Die Geiselsituation

[Elisabeth]

Eine der vielen Formulierungen für die immer gleiche Entscheidung im Kurs lautet: Willst du Gastgeber GOTTES sein oder Geisel des Ego?

Mit einer Geiselnahme kann man jemanden erpressen, und Kriminelle wissen es: wenn man wirklich viel aus jemandem herauspressen will, dann muss man nicht ihn selbst sondern einen Dritten bedrohen, zum Beispiel sein Kind entführen. In einem von Dostojewskis Romanen, ich glaube es sind die Brüder Karamasow, gibt es folgende Geschichte: Spielende Kinder bewerfen die Hunde eines Gutsherrn mit Steinen. Dieser zitiert daraufhin eines der Kinder mit seiner Mutter zu sich und sagt: Dein Kind hat meine Hunde mit Steinen beworfen, ich werde es jetzt bestrafen. Dann hetzt er seine Hunde auf das Kind, die es zerfleischen, und zwingt die Mutter, dabei zuzusehen. Dann sagt Dostojewski: Die Frage ist nicht, ob die Mutter dem Gutsherrn jemals verzeihen kann. Die Frage ist, ob sie es darf.

Schon seit Monaten liegt mir die Situation in Tibet auf der Seele. Es ist herzzerreißend. Heute wieder die Nachricht von zwei Selbstverbrennungen, ein Mann und eine Frau, 18 und 19 Jahre alt. Hunderte sind in den Gefängnissen und werden gefoltert, Demonstranten werden erschossen, ein Fünftel der Bevölkerung ist in den letzten 50 Jahren umgebracht worden. Seit kurzem ist eine systematische Zwangsansiedlung der Nomaden in "Siedlungen" im Gange, die wie KZs aussehen. Und die Welt schaut zu. Gegen Gaddafi hat man den Helden für Freiheit und Menschenrechte gespielt, aber das ist bei China nicht opportun, da zieht man lieber den Schwanz ein. Alle paar Wochen gibt es irgendeine Protestaktion in westlichen Städten, aber da sind dann meistens die Exiltibeter unter sich, kaum jemand von den Einheimischen schließt sich ihnen an. Tibeter fühlen sich von dieser Gleichgültigkeit sehr verletzt.

Was soll ich tun? In so einer Situation gerät man schnell in den Sog von Urteilen, Parteilichkeiten, Feindbildern, einem „gerechten“ Kampf. Gar nichts tun ist bequem, hat also auch seine Anziehungskraft. In einem anderen thread sagt Gregor: Statt zwischen zwei schulderzeugenden Alternativen zu wählen, lieber IHM die Führung übergeben. Aber ich spüre keine Führung, gar nichts. Was immer ich tue, es ist zu viel, zu wenig oder das Falsche. Triff keine Entscheidung außer in der Sicherheit des Heiligen Augenblicks, ist so ein Leitsatz aus dem Kurs. Die Heiligen Augenblicke kommen aber nicht so auf Bestellung wie ich es jetzt gern hätte, und ich finde aus diesem Strudel nicht heraus.

Elisabeth

[gottfried]

liebe elisabeth, natürlich kannst du da nichts tun, solange du das leiden derjenigen beenden willst.
beende das leiden in dir, mit IHM, damit der heilige augenblick unmittelbar verfügbar ist.
gottfried

[G.D.]

Was soll ich tun? In so einer Situation gerät man schnell in den Sog von Urteilen, Parteilichkeiten, Feindbildern, einem „gerechten“ Kampf. Gar nichts tun ist bequem, hat also auch seine Anziehungskraft. In einem anderen thread sagt Gregor: Statt zwischen zwei schulderzeugenden Alternativen zu wählen, lieber IHM die Führung übergeben. Aber ich spüre keine Führung, gar nichts. Was immer ich tue, es ist zu viel, zu wenig oder das Falsche. Triff keine Entscheidung außer in der Sicherheit des Heiligen Augenblicks, ist so ein Leitsatz aus dem Kurs. Die Heiligen Augenblicke kommen aber nicht so auf Bestellung wie ich es jetzt gern hätte, und ich finde aus diesem Strudel nicht heraus.

In einem der Bücher von Marianne Williamson schreibt sie sinngemäß, dass sie eine Freundin habe, welche sich jeden Tag schon auf die abendlichen TV-Nachrichten freue – weil das eine tolle Vergebungsübung sei. Auch wenn ich das Buch nicht mehr habe, diese Äußerung habe ich mir gemerkt - obwohl ich sie damals etwas gewöhnungsbedürftig fand.
Frei nach dieser Vergebungsformel hatte ich mir irgendwann angewöhnt, die Bilder (und damit meine Wahrnehmung) sozusagen aktiv zu leugnen. Funktionierte aber nicht immer. (Klar, wollte ja wieder mal selbst die Führung übernehmen...)
Es ist wohl eine Frage der Reihenfolge: Erst bitte ich IHN um SEINE Sichtweise: „Bitte übernimm DU!“ – dann ergibt sich der Rest, so wie ER es für richtig hält.

Gudrun

[Michaela_Maria]

Wenn ich sage: "bitte übernimm du" entsteht nix außer Verwirrung. Auch das Vorsprechen von: ich bin gar nicht hier usw. hilft mir nicht.
So ist das individuell bei mir.
Wenn ich mich jedoch zB selber frage: WO ist der Krieg in Tibet? Zeig ihn mir hier und jetzt - dann bemerke ich SOFORT: der Krieg ist in meinen Gedanken.
Ich weiß, das ist alles nicht richtig kursgemäß und hakt an allen Ecken und Enden, wenn man vergleicht, was der Kurs sagt oder mit dem Zitat, das du von Gary angeführt hast.
Doch das ist der Schritt, der mir hilft und den ich JETZT tuen kann, damit die Angst mich nicht packt.
Ich möchte endlich aufhören, mich mit den Dingen zu messen und zu vergleichen, wie ich es EIGENTLICH tun sollte und aber ja noch nicht kann.
Ich kann hier im Forum tatsächlich viel über die sog. "Reine Lehre" lernen. Über die exakte Theorie und Abstraktion.

[Michaela_Maria]

liebe elisabeth, natürlich kannst du da nichts tun, solange du das leiden derjenigen beenden willst.
beende das leiden in dir, mit IHM, damit der heilige augenblick unmittelbar verfügbar ist.
gottfried

Sorry Gottfried, ich frage dich noch mal: wenn dein Kind traurig ist "über" irgendwas, würdest du ihm dann diesen Satz sagen?
PS: Obgleich dein Satz formal total korrekt ist. Man leidet natürlich, weil man die Bilder für wahr hält und damit SELBER ganz schrecklich leidet. Und dieses Leiden gilt es IHM zu geben, DER es dann aufhebt im Heiligen Augenblick.

[G.D.]

[Gregor]

Statt zwischen zwei schulderzeugenden Alternativen zu wählen, lieber IHM die Führung übergeben. Aber ich spüre keine Führung, gar nichts.

Ich habe ja auch nicht gesagt "Spüre die Führung", sondern "Gib IHM die Führung".

Wenn du im Lotto gewinnen willst, ist der Kauf eines Lottoscheins ganz hilfreich. Gewinnst du nicht gleich im Lotto, kannst du es natürlich wieder aufgeben. Ist dann preiswerter, aber kostet mit Sicherheit den möglichen Lottogewinn.

IHM die Führung zu übergeben ist übrigens kostenlos. Und wahrscheinlichkeitstheoretisch wesentlich günstiger. Und das bei den heutigen Consulting-Preisen!

Gregor

[Gregor]

Sorry Gottfried, ich frage dich noch mal: wenn dein Kind traurig ist "über" irgendwas, würdest du ihm dann diesen Satz sagen?

Vermutlich ging Gottfried davon aus, dass Elisabeth nicht sein Kind ist. Es spricht vieles für diese Vermutung.

Ich frage mich, wozu diese unsäglichen zum Prinzip erhobenen Verallgemeinerungen diesen sollen.

Nein, eigentlich frage ich mich dies nicht. Es liegt auf der Hand.

Gregor

[667]

Was soll ich tun? In so einer Situation gerät man schnell in den Sog von Urteilen, Parteilichkeiten, Feindbildern, einem „gerechten“ Kampf.

Mein Mann hat mit dem Kurs in Wunder nix am Hut. Mein mann käpft ständig und sieht sich ständig in der Not, kämpfen zu müssen (das ist nicht mein urteil, sondern das sind seine Aussagen über Konflikte im Job, mit familie etc.) Mein Mann hatte am WE wohl seinen größten Konflikt auszustehen und er war großartig, ich saß nur dabei und am Schluss sagte mein Mann, ich weiß nicht, wo es hergekommen ist, ob der Liebe Gott oder sonst wer mich hat so reagieren lassen, ich weiß nur, dass ich nicht weiter wusste und die Führung wem auch immer übergeben habe....


wie gesagt, mein Mann hat mit Kurs nix am Hut und nix mit dem heiligen Geist die Führung überlassen.. null.. nada...

erstaunlich fand ich im nachhinein, dass ich just in dem Moment, wo es zu eskalieren drohte, mein stilles Gebet an den HG gerichtet habe: ich weiß nicht weiter, bitte mach du. hat entweder "abgefärbt" oder mein Mann ist auch ohne Kenntniss des Kurses "so schlau" dass NICHT-TUN ab und an die beste Konfliktlösung darstellt so man gewillt ist, sich selbst gleich mit abzumelden...


Die Tatsache, dass du meinst, einen "gerechten kampf" fechten zu müssen, zeigt, dass du eben meinst, es besser zu wissen, als ER... das heißt nicht, dass du deinen "gerechten kampf" aufgeben musst, es heißt lediglich, dass du noch auf den falschen Berater hörst.
Wenn du dein Urteil über gerecht oder nicht IHM zur Korrektur überlässt, kannst du dannach machen, was du willst, kämpfen, nicht kämpfen, konfrontation suchen, ausweichen... was auch immer.. die Korrektur ist das Wichtige, niemals dein Tun.

[Michaela_Maria]

Statt zwischen zwei schulderzeugenden Alternativen zu wählen, lieber IHM die Führung übergeben. Aber ich spüre keine Führung, gar nichts.

Ich habe ja auch nicht gesagt "Spüre die Führung", sondern "Gib IHM die Führung".

Wenn du im Lotto gewinnen willst, ist der Kauf eines Lottoscheins ganz hilfreich. Gewinnst du nicht gleich im Lotto, kannst du es natürlich wieder aufgeben. Ist dann preiswerter, aber kostet mit Sicherheit den möglichen Lottogewinn.

IHM die Führung zu übergeben ist übrigens kostenlos. Und wahrscheinlichkeitstheoretisch wesentlich günstiger. Und das bei den heutigen Consulting-Preisen!

Gregor

gelöscht, weil falscher Bezug

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Sorry Gottfried, ich frage dich noch mal: wenn dein Kind traurig ist "über" irgendwas, würdest du ihm dann diesen Satz sagen?

Vermutlich ging Gottfried davon aus, dass Elisabeth nicht sein Kind ist. Es spricht vieles für diese Vermutung.

Ich frage mich, wozu diese unsäglichen zum Prinzip erhobenen Verallgemeinerungen diesen sollen.

Nein, eigentlich frage ich mich dies nicht. Es liegt auf der Hand.

Gregor

Wieso? Selbst der Kurs spricht davon, dass wir wie Kinder sind, die nur rumspielen und nix verstehen. Gudrun hats akademischer und erwachsener ausgedrückt.

Ich finds halt leichter - für mich - hab da sicher falsch verallgemeinert, wenn ich merke, ich bin grad schrecklich durcheinander und verwechsele die Ebenen, nicht Abstraktheiten, wenn sie auch noch so toll shakespearisch ausgedrückt sein mögen, zugeredet werde.
Insofern war "Kind" gemeint, nicht mit gottfrieds Kind, sondern "Kind" als unschuldiger Sohn Gottes, der halt grad verwirrt ist.
Selbst 667 hat mal sowas in Bezug auf Johannes gebracht.
Da haste dich aber nicht drüber mockiert .
Doch bin ich jetzt still.
Die Diskussionen bringen mir niente, nada, nichts.