15.03.2008, 19:37
Gregor schrieb:Es gibt keinen Grund, weltliche Freuden zu verurteilen oder zu vermeiden. Sowenig wie es Grund gibt, weltlichen Schmerz zu verurteilen. Und sowenig wie es Grund gibt, die eigenen Vorlieben zu verurteilen.
Lieber reich und gesund als arm und krank.
Hierzu passt vielleicht:
Eine kleine Zen-Geschichte über das Vergeben
Es war einmal ein frommer Mönch (oder Mensch – für alle Grönemeyer-Fans), der lebte an einem Fluss, aus dem er regelmäßig große und schmackhafte Fische an Land zog.
Da dieser Mönch so überaus gut und edel war, aß er seinen Fang jedoch nicht selbst, sondern spendete jeweils (fast) alles den Armen. Nur den unbeliebten Fischkopf behielt er und kochte sich ein dünnes Süppchen davon, das ihn mehr schlecht als recht am Leben erhielt.
Eines Tages erzählte ihm einer seiner Schüler, er wolle zum heiligen Berg reisen. Da bat ihn der Mönch, dort seinem alten Meister einen Besuch abzustatten und diesen dabei auch zu fragen, warum er, der Mönch, in seiner spirituellen Praxis so gar keine Fortschritte mehr machen würde.
Der Schüler machte sich auf den Weg. Überall kam er durch blühende Gärten, passierte riesige, vor Gesundheit strotzende Viehherden. Er erfuhr, dass all diese Reichtümer dem alten Meister selbst gehörten. Schließlich erreichte er einen unglaublich prächtigen Palast, in welchem dieser Meister mitsamt seiner wunderschönen Frau wohnte, besser: residierte. Der Schüler bekam das herrlichste Mahl seines Lebens vorgesetzt und stellte danach seine ihm aufgetragene Frage. Er sagte dem Meister, dessen ehemaliger Schüler wolle wissen, warum er auf seinem geistigen Weg so sehr stagniere. Der Meister antwortete: „Weil er zu materialistisch ist!“
Nach seiner Rückkehr begab sich der reisende Schüler zu dem Fischermönch und richtete ihm die Botschaft aus, innerlich fest davon überzeugt, dass sich der alte Meister wohl getäuscht haben müsse. Dieser uneigennützige Fischer, der doch praktisch noch sein letztes Hemd an andere verschenkte, sollte ausgerechnet materialistisch sein?
Der Mönch erkannte jedoch sofort, dass sein Meister Recht hatte. Er rief aus: „Aber ja, das ich das nicht selber erkannt habe! - Jedesmal und jedes Mahl, wenn ich mir meine Fischsuppe aus den kärglichen Abfällen koche, muss ich an den leckeren Rest des Fisches denken, den ich nicht selbst verspeisen kann. Dem restlichen Fisch, den ich abgegeben habe, gehört mein ganzes Denken! - Mein Meister hingegen weiß wohl ganz genau, dass ihn seine großen Besitztümer weder beherrschen, noch, dass er sich überhaupt darüber definiert...“
Frei nacherzählt von Miranda