Völlig de-identifiziert?

[Sterntaler]

ich bin ja über meinen momentanen Zusatnd selbt am Grübeln... hab nach wie vorkeine Ahnung, ob ich die Auswirkung von Depression/Gefühlskälte/Gefühlosigkeit spazieren trage oder ne "Auswirkung" vom Kurs...

mir kommt es vor, als habe das dauerhafte Üben der de-identifizierung (meine gedanken bedeuten nichts, Groll ist niemals gerechtfertigt, sieht den Bruder als erlöst etc.) etwas bewirkt, was mich zwar das Drama spüren und erleben lässt, mich allerdings nicht mehr verschlingen kann/ keine Macht mehr über mich hat. Ich fühle wohl Schmerz, Trauer und Freude etc. aber mit einer gewissen "Unbeteiligung/Abstand" und es überrennt/überwältigt mich nicht mehr, es bleibt ein Ruhepol - ein Ort, an den ich mich erinnern kann/ wo ich sein kann, in Frieden und Ruhe obwohl der Schmerz gar heftig tobt... und ich fühle das sehr wohl körperlich, den Schmerz der Trauer oder Enttäuschung...

aber es ist anders, es ist nicht mehr "absolut" es gibt den Hort der Ruhe, der davon nicht belastet wird...

ob das Depression ist oder Kurs"gut" weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Kann mir mal jemand sagen, ob das ernsthaft dazu gehört? Muss man sich so fühlen als Kurslernender? Ich meine, Depression ist eines der eher schrecklicheren Lebensgefühle, die man haben kann. Und wenn ja, wofür soll das gut sein? Ist es nur eine Zeit lang? Aber du, 667 bist ja wohl schon einige Zeit länger dabei als ich...
Das mit der Ruhe sehe ich ja , das machts erträglicher... Aber dafür fehlt mir inzwischen Hoffnung, und das war an sich ein nicht schlechtes Gefühl...
Mit den philosophischen Auseinandersetzungen habe ich es nicht so, die machen mich nicht lebensfroher, vielleicht weil ich nie dabei das Gefühl hätte Recht zu haben...
Vielleicht ist der Kurs, wie Gregor anderwo schon feststellte wirklich nicht der richtige Weg für mich? Oder ich mach was entscheidendes verkehrt?

[G.D.]

Gregor hat einmal über "das seltsame Phänomen" geschrieben, dass dieses ganze äußere Geschehen wie eine Art Nebel über einem ruhigen See erlebt wird.

[667]

ich bin ja über meinen momentanen Zusatnd selbt am Grübeln... hab nach wie vorkeine Ahnung, ob ich die Auswirkung von Depression/Gefühlskälte/Gefühlosigkeit spazieren trage oder ne "Auswirkung" vom Kurs...

mir kommt es vor, als habe das dauerhafte Üben der de-identifizierung (meine gedanken bedeuten nichts, Groll ist niemals gerechtfertigt, sieht den Bruder als erlöst etc.) etwas bewirkt, was mich zwar das Drama spüren und erleben lässt, mich allerdings nicht mehr verschlingen kann/ keine Macht mehr über mich hat. Ich fühle wohl Schmerz, Trauer und Freude etc. aber mit einer gewissen "Unbeteiligung/Abstand" und es überrennt/überwältigt mich nicht mehr, es bleibt ein Ruhepol - ein Ort, an den ich mich erinnern kann/ wo ich sein kann, in Frieden und Ruhe obwohl der Schmerz gar heftig tobt... und ich fühle das sehr wohl körperlich, den Schmerz der Trauer oder Enttäuschung...

aber es ist anders, es ist nicht mehr "absolut" es gibt den Hort der Ruhe, der davon nicht belastet wird...

ob das Depression ist oder Kurs"gut" weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Kann mir mal jemand sagen, ob das ernsthaft dazu gehört? Muss man sich so fühlen als Kurslernender? Ich meine, Depression ist eines der eher schrecklicheren Lebensgefühle, die man haben kann. Und wenn ja, wofür soll das gut sein? Ist es nur eine Zeit lang? Aber du, 667 bist ja wohl schon einige Zeit länger dabei als ich...
Das mit der Ruhe sehe ich ja , das machts erträglicher... Aber dafür fehlt mir inzwischen Hoffnung, und das war an sich ein nicht schlechtes Gefühl...
Mit den philosophischen Auseinandersetzungen habe ich es nicht so, die machen mich nicht lebensfroher, vielleicht weil ich nie dabei das Gefühl hätte Recht zu haben...
Vielleicht ist der Kurs, wie Gregor anderwo schon feststellte wirklich nicht der richtige Weg für mich? Oder ich mach was entscheidendes verkehrt?

ich glaube, das kann dir niemand sagen.
Ich persönlich glaube NICHT, dass Depression zum Kurs gehört. Es findet soich auch keinerlei Hinweis im Kurs, dass depressive Verstimmung oder ausgewachsene Depression etwas erstrebnswertes sind.

Ich weiß ja nicht mal, ob ich wirklich ne Depression habe (es ist nur naheliegend, aber diagnostiziert hat das keine fachkraft)

ich versuche das mal so zu beschreiben:

wenn ich wirklich ne Depression aheb, dann fängt der Kurs da aber mächtig was ab...

wenn mein zustand irgendwie "kursgeneriert" ist, hab ich was falsch verstanden/bin auf dem Holzweg...

wenns nicht 100% glücklich ist, ist es nicht von Gott sondern Kampf gegen eine selbst.

ich hab da eigentlich keinen Bedarf mehr dran (anscheinend aber doch) sonst würd ichs ja IHM zur Korrektur geben...

ich bin gerade so ahnungs- und planlos wie noch nie... was aber eigentlich okay ist, dennn es macht den Weg frei, wirklich IHN zu fragen...

[Thomas]

[Stephan]

Ich habe keine Ahnung, ob man damit ans Ziel kommt oder in eine Falle gerät. Es interessiert mich auch irgendwie und interessanterweise seit einiger Zeit immer weniger und nun nicht mehr.

Das ist schade. Denn du hast Begabung, verschiedene Wege geistig zu durchdringen und den Brüdern auf ihrem inneren Weg zu helfen.

Danke, MM. Neulich hatte ich mal wieder eine telefonische Beratung, worin auch der Name eines Satsang-Lehrers fiel, von dem der Anrufende schwärmte. Ich habe mir dann auf Jetzt-TV ein paar Videos angeschaut (die mich früher sicherlich fasziniert hätten) und gemerkt, das ist nicht mehr meine Welt. Und so geht´s mir auch mit Zen und traditionellem Buddhismus ... Es hält alles einem Vergleich mit dem Kurs nicht stand, der passt eben haargenau für mich.
Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich über andere spirituelle Schulen und Lehrer nicht mehr urteilen will, weil ich es ja im Grunde auch überhaupt nicht kann und es auch nicht nötig ist. Sie sind für andere, nicht für mich gedacht.
Das vereinfacht mein Leben wieder ein Stück mehr und hilft mir, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Was Beratungsgespräche etc. anbetrifft, merke ich inzwischen immer mehr, dass es allein auf meine innere Haltung ankommt, meine Aufmerksamkeit darauf, was ich in dieser Begegnung lernen kann, und das Hören auf den H.G. In diesem Prozess finden sich dann schon auch passende Worte, mal als Nachfragen, mal als Hinweise aus meinem Erfahrungs- und Wissensschatz etc. Dazu braucht man in der spirituellen Tradition oder Philosophie des Anderen gar nicht so sehr bewandert sein. Es reicht also vollkommen, wenn ich mich auf mein Kursstudium und die Anwendung in der Praxis konzentriere. Es wenden sich ja auch sowieso nur Menschen an mich, durch die ich in der Situation lernen kann und sie durch die Begegnung mit mir. Obliegen tut das aber dem H.G., ich brauche mir da wenig Gedanken drüber zu machen. Aufmerksam hören, schauen und spüren genügt völlig. Auch das vereinfacht das Leben ungemein.

[G.D.]

Kann mir mal jemand sagen, ob das ernsthaft dazu gehört? Muss man sich so fühlen als Kurslernender? Ich meine, Depression ist eines der eher schrecklicheren Lebensgefühle, die man haben kann.

Kenneth Wapnick sagt in einem seiner Bücher sinngemäß, wenn er am Anfang gewusst hätte, was mit dem Kurs auf ihn zukommt, hätte er sich unter sein Bett verkrochen und dort versteckt. Kein Wunder, alles was ich je gelernt habe, wird durch den Kurs scheinbar auf den Kopf gestellt. (In Wirklichkeit wird es auf die Füße gestellt.) Natürlich macht das zunächst Angst und kann auch zutiefst deprimieren. Aber - die Schau kostet niemanden etwas (Ü-I.27.2).

[Gast MM]

[Sterntaler]

OK, Kopf, Füsse, oben, unten ??? Ganz normal. Das hilft mir weiter...
Ich halt meine Situation grad manchmal kaum aus. Alles läuft gut und dennoch.... Ist wohl ne spirituelle krse (das lass ich jetzt mal so stehen...) Werde aber nicht weglaufen. Ich kann aus allem einen Salat machen oder ne Krise...

[Elisabeth]

In der spirituellen Szene - vor allem bei Advaitis und Zennies - heißt es oft, wenn man seine wahre Natur erkannt habe, dann würden zwar weiterhin alle Gefühle wie Schmerz, Leid, Zorn, Angst ablaufen, aber da sei dann kein "ich" mehr, das Träger dieser Gefühle sein könne. Man sei also mit diesen Gefühlen nicht mehr identifiziert, man betrachte nur, wie sie ablaufen, sei aber selbst jenseits davon, weil man sie "transzendiert" habe.

Mir war das immer suspekt, schon früher, und ich hatte immer den Verdacht, dass das im Grunde ein Selbstbetrug ist. Man wütet und tobt und behauptet, tja, das sei halt der Körper, aber man selbst sei dies ja nicht. Der Kurs scheint mich zu bestätigen. Wenn mein Geist aufgefühlt wird durch negative Gefühle und Gedanken, dann habe ich mich in dem Moment schlichtweg vergessen und fühle mich getrennt. Wenn dem nicht so wäre, würden diese negativen Gefühle gar nicht erst entstehen.

Ich glaube man muss unterscheiden zwischen "Ego" im Kurssinn und "Ich" in seinen verschiedenen umgagangssprachlichen und psychologischen Bedeutungen.

Ich möchte auf eine Frage zurückkommen, die Rene in einem anderen Zusammenhang mal gestellt hat: Wer ist es denn, der zwischen Ego und HG wählt, wer ist der Entscheider? Eine der Kursübungen lautet: Die Macht der Entscheidung ist mein. Wer oder was ist der Inhaber dieses "mein"? Es ist im Kurs auch viel vom Willen die Rede, und von der Freiheit des Willens. Wo sitzt dieser Wille, wenn es kein Ich gibt? Wenn man sich von verletzenden Gedanken bedrängt fühlt, empfiehlt der Kurs, dass man sich fragt: Will ich das? Das ist meines Erachtens ein anderer Zugang als das bloße Einnehmen einer unbeteiligten ("ichlosen") Beobachterposition. Das Einnehmen der Beobachterposition ist die Voraussetzung dafür, dass sich überhaupt ein Spielraum für eine Entscheidung auftut. Der Kurs bezeichnet das als Zurücktreten: erst mal aus der distanzlosen Identifikation mit dem Geschehen heraustreten. Dann wird aus dem Fürchten, Hassen oder Erleiden von etwas ein "ich habe einen verletzenden Gedanken". Aber damit ist es noch nicht getan. Der nächste Schritt - IHN um Heilung meines Geistes zu bitten - ist etwas Aktives, eine gedankliche Handlung, die bei akuten Ego-Attacken auch ein gutes Stück Entschlossenheit und Konsequenz verlangen kann. Ich bezweifle, dass die Beschwörung der Ichlosigkeit dabei hilft. Mir hilft es nicht.

Elisabeth

[Gregor]

Oder meint der Begriff "Wirkliche Welt" nochmal etwas anderes als "Wahre Wahrnehmung"?

Hm, nein, sehe ich eigentlich nicht. Wahre Wahrnehmung findet so wenig mit den Sinnen statt wie die Wirkliche Welt mit den Sinnen gesehen wird.

Gregor