Das Geheimnis der Erlösung ...

[Gregor]

... ist Erinnerung. Diese Aussage des Begründers des chassidischen Judentums im 18. Jahrhundert, Baal Shem Tov, hörte ich gestern im Deutschlandfunk bei meiner Fahrt nach Hause. Es ging in dem Beitrag darum, dass in einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zur gegenseitigen Wahrnehmung von Israelis und Deutschen festgestellt wurde, dass 77 Prozent der Deutschen die Geschichte der NS-Zeit "ruhen lassen und sich gegenwärtigen oder zukünftigen Problemen widmen" wollen.

Ein heikles Thema, ein Minenfeld aus Schuld, vorsichtiger, sehr sehr vorsichtiger Formulierungen, political correctness und vielen Fettnäpfchen. Aber eben ein Thema, das durch das aktuelle Gedenken 70 Jahre nach Ausschwitz insbesondere wieder zum Thema wird.

Erst empfand ich eine Abneigung gegen die Aussage. Typisch Kursschüler: Erinnerungen sind Erinnerungen, nicht real, Quelle von Illusionen. Warum soll das Erlösung bringen? Aber da zeigt es sich wieder, wie Kurssprüche, schräg verwendet, zum Gegenteil dessen führen, worum es im Kurs geht.

Heute gab es auf der Rückfahrt wieder einen "einschlägigen" Beitrag: über einen israelischen Geigenbauer, der alte Geigen von Juden aus der NS-Zeit, die sein Vater gesammelt hat, restauriert. Er war erstmalig zu einem Konzert nach Deutschland gereist. Bei dem Beitrag kamen mir die Tränen (nicht so prickelnd beim Autofahren).

Und dann fiel mir wieder ein: "Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung."

Tatsächlich! Wie soll Vergebung erfolgen, wenn ich das ungeheuerliche Geschehen mitten in meinem Heimatland zu einer Zeit, die in der "Blütezeit" meiner Eltern lag, verdränge, indem ich das "ruhen lasse", vergesse, nicht für wichtig halte? Wenn ich glaube, das mich das nichts angeht? Vergebung setzt Erinnerung voraus. Und die "kleine Bereitschaft", statt zu verdrängen, Vergebung zuzulassen.

Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich auf Millionen ermordeter Menschen schauen soll. Mir fällt kein Weg ein, damit ohne Betroffenheit und Schuld umzugehen - außer Verdrängung in subtiler oder offensichtlicher Form.

Aber die Erinnerung bietet mir auch bei dieser Unvorstellbarkeit die Möglichkeit, IHN zu bitten: um SEINE Sichtweise, um DAS, was FRIEDEN bringt.

Eine weitere "willkommene" Gelegenheit zur Vergebung. Eine geeignete Gelegenheit für Wunder - ohne Rangordnung der Schwierigkeiten. Oder für SEINE Antwort auf meine Frage: "Was will ich wirklich?"

Gregor

[Inge]

Danke sehr, lieber Gregor, für diesen ergreifenden Beitrag.
Die Erinnerung an diese furchtbare Zeit schüttelt mich, immer wieder aufs neue, durch und durch -- auch jetzt wieder zum 70. Jahrestag der Befreiung.

Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich auf Millionen ermordeter Menschen schauen soll. Mir fällt kein Weg ein, damit ohne Betroffenheit und Schuld umzugehen - außer Verdrängung in subtiler oder offensichtlicher Form.

Ich weiss es auch nicht im geringsten....

Aber die Erinnerung bietet mir auch bei dieser Unvorstellbarkeit die Möglichkeit, IHN zu bitten: um SEINE Sichtweise, um DAS, was FRIEDEN bringt.

Wollen wir alle darum bitten....

[667]

danke, Greogor für deine ehrlichen, bewegenden Zeilen!
Und für die Erinnerung, dass verdrängen und in die Ecke stellen eine unwürdige Form der Verleugnung darstellen!

[Simon]

Ich mag mich noch sehr gut erinnern, wie vor Jahren als ich wieder mal einen Bericht über den 2 Weltkrieg im Fernsehen anschaute und die vielen Leichen sah. Ganze Berge von Leichen.
Es ist sehr schwierig wiederzugeben, ohne Missverständnisse zu verursachen, was ich in Verbindung mit IHM verstand, als ich die vielen toten Körper sah. Aber ich will es versuchen.
Mir wurde klar, dass der Körper an sich nichts Wertvolles ist, denn alles was GOTT schuf ist wertvoll. Wäre der Körper von GOTT erschaffen, könnten wir ihn nicht so behandeln/gebrauchen.
Es war eine sehr tiefgehende Erfahrung für mich und machte mich friedlich und ruhig, selbst bei solchen Anblicken.

Simon

[Thomas]

"Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung" - ja, im ersten Moment lehnte ich die Aussage innerlich auch ab. Denn erinnern heißt doch anhaften, anklammern, identifizieren. Stimmt ja auch, aber vergessen kann halt leider auch sehr leicht zum Verdrängen werden. Irgendwie ein Dilemma - gucke ich die Berichte über Auschwitz im Fernsehen an, packen mich Entsetzen, Trauer und Wut. Schalte ich aber einfach den Fernseher aus oder auf leichte Unterhaltung um, dann verdränge ich. Denn es ist ja da, Illusion hin oder her, mein Traum hin oder her. Es ist da und es will mir etwas sagen. Schaffe ich es, es mit dem HG anzusehen, ohne mich darin zu verlieren und ohne es von mir wegzuschieben? Das ist die Frage.... Der Körper mag letztlich nichts Wertvolles sein, aber das Empfinden schon (und damit meine ich nicht nur mein Empfinden). Das kann ich nicht abtun.

[toni]

danke, Greogor für deine ehrlichen, bewegenden Zeilen!
Und für die Erinnerung, dass verdrängen und in die Ecke stellen eine unwürdige Form der Verleugnung darstellen!

Dem möchte ich mich anschließen.

toni

[Petra]

Ich habe auch schon bevor ich den Kurs machte, wenn ich Entsetzen und Traurigkeit spürte und Tränen hochstiegen, zu Gott gesagt: Dies schenke ich Dir.
Ich weiß auch nicht, es ist einfach so ein Impuls von mir gewesen.

Ich habe auch viele Bekannte bei Facebook, die regelmäßig Aufforderungen zu Protesten, Unterschriftensammlungen, Petitionen oder auch nur zum Stellung-beziehen auffordern. Da ich nicht gegen etwas sein möchte, sondern lieber meine Gedanken berichtigen möchte, fällt es mir immer schwer, damit umzugehen. Äußerlich ignoriere ich es, aber ich nutze die Postings für Vergebung.
Wie geht ihr damit um?
Schönabend
Petra

[Inge]

Mir wurde klar, dass der Körper an sich nichts Wertvolles ist, denn alles was GOTT schuf ist wertvoll. Wäre der Körper von GOTT erschaffen, könnten wir ihn nicht so behandeln/gebrauchen.
Es war eine sehr tiefgehende Erfahrung für mich und machte mich friedlich und ruhig, selbst bei solchen Anblicken.

Danke dir, Simon.
Dies scheint ganz im Sinne der heutigen Lektion (28) zu sein:

"Vor allem will ich die Dinge anders sehen."

[toni]

Ich habe auch viele Bekannte bei Facebook, die regelmäßig Aufforderungen zu Protesten, Unterschriftensammlungen, Petitionen oder auch nur zum Stellung-beziehen auffordern. Da ich nicht gegen etwas sein möchte, sondern lieber meine Gedanken berichtigen möchte, fällt es mir immer schwer, damit umzugehen. Äußerlich ignoriere ich es, aber ich nutze die Postings für Vergebung.
Wie geht ihr damit um?

Ganz einfach...ich habe mich vor 2 Jahren bei Facebook abgemeldet.
Warum möchtest du nicht gegen etwas sein? Es gibt viele Dinge, die hier echt beschissen sind und für die es sich lohnt, gegen zu wirken. Was ist mit deinem Lieblingsessen? Sagst du da auch, dass du nicht zugeben möchtest, dass es dir gut schmeckt? Ich meine Gregor hat dies vor Kurzem als "persönliche Vorlieben" bezeichnet. Auch sie dienen allein der Vergebung, unerheblich um welche Seite der Vorlieben-Medaille es sich gerade handelt.

toni

[667]

Ich habe auch schon bevor ich den Kurs machte, wenn ich Entsetzen und Traurigkeit spürte und Tränen hochstiegen, zu Gott gesagt: Dies schenke ich Dir.
Ich weiß auch nicht, es ist einfach so ein Impuls von mir gewesen.

Ich habe auch viele Bekannte bei Facebook, die regelmäßig Aufforderungen zu Protesten, Unterschriftensammlungen, Petitionen oder auch nur zum Stellung-beziehen auffordern. Da ich nicht gegen etwas sein möchte, sondern lieber meine Gedanken berichtigen möchte, fällt es mir immer schwer, damit umzugehen. Äußerlich ignoriere ich es, aber ich nutze die Postings für Vergebung.
Wie geht ihr damit um?
Schönabend
Petra

ich unterschreibe mal, mal nicht, meist abhängig von den "daten, die gesammelt werden"...

der Punkt für mich ist, dass ich nicht mehr gezwungen "spende" oder für oder gegen was bin sondern frei entscheiden kann, mal mache ich es mal nicht... beides hat den gleichen Wert...