Noch ein Rätsel

[Elisabeth]

Das Rätsel: Ein Vater ist mit seinem kleinen Sohn in der Stadt unterwegs und gerät in einen Verkehrsunfall, bei dem das Kind schwer verletzt wird. Der Vater ruft die Rettung und begleitet dann das Kind im Rettungswagen ins Krankenhaus. Währenddessen wird im Krankenhaus schon die OP vorbereitet, und das Kind kommt sofort nach der Ankunft in den OP-Saal. Der Vater wartet indessen draußen vor der Tür zum OP-Saal. Doch als das Kind auf den OP-Tisch gelegt wird, wird der Anästhesist auf einmal kreidebleich im Gesicht und sagt: "Ich kann bei dieser OP nicht mitmachen, ich bin zu befangen. Dieses Kind ist mein Sohn."

Rätselfrage: In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis steht der Anästhesist zu dem verletzten Kind?

Elisabeth

PS Es hat etwas mit dem Kurs zu tun.

[Gaston]

Rätselfrage: In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis steht der Anästhesist zu dem verletzten Kind?

Elisabeth

Ausgeschlossen jedenfalls ist nicht, dass der Vater, der in den Unfall verwickelt war und im Schock mit seinem Sohn in die Klinik gefahren ist, erst in dem Moment, als das Kind auf den OP-Tisch gelegt wird, merkt, dass er selbst der Anästhesist ist.
Und was sagt der Kurs dazu?
Finde die Stelle nicht.

Gaston

[René]

Rätselfrage: In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis steht der Anästhesist zu dem verletzten Kind?

Elisabeth

Ausgeschlossen jedenfalls ist nicht, dass der Vater, der in den Unfall verwickelt war und im Schock mit seinem Sohn in die Klinik gefahren ist, erst in dem Moment, als das Kind auf den OP-Tisch gelegt wird, merkt, dass er selbst der Anästhesist ist.
Und was sagt der Kurs dazu?
Finde die Stelle nicht.

Gaston

Deine Antwort kommt mir plausibler vor, als die, die ich Elisabeth über PN geschickt habe:
Im Rätseltext wird nicht gesagt, dass der Vater und sein Sohn mit einem Fahrzeug unterwegs waren, sie könnten auch als Zeugen in den Unfall verwickelt gewesen sein, und es wird auch nicht gesagt, dass das verletzte Kind sein Sohn war, also wohl das des Anästhesisten.

René

[Elisabeth]

Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Der Anästhesist ist die Mutter des Kindes.

Das Rätsel wird gern als Demonstration dafür verwendet, wie stark der Einfluss der Sprache auf das Denken ist. Ich hatte für die Anästhesistin die männliche Form verwendet, und es ist kein typischer Frauenberuf. Das genügt schon, um eine gedankliche Sperre gegen das Allernaheliegenste auszulösen: die meisten Kinder haben nicht nur einen Vater, sondern auch eine Mutter.

Viele Leute suchen Lösungen in der Richtung, dass das Kind zwei Väter hat, einen leiblichen und einen Stiefvater, oder ein schwules Paar usw. Aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand spontan auf die Mutter tippt.

Das Rätsel hat insofern etwas mit dem Kurs zu tun, als die Sprache des Kurses eine sehr männliche ist. Es ist nicht so, dass ich damit gar kein Problem habe, aber ich finde es auch nicht sinnvoll, daran etwas ändern zu wollen. Der Kurs bezieht sich auf die jüdisch-christliche Tradition, die nun mal so patriarchalisch ist, wie sie ist. Es würde sich für mich gekünstelt anfühlen, wenn ich mich bei den Kursübungen als die Tochter der Göttin bezeichnen würde, weil das eben nicht die Symbolsprache ist, mit der ich aufgewachsen bin. Aber ich vermeide es schon eher, mich als Sohn zu bezeichnen und sage dann lieber Geschöpf, was ja dasselbe bedeutet. Ich denke es wäre verfehlt, die Probleme mit der männlichen Sprache zu bagatellisieren. Allein der Wunsch oder Anspruch, dass es da kein Problem zu geben hat, schafft es noch nicht aus der Welt. Lösung sehe ich keine.

Elisabeth

[Gast MM]

Interessant.
Doch fällt mir, ehemalige radikale Feministin, ein Satz aus dem Kurs ein:
Es gibt keine Rangordnung innerhalb der Illusionen.
Das ist (für mich) die Lösung.
Als ich mich entschied, den Kurs zu 'machen', hab ich mich schon vorher bewusst entschieden: ich werde mich nicht mit der Sprache rumkloppen. Denn ich kannte Auschnitte daraus und dachte: also wenn du jetzt wegen der Sprache schon kämpfst, brauchst gar nicht erst anfangen.
Das hat mir vieles erleichtert, obwohl ich weder aufkommende Schwierigkeiten geleugnet habe, noch nicht auch versucht hätte, Göttin, Tochter und all das auszuprobieren. Sowie mich trotzdem mit der Sprache rumgekloppt ....halt andere 'Argumente' wie zum Beispiel: der ist was für Intellektuelle, bin ich aber nicht!!! *mich grad schlapplach* (nicht, weil ich über Nacht eine Intellektuelle geworden wäre, sondern über die Erfindungsschläue des Egodenksystems)
Und mir fällt noch ein: du kannst dir ja noch nicht mal GOTT körperlos vorstellen (so ähnlich.) Stimmt genau. Da, wo meine Vorstellungen aufhören, da gehts vermutlich lang.

[Gregor]

Es würde sich für mich gekünstelt anfühlen, wenn ich mich bei den Kursübungen als die Tochter der Göttin bezeichnen würde, weil das eben nicht die Symbolsprache ist, mit der ich aufgewachsen bin.

Darum ist die Sprache des Kurses genau die, die sie ist. Sie knüpft am westlichen Background an. Der "christlichen Kultur" und ihrer Symbolik kann man sich nicht entziehen, wenn man in ihr aufgewachsen ist, egal, ob man sie befürwortet oder ablehnt.

Aber ich vermeide es schon eher, mich als Sohn zu bezeichnen und sage dann lieber Geschöpf, was ja dasselbe bedeutet. Ich denke es wäre verfehlt, die Probleme mit der männlichen Sprache zu bagatellisieren.

Nein, das ist ganz und gar keine Bagatelle. Sondern ein wesentlicher Teil der Vergebung, solange Worte etwas bedeuten.

Wer findet Bedeutung in diesen Symbolen, die nicht dem Frieden dienen? Das Ego.
Wie sieht die Lösung für alles aus, was vom Ego kommt? ...

Gregor

[Elisabeth]

Wer findet Bedeutung in diesen Symbolen, die nicht dem Frieden dienen? Das Ego.
Wie sieht die Lösung für alles aus, was vom Ego kommt? ...

Immer wieder Vergebung.

Elisabeth

[Thomas]

Klasse Rätsel! Ich bin nicht draufgekommen..... dabei hatte ich erst vor kurzem eine Diskussion mit einer Kollegin, wo es genau um das Thema ging. Sie meinte, Männer könnten gar nicht nachvollziehen, wie man sich als Frau angesichts der männlich dominierten Sprache fühle. Das trifft ja vor allem auf Berufsbezeichnungen zu. Und dies sei eben auch Ausdruck der geistigen Haltung der Gesellschaft und beeinflusse weiterhin ihr Denken, sagte sie. Bloß: im englischen ist das nicht so ausgeprägt und es gibt auch keine Artikel, die auf das Geschlecht hinweisen, nur "the". Und denken Engländer und Amerikaner deshalb anders? Irgendwie auch nicht, oder? Andererseits habe ich als Mann keinerlei Problem damit, als "die Person" bezeichnet zu werden oder damit, dass ein Team aus 11 Männern DIE Mannschaft heißt.

Der Kurs ist zwar männlich in seiner Ausdrucksweise, aber ich finde es sehr wohltuend, dass der Inhalt auf weit jenseits all dieser geschlechtlichen Besonderheiten abzielt.....

[Elisabeth]

Ja, das Rätsel funktioniert auch auf Englisch, es ist sogar eine Übersetzung aus dem Englischen. Da wirkt dann allein die Tatsache, dass Anästhesist ein Beuf mit niedrigem Frauenanteil ist. Die Artikel verstärken das im Deutschen noch, sind aber nicht ausschlaggebend. Der Artikel allein sagt ja auch noch nichts darüber, ob männliche oder weibliche Inhalte mit einem Begriff assoziiert werden. Die Armee. Die Kanone. Die Rakete. Die Alma Mater!!!

Das Vertrackte an diesem Sprachding ist halt, dass man kaum registriert, wie es wirkt. Man kann nicht gleichzeitig die Sprache benutzen und ständig darauf achten. Wenn ein Klavierspieler dauernd daran denkt, wie er seine Finger bewegt, dann verhaspelt er sich. Die oft etwas krampfhaften geschlechtsneutralen Wortformen, die Feministinnen eingeführt haben, nerven deshalb ja auch, selbst wenn man die Intention dahinter versteht und unterstützt. Auch ich finde die Schrägstrich-Endungen und das -Innen beschwerlich und eher lästig, obwohl ich weiß, dass das tatsächlich eine Wirkung hat.

Da stimme ich dir zu: Die männliche Sprache des Kurses hat nichts mit dem Inhalt zu tun.

Elisabeth

[Thomas]

Ja, ich kann dir nur zustimmen