03.06.2007, 18:23
Gregor schrieb:Moral ist sehr kulturspezifisch. Die Moral gibt es nicht. Auch der Versuch, eine allgemein gültige Moral aufzubauen (z.B. auf der Basis von "Menschenrechten" oder einem zutiefst als allgemein gültig anerkanntem Empfinden von "Gut" und "Böse") ist eine variable Krücke. In Japan sind Zen-Meister anerkannt als amoralisch (nicht unmoralisch). Nutzen sie Mittel, die in den Augen der Gesellschaft gegen moralische Grundsätze verstoßen, jedoch zur Erweckung des Schülers in der gegebenen Situation erforderlich waren, wird sie niemand verurteilen.
Ich hatte - natürlich kannst Du leugnen, daß es das gebe - die Moral im Auge, nichts kulturspezifisches. Ich benutze das Wort Moral immer in diesem Sinne, fürs Ethnische oder Regionalethos würde ich bevorzugt Worte wie Sitte oder Brauch verwenden. Aber "Moral" ist immer mit diesem Beiklang von Das-gehört-sich-so, Trag-ein-Kopftuch, Drei-Rosenkränze, Hände-waschen behaftet. Auf den Namen gebracht, meinte ich Kants Sittengesetz.
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Amoralische Zen-Geschichten kenn ich einige: sehr witzig! Hast Du Dich mal an Bi Yän Lü Niederschrift von der smaragdenen Felswand versucht? Das finde ich wirklich abgedreht. Erst ein "Beispiel", das man nicht versteht, und dann eine "Erläuterung", die man noch viel weniger versteht. Solcher Geistigkeit kann man mit der Moral der Aufklärung nicht recht beikommen - und dem immerhin zugänglicheren Kurs wohl auch nicht - mir ging es auch darum, eine Gegenposition, die mir glaub ich noch näher steht als der Kurs oder wo ich merke, daß meine Kritik sich meldet, nochmal etwas mehr ins Licht zu rücken, und natürlich darf das dann keine individuelle und kulturkreisspezifische Moral sein, in ihrem Selbstverständnis, sondern muß - wie der Kurs - in die Vollen gehen und transzendentale bzw. apriorische Gültigkeit beanspruchen, um nicht gleich wie ein Papppkamerad zusammenzuklappen.
Hippias minor