25.07.2011, 09:52
Das ist doch der ganze Wahnsinn, mit dem wir hier nicht fertig werden. Ob einer in Norwegen 92 Menschen über den Haufen schießt, ob Tausende von Tieren für die Testung von chemischen Produkten im KZ-Stil gefoltert werden, ob die Hausverwaltung einmal jährlich den Kammerjäger bestellt und Dutzende von Mäusen im Dachgarten vergiften lässt oder die Laster durch südamerikanische Großstädte fahren, um streunende Hunde aufzulesen und im Zoo zu verfüttern - wenn das "Tatsachen" sind, dann kann ich mir doch eigentlich nur noch die Kugel geben oder "Ja" zu allem sagen, mein Verteidigungssystem hochrüsten und kräftig mitmorden.
Ich stelle mich ja nicht hin und erzähle jemandem, dessen Bruder gerade erschossen wurde, dass diesem das geschehen sei, was er selbst gewählt habe oder dass es keinen Tod gibt und dass alles in bester Ordnung sei. Ich erzähle nur mir selber, dass ich die Bilder sehe, die ich selbst produziert habe, dass das da draußen das ist, was sich in meinem Geist abspielt. Ich lösche das Leid und die Schuld in mir und bin dadurch erst annähernd fähig, dem Kammerjäger und all den anderen ihre Taten nicht nachzutragen, sie als gleichermaßen schuldlos zu sehen wie mich selber.
Ich will mich aus diesem endlosen Spiel von Schuld und Vergeltung befreien. Das kann ich nicht mit intelligenten Worten und hochgeistigen Gedankenknäueln, das kann ich nur, indem ich das, was ich zu sehen vermeine, nicht als wahr akzeptiere. Das kann ich nicht, indem ich den Tod akzeptiere und das Leid teile, das er hervorgerufen zu haben scheint.
Es verhungern Millionen irgendwo, es sterben weitere Millionen an Malaria und anderen Seuchen, neunzig Tote sind die durchschnittliche Ausbeute von drei Tagen auf deutschen Straßen, eine Fehlentscheidung in Afghanistan kostet 160 Menschen das Leben, ein Biobauer erschießt 92 Jugendliche. Wenn ich mich für jeden dieser ungezählten Toten von seinem Leid und dem Leid seiner Angehörigen einwickeln lasse, werde ich komplett irre. Es muss einen anderen Weg geben. Und ich beginne zu glauben, dass es ihn gibt.
Ich stelle mich ja nicht hin und erzähle jemandem, dessen Bruder gerade erschossen wurde, dass diesem das geschehen sei, was er selbst gewählt habe oder dass es keinen Tod gibt und dass alles in bester Ordnung sei. Ich erzähle nur mir selber, dass ich die Bilder sehe, die ich selbst produziert habe, dass das da draußen das ist, was sich in meinem Geist abspielt. Ich lösche das Leid und die Schuld in mir und bin dadurch erst annähernd fähig, dem Kammerjäger und all den anderen ihre Taten nicht nachzutragen, sie als gleichermaßen schuldlos zu sehen wie mich selber.
Ich will mich aus diesem endlosen Spiel von Schuld und Vergeltung befreien. Das kann ich nicht mit intelligenten Worten und hochgeistigen Gedankenknäueln, das kann ich nur, indem ich das, was ich zu sehen vermeine, nicht als wahr akzeptiere. Das kann ich nicht, indem ich den Tod akzeptiere und das Leid teile, das er hervorgerufen zu haben scheint.
Es verhungern Millionen irgendwo, es sterben weitere Millionen an Malaria und anderen Seuchen, neunzig Tote sind die durchschnittliche Ausbeute von drei Tagen auf deutschen Straßen, eine Fehlentscheidung in Afghanistan kostet 160 Menschen das Leben, ein Biobauer erschießt 92 Jugendliche. Wenn ich mich für jeden dieser ungezählten Toten von seinem Leid und dem Leid seiner Angehörigen einwickeln lasse, werde ich komplett irre. Es muss einen anderen Weg geben. Und ich beginne zu glauben, dass es ihn gibt.
Für die Hölle ist kein Platz in einer Welt, deren Lieblichkeit so intensiv und umfassend sein kann, dass es nur ein Schritt von dort zum Himmel ist.