin bin ich geradezu Meister -- und würde mir somit die Bewertung "Eins" verpassen! 
Gregor schrieb:Vordergründig mag jeder meinen, er wolle glücklich sein. Und glaubt, es durch "Unglück" erreichen zu können, macht also alles, um das tatsächliche Glück loszuwerden. Tja, denkst du nicht, das hat mit unserem uralten Weggenossen "Schuld" zu tun? Solange Schuld in uns herumrummort, verbleibt der seltsame Glaube, daß wir Glücklichsein nicht verdienen, und somit treibt das liebe Ego jene greuliche Selbstsabotage! Vor einigen Monaten schlug es dann ein: ich habe regelrecht Angst vor dem Glücklichsein (von der ECHTEN Sorte)! So... Dafür gäbe es natürlich eine fantastische psychologische Egoerklärung -- doch die interessiert nicht mehr, denn sie hat noch nie ein besonders helles Licht angezündet...
Gregor schrieb:Deckt sich wunderbar mit dem Kurs, der dieses Phänomen in seiner ganzen Tiefe beschreibt. Er nennt es Ego und seine Gesetze. Und durch diese "Aufdeckung" des Phänomens macht er es vergebungsfähig. JAWOLLLL -- UND GOTTSEIDANK! 
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"Vergiss diese Welt, vergiss diesen Kurs, und komm mit völlig leeren Händen zu deinem Gott."
De Mello beschreibt den Irrtum, der darin liegt, daß wir Bedingungen suchen, unter denen wir uns erlauben, glücklich zu sein.
Er äußert aber keinen Zweifel an dem Wunsch des Menschen, glücklich zu sein. Alles was ein Mensch tut besteht letztlich in dem Versuch Glück zu erlangen, so wie er es versteht. Niemand tut absichtlich etwas um Unglück zu erlangen.
Ich glaube auf so eine Idee können nur Psychologen kommen. 
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26.05.2007, 16:32
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.05.2007, 16:33 von Gregor.)
Zeitweise schrieb:Er äußert aber keinen Zweifel an dem Wunsch des Menschen, glücklich zu sein.
DeMello ist nicht der Autor des Kurses.
Zeitweise schrieb:Ich glaube auf so eine Idee können nur Psychologen kommen.
Oder der Kurs. Der wurde ja auch von Psychotherapeuten niedergeschrieben.
Außerdem ist die Idee keineswegs abwegig. Ein wenig Selbstehrlichkeit, jenseits des Vordergründigen, reicht dazu aus.
Gregor
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