02.06.2011, 20:34
Nachdem dieser Beitrag für eine gewisse Polarisierung im Unterforum gesorgt hat, mache ich daraus mal eine erweiterte Version für´s Publikum.
Eine hier vielfach angesprochene und irritierende "Hürde" ist die klare und vielfach wiederholte Aussage des Kurses, dass die Trennung nie geschehen ist. Sie fließt in unterschiedlichen Formen in viele der Lektionen ein und ist dadurch wesentlicher Bestandteil der Kurspraxis ("Anwendung") und kein abstrakter Glaubenssatz.
Das Irritierende liegt in der alltäglichen Erfahrung, dass die erforderlichen Dinge des Rollenspiels (meinetwegen "Leben" genannt) sich scheinbar nicht von selbst erledigen und "Aktivität" sowie "Entscheidungen" von "mir" voraussetzen.
Dieser scheinbare Widerspruch setzt nun den Verstand in Gang (bewusst oder auch nur halbbewusst, gefühlsgesteuert, intuitiv verarbeitet oder in welcher Form auch immer) und es kommen Folgerungen heraus: "Wenn alles Illusion ist, brauche ich mich ja nicht zu kümmern" auf der einen Extremseite oder "Bei diesen Aussagen handelt es sich nur um Metaphern, um die ich mich nicht kümmere" auf der anderen Extremseite.
Beide Argumentationen sind als Folgerungen "logisch richtig". Der Kurs setzt das Mittel der logischen Folgerung mit präziser Schärfe ein. "Intuitive Weisheiten" aus dem Off ohne Herleitung gibt es nicht. So gesehen liest er sich wie ein Anwendungs- und Praxisbuch über Aussagenlogik, allerdings mit einer sehr eigenen Reihenfolge des Aufbaus seines Gedankengebäudes.
Da aber die Logik, wenn sie vollständig und anwendbar sein soll, nicht nur Folgerungsregeln, sondern auch Aussagen und Voraussetzungen umfasst ("Axiome", also unmittelbar einleuchtende Grundsätze oder Aussagen, die nicht von anderen Aussagen hergeleitet wurden), sind die Ergebnisse beider angesprochenen Extremseiten im Sinne des Kurses falsch. Denn der Kurs arbeitet an genau diesen "Axiomen", den tief verborgenen und nicht hinterfragten Überzeugungen, z.B. dass es so etwas wie ein Ego, eine handelnde Person, gibt, um sie durch SEINE Sichtweise zu ersetzen.
Um bei dem Beispiel der Logik und meinetwegen Mathematik zu bleiben (Ideologische Nicht-Akademiker schalten jetzt vermutlich kategorisch ab): wir befinden uns in der Situation, dass wir die Gültigkeit der natürlichen Zahlen 0, 1, 2, 3, 4, ... nicht in Frage stellen. Das ist notwendig, um weiterhin den Saldo des Bankkontos auszurechnen oder unsere Rechnungen zu bezahlen. Wir glaube, dass wir sonst nicht planen können, denn wie sollen wir wissen, ob wir nun ein oder zwei Pfund Kartoffeln für das Familientreffen kaufen sollen. Dabei machen wir uns keinerlei Gedanken über das System der natürlichen Zahlen.
Jetzt kommt ein Kurs daher und stellt die fünf Axiome der natürlichen Zahlen in Frage und stellt dem andere Axiome gegenüber. Denn das "System" der natürlichen Zahlen ist durch fünf Aussagen festgelegt, die nicht beweisbar und nicht hinterfragbar sind:
Nicht nur dass dieser Kurs diese fünf Aussagen in Frage stellt und andere Axiome anbietet, dieser Kurs sagt sogar, dass die natürlichen Zahlen gar nicht existieren, weil die Axiome gar nicht existieren (was ja auch stimmt, die angesprochenen Axiome der natürlichen Zahlen sind willkürliche Festlegungen ohne Anspruch auf Wahrheit. Sie sind nicht "wahr".).
Das löst Verwirrung aus. Zunächst einmal ist es wohl das erste Mal, dass bewusst wird, dass dieses ganze Gebäude der natürlichen Zahlen auf fünf Axiomen beruht, die wir noch nie gehört haben ("Trennungsgedanke", "Hindernisse vor dem Frieden"). Und dann bricht auch noch das ganze Zahlensystem in sich zusammen, da alle Herleitungen und Folgerungen (auch das kleine Einmaleins) letztlich auf diese fünf popeligen Axiome zurückgehen. Wie soll ich jetzt meine Kartoffeln kaufen?? Was ist mit meiner Altersversorgung?? Wie bezahle ich meine Rechnungen??
Eigentlich ist es ganz einfach, ich könnte die von dem Kurs angebotenen Axiome akzeptieren und feststellen, dass ein völlig neues System entsteht, das wesentlich besser "seinen Zweck" erfüllt (die "Wirkliche Welt"). Aber dazu reicht das Vertrauen nicht, also bleibt nichts anderes übrig, als zunächst einmal mit den natürlichen Zahlen weiterzurechnen, wie ich sie kenne. Um dann nach und nach die ganze Folgerungskette zurück zu gehen ("vergeben"), bis ich entweder bei den Axiomen lande und sie nun ersetze, weil ich direkt vergleichen kann, oder das Vertrauen groß genug ist, dass ich dieses schon "vorher" tue.
Wenn ich dabei die neuen Axiome alleine als geistige Position betrachte, schneide ich mich von einem wesentlichen praktischen Hilfsmittel ab.
In welcher "Schrittweite" ich die Folgerungskette zurückverfolge (nun bin ich wieder bei Ein Kurs in Wundern), ob ich dass mit dem Kopf, dem Bauch oder dem Herzen mache und welche Zeit das in Anspruch nimmt, ist völlig unerheblich. Solange ich nur die Wirkung (die "Welt") sehe, nicht die Ursache, kann ich nur von den derzeitigen wahrgenommenen Wirkungen ausgehen, denn die sind für mich "wahr". Alles andere habe ich vergessen. Falls ich nun die "Schrittweite" selbst bestimme, habe ich IHN, meinen EINZIGEN LEHRER, instrumentalisiert und mit "meiner" Funktion ausgestattet. Das führt zum Hamsterrad und zu einer unendlichen Geschichte.
ER ist aber der "Turbolader", der genau die Geschwindigkeit regelt, dass ich nicht schwindelig werde - wenn ich mich nicht nur an IHN wende, sondern IHN auch tun lasse. Und so kann es sein, dass ich jahrelang mit Trippelschritten voran (bzw. zurück) gehe, und es kann genauso gut sein, dass plötzlich der "After Burner" einsetzt - wenn ich IHN lasse und endlich einsehe, dass meine "Kontrolle" kontraproduktiv ist. Da sie nie existiert hat.
Gregor
Eine hier vielfach angesprochene und irritierende "Hürde" ist die klare und vielfach wiederholte Aussage des Kurses, dass die Trennung nie geschehen ist. Sie fließt in unterschiedlichen Formen in viele der Lektionen ein und ist dadurch wesentlicher Bestandteil der Kurspraxis ("Anwendung") und kein abstrakter Glaubenssatz.
Das Irritierende liegt in der alltäglichen Erfahrung, dass die erforderlichen Dinge des Rollenspiels (meinetwegen "Leben" genannt) sich scheinbar nicht von selbst erledigen und "Aktivität" sowie "Entscheidungen" von "mir" voraussetzen.
Dieser scheinbare Widerspruch setzt nun den Verstand in Gang (bewusst oder auch nur halbbewusst, gefühlsgesteuert, intuitiv verarbeitet oder in welcher Form auch immer) und es kommen Folgerungen heraus: "Wenn alles Illusion ist, brauche ich mich ja nicht zu kümmern" auf der einen Extremseite oder "Bei diesen Aussagen handelt es sich nur um Metaphern, um die ich mich nicht kümmere" auf der anderen Extremseite.
Beide Argumentationen sind als Folgerungen "logisch richtig". Der Kurs setzt das Mittel der logischen Folgerung mit präziser Schärfe ein. "Intuitive Weisheiten" aus dem Off ohne Herleitung gibt es nicht. So gesehen liest er sich wie ein Anwendungs- und Praxisbuch über Aussagenlogik, allerdings mit einer sehr eigenen Reihenfolge des Aufbaus seines Gedankengebäudes.
Da aber die Logik, wenn sie vollständig und anwendbar sein soll, nicht nur Folgerungsregeln, sondern auch Aussagen und Voraussetzungen umfasst ("Axiome", also unmittelbar einleuchtende Grundsätze oder Aussagen, die nicht von anderen Aussagen hergeleitet wurden), sind die Ergebnisse beider angesprochenen Extremseiten im Sinne des Kurses falsch. Denn der Kurs arbeitet an genau diesen "Axiomen", den tief verborgenen und nicht hinterfragten Überzeugungen, z.B. dass es so etwas wie ein Ego, eine handelnde Person, gibt, um sie durch SEINE Sichtweise zu ersetzen.
Um bei dem Beispiel der Logik und meinetwegen Mathematik zu bleiben (Ideologische Nicht-Akademiker schalten jetzt vermutlich kategorisch ab): wir befinden uns in der Situation, dass wir die Gültigkeit der natürlichen Zahlen 0, 1, 2, 3, 4, ... nicht in Frage stellen. Das ist notwendig, um weiterhin den Saldo des Bankkontos auszurechnen oder unsere Rechnungen zu bezahlen. Wir glaube, dass wir sonst nicht planen können, denn wie sollen wir wissen, ob wir nun ein oder zwei Pfund Kartoffeln für das Familientreffen kaufen sollen. Dabei machen wir uns keinerlei Gedanken über das System der natürlichen Zahlen.
Jetzt kommt ein Kurs daher und stellt die fünf Axiome der natürlichen Zahlen in Frage und stellt dem andere Axiome gegenüber. Denn das "System" der natürlichen Zahlen ist durch fünf Aussagen festgelegt, die nicht beweisbar und nicht hinterfragbar sind:
- 0 ist eine natürliche Zahl.
- Jede natürliche Zahl hat eine natürliche Zahl als Nachfolger.
- 0 ist kein Nachfolger einer natürlichen Zahl.
- Natürliche Zahlen mit gleichem Nachfolger sind gleich.
- Enthält eine Menge die 0 und mit jeder natürlichen Zahl auch deren Nachfolger, so bilden die natürlichen Zahlen eine Teilmenge dieser Menge.
Nicht nur dass dieser Kurs diese fünf Aussagen in Frage stellt und andere Axiome anbietet, dieser Kurs sagt sogar, dass die natürlichen Zahlen gar nicht existieren, weil die Axiome gar nicht existieren (was ja auch stimmt, die angesprochenen Axiome der natürlichen Zahlen sind willkürliche Festlegungen ohne Anspruch auf Wahrheit. Sie sind nicht "wahr".).
Das löst Verwirrung aus. Zunächst einmal ist es wohl das erste Mal, dass bewusst wird, dass dieses ganze Gebäude der natürlichen Zahlen auf fünf Axiomen beruht, die wir noch nie gehört haben ("Trennungsgedanke", "Hindernisse vor dem Frieden"). Und dann bricht auch noch das ganze Zahlensystem in sich zusammen, da alle Herleitungen und Folgerungen (auch das kleine Einmaleins) letztlich auf diese fünf popeligen Axiome zurückgehen. Wie soll ich jetzt meine Kartoffeln kaufen?? Was ist mit meiner Altersversorgung?? Wie bezahle ich meine Rechnungen??
Eigentlich ist es ganz einfach, ich könnte die von dem Kurs angebotenen Axiome akzeptieren und feststellen, dass ein völlig neues System entsteht, das wesentlich besser "seinen Zweck" erfüllt (die "Wirkliche Welt"). Aber dazu reicht das Vertrauen nicht, also bleibt nichts anderes übrig, als zunächst einmal mit den natürlichen Zahlen weiterzurechnen, wie ich sie kenne. Um dann nach und nach die ganze Folgerungskette zurück zu gehen ("vergeben"), bis ich entweder bei den Axiomen lande und sie nun ersetze, weil ich direkt vergleichen kann, oder das Vertrauen groß genug ist, dass ich dieses schon "vorher" tue.
Wenn ich dabei die neuen Axiome alleine als geistige Position betrachte, schneide ich mich von einem wesentlichen praktischen Hilfsmittel ab.
In welcher "Schrittweite" ich die Folgerungskette zurückverfolge (nun bin ich wieder bei Ein Kurs in Wundern), ob ich dass mit dem Kopf, dem Bauch oder dem Herzen mache und welche Zeit das in Anspruch nimmt, ist völlig unerheblich. Solange ich nur die Wirkung (die "Welt") sehe, nicht die Ursache, kann ich nur von den derzeitigen wahrgenommenen Wirkungen ausgehen, denn die sind für mich "wahr". Alles andere habe ich vergessen. Falls ich nun die "Schrittweite" selbst bestimme, habe ich IHN, meinen EINZIGEN LEHRER, instrumentalisiert und mit "meiner" Funktion ausgestattet. Das führt zum Hamsterrad und zu einer unendlichen Geschichte.
ER ist aber der "Turbolader", der genau die Geschwindigkeit regelt, dass ich nicht schwindelig werde - wenn ich mich nicht nur an IHN wende, sondern IHN auch tun lasse. Und so kann es sein, dass ich jahrelang mit Trippelschritten voran (bzw. zurück) gehe, und es kann genauso gut sein, dass plötzlich der "After Burner" einsetzt - wenn ich IHN lasse und endlich einsehe, dass meine "Kontrolle" kontraproduktiv ist. Da sie nie existiert hat.
Gregor