28.09.2016, 20:16
(28.09.2016, 11:20)Thomas schrieb:(28.09.2016, 10:54)Stephan schrieb: Ich habe den Eindruck, dass es da doch einen Unterschied gibt, weil bei Ken Wapnick der Entscheider erst in der Rechtgesinntheit zum Beobachter wird, während es bei Katja so aussieht, dass zuerst der Beobachter da ist, der bemerkt, dass er in Liebe oder Angst ist und sich dann, wenn er in Angst ist, für den HG bzw. den Geisteszustand der unbedingten Liebe entscheidet.
Gut beobachtet   Ich denke, du siehst es richtig. Allerdings könnte man fragen, ob in dem Moment, wo es wirklich gelingt, wertfrei und still nur seine Gedanken und Gefühle zu beobachten, nicht schon in gewisser Weise Rechtgesinntheit eingetreten ist? Ist es nicht schon eine Entscheidung, nur zu beobachten und nichts mehr zu bewerten und zu beurteilen? Der "Beobachter", den Katja meint, ist ja nicht nur einfach das wahrnehmende Bewusstsein. Das ist größtenteils im Ego-Modus und damit mehr oder weniger in Angst. Im Beobachter zu sein, bedeutet für mich aber ein Stück "Zurücktreten" (was nicht wörtlich gemeint ist, was mich aber an das Bild von "über dem Schlachtfeld" erinnert) und ich frage mich, ob das eben nicht schon rechtgesinnt ist. Und natürlich ist genau das nicht leicht.
Ich würde mal so sagen, das "nur zu beobachten und nichts mehr zu bewerten und zu beurteilen" ist nichts, was ich auf der Ebene des Egos, des mental Handelnden, machen kann, sondern das ist etwas jenseits davon, und zwar, was immer schon da ist, man kann nur dazu "erwachen" (würde ich jetzt mal in meiner Sprache dazu sagen). Oder in Gregors Sinn: Es ist ein Kennzeichen des HG, der Rechtgesinntheit, bzw. mit Ken Wapnick: Da ist der Entscheider zum Beobachter geworden. Die Probleme entstehen immer da, wo ich eine Handlungsanleitung daraus ableite und meine, es selbst in die Hand zu bekommen, bzw. den Eindruck erwecke, dass das möglich wäre, und eine wie auch immer geartete, gegebenenfalls mentale Technik oder ein Ritual daraus konzipiere. Das mag am Anfang des Wegs auch gar nicht anders gehen, weil wir so darauf (auf´s Machen) geeicht sind, und das bringt durchaus auch Fortschritte mit sich. Aber irgendwann kommt der Punkt, und da wird´s spannend, wo das alles nicht mehr funktioniert und klar wird, dass die Entscheidung, der Wandel auf einer anderen, höheren Ebene stattfindet, die mir aber auch nicht fremd ist, sondern die ICH wirklicher bin als diese Person ("der Held im Traum", um eine Kurs-Metapher zu bemühen) - eine Entscheidung, die in der Tat vielleicht tatsächlich am ehesten mit "Hingabe" zu benennen ist, weil es um die Aufgabe des Egos, des Machers, geht.
Ich will auch noch hinzufügen, es ist schon ganz entscheidend, wie man das "Heraustreten bzw. Herausgehoben-werden vom Schlachtfeld" beschreibt bzw. davon schreibt, denn das zeigt an, wie bewusst man sich der Problematik des Nicht-machen-könnens ist etc. Und das heißt nicht, dass es nicht sinnvoll ist, seine Kurs-Lektionen gemäß der Anleitung zu machen, Vergebung zu praktizieren etc., evtl. auch die Beobachter-Praxis zu verwenden, wie Katja sie in ihrem Buch beschreibt usw. Es heißt einfach nur, dass das Ego sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann, wie sehr es das auch versucht, um weiter an der Schaltzentrale zu sitzen. Es heißt aber auch, es ist keine Frage der Anstrengung und des Machens, sondern des Zulassens, der Hingabe, der "Bitte" (wie Gregor es genannt hat), der Bereitwilligkeit, des Innehaltens etc.
 Stephan
Nachtrag: Vielen Dank, Gregor, dass du mich mit deinen Beiträgen auf diese Spur gebracht hast, ich hab´s hier versucht, nochmals mit meinen Worten wiederzugeben.