13.05.2014, 15:49
(11.05.2014, 13:08)Gregor schrieb: unanständige Gesundheit
Dass es das auch gibt, habe ich nicht gewusst. Man lernt nie aus.
Ich habe leider keine Erfahrung mit tantrischen Sexualpraktiken (was man im Leben so alles versäumt! ). Aber ich hatte zeitweise schon ein Problem damit, dass der Kurs mit dem Körper so wenig anzufangen weiß, und habe mich manchmal gefragt, ob sich im Kurs da nicht auch ein Stück christliche Tradition der Körperfeindlichkeit niederschlägt. Die einzige positive Funktion, die dem Körper zugeschrieben wird, ist die eines Kommunikationsmittels, und soweit sich das aus dem Kontext erschließen lässt, ist damit gemeint, dass man sich beim Lehren und gemeinsamen Lernen des Kurses und beim Wunderwirken manchmal auch zu bestimmten Zeiten an bestimmte Orte begeben und seine Stimme oder ein Schreibwerkzeug einsetzen muss.
In der yogischen Tradition haben körperliche Übungen einen hohen Stellenwert, auch bei den meisten Meditationstechniken zumindest die Beachtung der Atmung und der Sitzposition oder bestimmter Bewegungsabläufe (z.B. in Zen-Künsten wie Teezeremonie, oder bei den Kampfübungen der Shaolin-Mönche). Das ist völlig damit vereinbar, dass man den Körper für eine Illusion hält. In den fortgeschrittenen spirituellen Übungen und Erfahrungen spielt der Körper dann auch keine Rolle mehr, aber er wird vor allem am Anfang des Lernprozesses ziemlich stark als ein Vehikel zur Veränderung des Bewusstseins eingesetzt.
Wenn man den Körper als Mittel sieht, dann geht es darum, welchem Zweck dieses Mittel dient. Man braucht keine spezielle Unterweisung, damit der Körper dem Ego dient, denn dafür wurde er gemacht. Das schließt aber nicht aus, dass er auch für die Zwecke des HG dienlich gemacht werden kann, auf welche Weise auch immer.
Elisabeth
P.S.: Kleiner Zusatz, um Missverständnisse zu vermeiden: Das Ziel von Tantra als spirituellem Weg ist meines Wissens nicht eine beglückende und erfüllte Sexualität, sondern die Sexualität ist lediglich ein Mittel für spirituelle Zwecke. Aber die Ego-Identifikation verursacht Leid in allen Lebenbereichen, also auch in sexuellen Beziehungen, und der Wunsch nach der Befreiung von Leid kann auch hier zum Einstieg in einen spirituellen Weg motivieren. Man kann diese spirituelle Methode für Ego-Zwecke instrumentalisieren (wenn es nur darum geht, besseren Sex zu haben), aber das gilt für alle spirituellen Methoden, zum Beispiel, wenn man lediglich seine Konzentrationsfähigkeit und psychische Stabilität verbessern will, um in der Welt besser zu funktionieren.
Nur Annehmen kann von dir erbeten werden, denn was du bist, ist gewiss. (Ü-I, L.139.8:1)