(27.01.2017, 08:51)Thomas schrieb: Aber ist diese "Macherphase" tatsächlich etwas, das jeder erlebt und durchmacht, oder ist es vielleicht nur bei dem einen so und bei dem anderen nicht?
Ich glaube mich zu erinnern, dass Wapnick gesagt hat, dass der Kurs nicht linear sei, sondern holographisch.....?
Vielleicht ist der Begriff "Macher" zu sehr emotional belegt: Im "realen Leben" positiv, in spirituellen Kreisen verpönt. Â
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Ich sehe den Begriff funktional. Und dann, glaube ich, kommt niemand an der Macherphase vorbei. Ich kenne dafür keine Beispiele und ich weiß nicht, wie das gehen soll. Warum schlägt jemand einen spirituellen Weg ein? Da gibt es viele Motivationen: Du hast das Ziel, dein Leben besser in den Griff zu bekommen, "erlöst" zu werden von vermeintlichem Elend, "schönere" Gefühle zu haben, als ständige unterschwellige Gefühle jeder Form von Angst, wie Geborgenheit, Frieden, Zu-Hause-Ankommen und viele andere Beweggründe mehr: Du willst etwas ändern.
Kommt ein religiöser Aspekt hinzu, ein Bedürfnis nach "Wahrheit", eine Unzufriedenheit mit dem übernommenen religiösen Weltbild, suchst du einen spirituellen Weg. Andernfalls nutzt du vielleicht irgendwelche Psychotechniken.
Dann kommst du in Kontakt mit so einem Weg. Spricht er dich an, glaubst du, deine Ziele damit erreichen zu können, machst du irgendwelche praktischen Sachen, die der Weg dir anbietet. Ob das Achtsamkeitsübungen sind, Kontemplationstechniken, körperliche Übungen wie im Yoga, Übungen im Loslassen, Übungen der Absichtslosigkeit, Übungen der Hingabe oder was auch immer: Du machst sie, mit mehr oder weniger genauer Beachtung von vorgeschriebenen Regeln oder Anleitungen. Du gehst in die Stille, du übergibst alles einer "Höheren Instanz", du lässt alles los, ...
Das ist mehr oder weniger erfolgreich. Falls nicht, kommt eben der nächste Weg. Du erlebst eine Art von Frieden, du wirst ruhiger, du erfährst "spirituelle Zustände", du stellst fest, dass Probleme verschwinden, du spürst da etwas, was dich hält - manchmal. Manchmal länger. Aber nicht nachhaltig. Also strengst du dich mehr an, bringst mehr Disziplin auf, beginnst vielleicht noch einmal von vorne, um es nun "richtig" zu machen. Der Erfolg deines Übungen-Machens zeigt dir, dass du auf dem "richtigen Weg" bist. Du träumst vom permanenten nachhaltigem Erfolg.
Im Prinzip stehst du auf einem Zehn-Meter-Turm, unter dir ist Nebel, der ab und an aufreißt, um dir einen Blick auf die Schönheit darunter zu bescheren - was du deinem Übungen-Machen zuschreibst -, aber du bist nicht sicher, ob da überhaupt Wasser im Becken ist. Oder ob da überhaupt ein Becken ist. Du springst also nicht, sondern machst irgendwelche Sprungbrett-Sachen.
Das alles ist notwendig. Ohne diese ganzen "Machwerke" geht es einfach nicht. Niemand steigt bei den geschilderten Rahmenbedingungen auf den Zehn-Meter-Turm und springt einfach ins völlig Unbekannte.
Und dann verschwinden die "Erfolge". Hoffentlich. Dann dämmert es dir, dass dein Übungen-Machen nichts mit den "Erfolgen" zu tun hat. Oder dass diese "Erfolge" nur ein lauer Abklatsch dessen sind, was du mal als Ziel vor Augen hattest. Dass du für das, was du wirklich willst, nichts machen musst. Dass du eigentlich gar nicht weißt, was du wirklich willst. Dass "es" nicht (mehr) funktioniert - was immer das heißen mag, es funktioniere nicht. Dass die ganze Hingabe nichts mit Hingabe zu tun hatte. Dass die "Höhere Instanz" gar nicht existiert, nur eine Vorstellung ist.
Die Macherphase neigt sich dem Ende zu. Übungsbuch Teil I geht mit den letzten zwanzig Lektionen zur "Nichtmacher-Phase" über. Nur so als "phaseologisches Referenzmodell".
A pro po holographisch: Ich betrachte den Kurs als symphonisch, nicht unbedingt als holographisch. Als den spiralförmigen Aufbau einer Symphonie. Im Textbuch, nicht im Übungsbuch. Das ist kein Widerspruch zu der Tatsache, dass eine beliebige Lektion des Übungsbuchs dich zum leichten und freudigen Turmspringer machen kann.
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