Beiträge: 4.103
Themen: 205
Registriert seit: Apr 2007
Der Gedanke, dass die Welt eine Illusion sei, also nicht wirklich ist, und die Aussage, sie sei völlig ohne jede Bedeutung, erzeugt mitunter Unbehagen. Nichts hier ist wichtig? Keine Verpflichtungen gegenüber der Familie, dem Partner, das Aufwachsen der Kinder, der Sonnenuntergang, die Liebe zum Partner, die Schönheit der Natur, nichts bedeutet etwas?
In der Tat, so ist es. Jeder Kurs-, Zen-, Advaita-Schüler oder Anhänger irgendeiner anderen spirituellen Tradition (oder auch keiner), der den unerschütterlichen Frieden ohne Bedingung, die Stille und Klarheit des Geistes, die Glückseligkeit des heiligen Augenblicks auch nur kurz erfahren hat, weiß es mit absoluter Sicherheit: diese Welt mit allen ihren Formen, ohne Ausnahme, hat keinerlei Bedeutung. Der Glaube, die Theorie, ohne die klitzekleine Erfahrung hinterlässt jedoch das besagte Unbehagen und wird damit häufig zum fast unüberwindlichen Widerstand gegen die Erfahrung.
In beiden Fällen kommt es jedoch oft zu einem Trugschluss: wenn die Welt keine Bedeutung hat, warum sollte ich dann die Mühe irgendwelcher Verpflichtungen eingehen, warum sollte ich mich kümmern? Wozu ist es notwendig, "das Kamel anzubinden", wie es in einer schönen Geschichte von deMello heißt?
In einer Folge von Star Trek: Deep Space Nine geht Odo, der Formwandler, in die Verbindung mit einer "Gründerin" ein, ein Wesen seiner eigenen Rasse. Er erfährt unmittelbar, was es heißt, dass der Tropfen Bestandteil des Ozeans ist. Die Welt der Tropfen hat bei seiner "Rückkehr" auf einmal keine Bedeutung mehr. Bedauerlicherweise war er Mitglied einer Widerstandsgruppe und hatte die Aufgabe, einen Alarm abzustellen, damit ein anderes Mitglied Manipulationen vornehmen konnte. Er tat es nicht, weil er genau zu dem Zeitpunkt die Verbindung einging. Das andere Mitglied wurde gefangen genommen. Zur Rede gestellt sagte Odo mit einer deutlich erkennbaren Ausstrahlung von Ruhe und Frieden: "Aber das ist doch so unwichtig. Das kannst du nicht verstehen."
Genau da liegt der Trugschluss. Mache ich meine Beurteilung (auch der "Unwichtigkeit" oder "Bedeutungslosigkeit") zur Basis meiner Handlungen, entsteht Angst, trotz aller Glückseligkeit und trotz allen Friedens. Denn der "Ozean" ist die Entscheidungsinstanz, nicht der wahrgenommene Tropfen. Es gibt keinen "persönlichen" Frieden, denn das macht den Tropfen wieder "wirklich", und damit "bedeutungsvoll".
Gib daher alle Handlungen IHM. Denn nur ER weiß, was konkret erforderlich ist. Und DU weißt es auch. Darum beginnen in Kapitel 30 die Entscheidungsregeln mit: Heute will ich keine Entscheidung selbst treffen.
 Gregor
Beiträge: 462
Themen: 66
Registriert seit: Dec 2008
Gregor schrieb:Der Gedanke, dass die Welt eine Illusion sei, also nicht wirklich ist, und die Aussage, sie sei völlig ohne jede Bedeutung, erzeugt mitunter Unbehagen. Nichts hier ist wichtig? Keine Verpflichtungen gegenüber der Familie, dem Partner, das Aufwachsen der Kinder, der Sonnenuntergang, die Liebe zum Partner, die Schönheit der Natur, nichts bedeutet etwas?
In der Tat, so ist es. Jeder Kurs-, Zen-, Advaita-Schüler oder Anhänger irgendeiner anderen spirituellen Tradition (oder auch keiner), der den unerschütterlichen Frieden ohne Bedingung, die Stille und Klarheit des Geistes, die Glückseligkeit des heiligen Augenblicks auch nur kurz erfahren hat, weiß es mit absoluter Sicherheit: diese Welt mit allen ihren Formen, ohne Ausnahme, hat keinerlei Bedeutung. Der Glaube, die Theorie, ohne die klitzekleine Erfahrung hinterlässt jedoch das besagte Unbehagen und wird damit häufig zum fast unüberwindlichen Widerstand gegen die Erfahrung.
In beiden Fällen kommt es jedoch oft zu einem Trugschluss: wenn die Welt keine Bedeutung hat, warum sollte ich dann die Mühe irgendwelcher Verpflichtungen eingehen, warum sollte ich mich kümmern? Wozu ist es notwendig, "das Kamel anzubinden", wie es in einer schönen Geschichte von deMello heißt?
In einer Folge von Star Trek: Deep Space Nine geht Odo, der Formwandler, in die Verbindung mit einer "Gründerin" ein, ein Wesen seiner eigenen Rasse. Er erfährt unmittelbar, was es heißt, dass der Tropfen Bestandteil des Ozeans ist. Die Welt der Tropfen hat bei seiner "Rückkehr" auf einmal keine Bedeutung mehr. Bedauerlicherweise war er Mitglied einer Widerstandsgruppe und hatte die Aufgabe, einen Alarm abzustellen, damit ein anderes Mitglied Manipulationen vornehmen konnte. Er tat es nicht, weil er genau zu dem Zeitpunkt die Verbindung einging. Das andere Mitglied wurde gefangen genommen. Zur Rede gestellt sagte Odo mit einer deutlich erkennbaren Ausstrahlung von Ruhe und Frieden: "Aber das ist doch so unwichtig. Das kannst du nicht verstehen."
Genau da liegt der Trugschluss. Mache ich meine Beurteilung (auch der "Unwichtigkeit" oder "Bedeutungslosigkeit") zur Basis meiner Handlungen, entsteht Angst, trotz aller Glückseligkeit und trotz allen Friedens. Denn der "Ozean" ist die Entscheidungsinstanz, nicht der wahrgenommene Tropfen. Es gibt keinen "persönlichen" Frieden, denn das macht den Tropfen wieder "wirklich", und damit "bedeutungsvoll".
Gib daher alle Handlungen IHM. Denn nur ER weiß, was konkret erforderlich ist. Und DU weißt es auch. Darum beginnen in Kapitel 30 die Entscheidungsregeln mit: Heute will ich keine Entscheidung selbst treffen.
Gregor Lieber Gregor, schönes Beispiel, dass mit dem Star Trek,
Vielleicht entsteht dieses Unbehagen, weil das Missverständnis aufkommt, ich kann jetzt machen was ich will, alles hat keinen Sinn. Wenn der Sinn darin liegt, es zu versuchen, diese Welt hier diese scheinbar bedeutungsvolle, dann ist es wirklich sinnlos. Nur Liebe ist wirklich bedeutet für mich, dass ich alle Wahrnehmungen von Hass, Werte, Dinge, Urteile über Menschen weglasse. Dann ändert sich die Welt die ich sehe und sie ist mir wirklich nicht mehr wichtig, nicht mehr wichtig für mein Seelenheil, weil ich schon alles was ich brauche in mir habe. Wie friedvoll wird dennoch meine Umwelt, wenn ich diese Einsicht diese Weisheit besitze. Dann muss ich nicht mehr suchen und kann genießen. Dann stelle ich keine sinnlosen Erwartungen an meinen Partner, dann Kann ich mich ohne Vorurteile und Urteile auf meine Schüler einlassen. So verstehe ich den Kurs, nicht mehr hier suchen, aber dennoch hier weiterleben, friedvoll eben, mit meinen Brüdern Dieter. Und wenn ich meinen Frieden mal nicht spüre ist der HG da und hilft mir es richtig zu sehen. Super Kurs, Dank dir Jesus, danke an Euch alle, mehr hab ich nicht zu sagen, Dieter
don't worry, be ...
Gregor schrieb:In der Tat, so ist es. Jeder Kurs-, Zen-, Advaita-Schüler oder Anhänger irgendeiner anderen spirituellen Tradition (oder auch keiner), der den unerschütterlichen Frieden ohne Bedingung, die Stille und Klarheit des Geistes, die Glückseligkeit des heiligen Augenblicks auch nur kurz erfahren hat, weiß es mit absoluter Sicherheit: diese Welt mit allen ihren Formen, ohne Ausnahme, hat keinerlei Bedeutung.
lieber Gregor,
da ist aber in diesem Augenblick, den du beschreibst, nicht nur die Erfahrung, daß die Welt keine Bedeutung hat, sondern auch die Erfahrung, daß da keine ICH ist, das irgendetwas tun oder lassen könnte. Ein Gedanke wie "dann kann ich ja machen, was ich will, es ist ja eh alles sinnlos" kann da gar nicht mehr entstehen.
Das macht aber genau den Unterschied aus zwischen jemandem, der die Bedeutungslosigkeit der Welt erfahren hat, und jemandem, der das nur behauptet.
Der eine wird die Bedeutungslosigkeit der Gedanken "dann kann ich ja auch einfach nichts mehr machen" oder "dann kann ich ja machen, was ich will" sofort erkennen und herzhaft darüber lachen. Dem anderen wird das Anlass für eine weitere Runde Denksport sein.
Spannend ist aber auch, daß sich Menschen mit depressiven Neigungen oder schizoiden Charakterstrukturen sehr von solchen Aussagen wie "die Welt ist ohne Bedeutung" oder "ich bin nicht mein Körper" angezogen fühlen. Die fühlen sich dann in ihrem Rückzug aus dem Leben auch noch bestätigt, und die Welt wird dann noch ein bißchen grauer und grausliger, und man selbst noch ein bißchen schwermütiger und verzweifelter.
Diese Weltflucht, getarnt unter der Aussage "ich habe erkannt, daß die Welt keine Bedeutung hat" ist in Wirklichkeit eine ganz deutliche Bewertung: "Die Welt ist schlecht, die Welt ist besch....en, nix wie weg!" (und ab in höhere Sphären!)
Wenn man mal genau hinschaut, wird da der Welt eine ungeheure Bedeutung beigemessen: Sie ist nämlich an allem Schuld, vor allem daran, daß es mir so schlecht geht!
Spannend ist auch, daß, wenn ich die Bedeutungslosigkeit der Welt wirklich erfahren habe, jeder Kampf dagegen aufhört. Ich kann plötzlich alle Dinge unterschiedslos und bedingungslos lieben und muß nichts mehr bewerten oder gar ablehnen. Wenn nicht mehr eine Bedeutung hat darf alles da sein. Genauso darf alles verschwinden.
Kommen und Gehen. Nichts hat Bestand, und über Nichts lohnt es sich aufzuregen.
Auch der, der handelt, oder nicht handelt, hat keine Bedeutung.
Er tut einfach, was er tut. Fertig. Kein weiterer Gedanke.
Wenn die Unwirklichkeit der Welt durchschaut wird, ist die Welt ein wunderschöner Ort, weil ich überall nur noch die wirkliche Welt sehe.
Das ist paradox, aber so ist Erfahrung nun mal: Sie spottet jeder Beschreibung und folgt keiner Logik.
Da ist nichts mehr und da darf alles sein. Was für eine Freude!
lieben Gruß,
jochen
jochen schrieb:Wenn die Unwirklichkeit der Welt durchschaut wird, ist die Welt ein wunderschöner Ort, weil ich überall nur noch die wirkliche Welt sehe.
Das ist paradox, aber so ist Erfahrung nun mal: Sie spottet jeder Beschreibung und folgt keiner Logik.
Da ist nichts mehr und da darf alles sein. Was für eine Freude!
lieben Gruß,
jochen Hallo Jochen!
Ist es nicht eher so, dass dies zwar mit den bis dahin gesehenen Augen paradox aussieht, sich aber doch extrem stimmig anfühlt?
Ich habe damals darin eine Art Logik empfunden, die mich nicht mehr losgelassen hat.
Herzlichst, Werner
Beiträge: 240
Themen: 1
Registriert seit: Feb 2008
Danke Jochen! Das ist eine wunderbare ergänzende Beschreibung zu Gregors Ausführungen.
Besonders bei den Aussagen "die Welt hat keine Bedeutung" oder "die Welt existiert nicht" habe ich mich schon selbst wehement ins Bein geschossen.
Mit THE WORK konnte ich die dahinterliegende Gefühle und Überzeugungen, nämlich eine fürchterliche Angst v o r dieser Welt und die Überzeugung "die Welt ist schlecht, grausam und gemein" Gott sei Dank erkennen und durchfühlen.
Dieses Forum ist einfach toll! Danke Euch allen auch!
margo
jochen schrieb:Das macht aber genau den Unterschied aus zwischen jemandem, der die Bedeutungslosigkeit der Welt erfahren hat, und jemandem, der das nur behauptet... Wenn du auf Unterschiede keinen Wert mehr legst, wirst dich auch dieser angenommene Unterschied nicht weiter interessieren.
Zitat:Spannend ist aber auch, daß sich Menschen mit depressiven Neigungen oder schizoiden Charakterstrukturen...
Wenn dich Unterschiede interessieren, dann ist das natürlich spannend....fragt sich nur für wen?
Zitat:Spannend ist auch, daß, wenn ich die Bedeutungslosigkeit der Welt wirklich erfahren habe, jeder Kampf dagegen aufhört. Ich kann plötzlich alle Dinge unterschiedslos und bedingungslos lieben und muß nichts mehr bewerten oder gar ablehnen.
Da du Unterschiede so spannend findest, siehst du dich praktisch als jemanden, der diese Bedeutungslosigkeit noch nicht erfahren hat...
Habe ich dich da richtig verstanden?
Johannes
Gregor schrieb:Denn der "Ozean" ist die Entscheidungsinstanz, nicht der wahrgenommene Tropfen. Es gibt keinen "persönlichen" Frieden, denn das macht den Tropfen wieder "wirklich", und damit "bedeutungsvoll". Jochen schrieb:Nichts hat Bestand Also Ozean gegen Nichts? Dann nehm' ich den Ozean. 
Erika
lieber Johannes,
die Dinge dieser Welt unterschiedslos lieben heißt für mich nicht, daß ich keine Unterschiede mehr wahrnehme. Heißt auch nicht, daß ich keine Entscheidungen mehr treffe für das eine oder das andere.
Wenn das bedeutet, daß ich die Bedeutungslosigkeit noch nicht erfahren habe, dann ist das wohl so.
Kann ich auch mit leben.
lieben Gruß,
jochen
jochen schrieb:lieber Johannes,
die Dinge dieser Welt unterschiedslos lieben heißt für mich nicht, daß ich keine Unterschiede mehr wahrnehme. Heißt auch nicht, daß ich keine Entscheidungen mehr treffe für das eine oder das andere.
Wenn das bedeutet, daß ich die Bedeutungslosigkeit noch nicht erfahren habe, dann ist das wohl so.
Kann ich auch mit leben.
lieben Gruß,
jochen Lieber Jochen,
hast Du schon einmal in Betracht gezogen, dass es nicht darum geht, Bedeutungslosigkeit zu erfahren?
Erika
jochen schrieb:...die Dinge dieser Welt unterschiedslos lieben heißt für mich nicht, daß ich keine Unterschiede mehr wahrnehme. Heißt auch nicht, daß ich keine Entscheidungen mehr treffe für das eine oder das andere. Im Kurs geht es nicht darum, die Dinge dieser Welt unterschiedslos zu "lieben". Es geht darum, sie unterschiedslos zu vergeben. Und erst wenn du Vergebung gelernt hast, bekommst du den leisen Schimmer einer Ahnung, was Liebe wirklich bedeutet.
Zitat:Wenn das bedeutet, daß ich die Bedeutungslosigkeit noch nicht erfahren habe, dann ist das wohl so.
Kann ich auch mit leben.
Du hast den Unterschied aufgestellt zwischen denen, die Bedeutungslosigkeit erfahren haben und denen, die sie nur behaupten. Und man muss immer mit dem leben, was man so für Behauptungen aufstellt - bis man bereit ist, diese wieder zurückzunehmen bzw. sie zu vergeben.
Und...übrigens, weil Erika das Ziel, die Bedeutungslosigkeit zu erfahren, in Frage gestellt hat: Der Kurs beginnt mit der Bedeutungslosigkeit - in der ersten Lektion des Übungsbuches. Aber er endet nicht damit.
Johannes
|
