[geteilt] Seminar bei Margarethe Randow-Tesch

[Gaston]

Ja, ich werde darüber nachdenken. Im Moment aber frage ich mich, ob das sich auf den inneren Frieden konzentrieren und Vergebung praktizieren nicht doch auch der Versuch ist, die brennende Wohnung zu retten. Wenn es nur darum ginge, sie zu verlassen, ginge das doch einfacher und schneller.....

Grüße,
Thomas

Bei solch wichtigen Fragen, was bedeutet nämlich „Vergebung“ ganz konkret in Bezug auf die brennende Wohnung, also auf die Probleme, die wir in dieser Welt wahrnehmen, ist es doch vielleicht mal eine Idee, sich das auch ganz konkret zu fragen:
Gehen wir doch mal davon aus, Du hast Anlass, eine alte Tante im Altersheim zu besuchen, von denen die Ärzte sagen, dass sie schon unter einer Demenz leide und nicht sehr kommunikativ sei. Du gehst da hin, Deine Frage aus dem Kursforum im Kopf und dann sitzt Du da und es scheint tatsächlich null Kommunikation zu geben, die Tante erkennt Dich wohl gerade noch, aber mehr ist auch schon nicht. Das heißt: ihr die Kursinhalte intellektuell klar zu machen und sie auf diesem Weg von der Unwirklichkeit aller Pein, die sie empfinden mag, zu überzeugen, fällt aus, da ist kein Zugang möglich. Du empfindest totale Ohnmacht, willst am liebsten gleich wieder gehen, das bringt ja nichts.
Dann aber erinnerst Du Dich, dass der Kurs sehr nachdrücklich auf die Anwendung pocht, er will, dass wir Vergebung üben, im Wortsinn: üben. Also übst Du. Du sagst Dir selbst vielleicht: „Ich will zurücktreten, ich kann hier nichts tun, aber DU kannst, das will ich glauben, mach’ DU!“
Und vielleicht passiert jetzt: gar nichts – scheinbar. Wie willst Du vergleichen, welche Worte Du zu der Tante gesprochen hättest, wenn Du den Kursgedanken nicht kurz angewendet hättest? Oder wie Du ihre Hand genommen hättest zum Abschied, wie Du ihr in die Augen geschaut hättest? Du kannst vielleicht überhaupt nicht erkennen, dass da etwas anders gelaufen ist als ohne den Gedanken, IHM die Führung zu überlassen.
Du verlässt die „brennende Wohnung“ vielleicht in dem selben Ohnmachtsgefühl, in dem Du gekommen bist.
So ist es mir gegangen, denn ich spreche von einem Erlebnis, das ich mit meiner Tante hatte.
Heilung heißt: die Welt verlassen, ja! In dem Sinn, dass ich ihr keine Wahrheit mehr zuspreche. Die Wahrheit ist nur IN IHM. Aber mit der Wahrheit, mit IHM, bleibe ich in der Welt, um sie heilen zu helfen, so lange und genau so, wie ER es will ( Kurs: ER braucht meine Hände, meine Augen, meine Ohren … ). Und ich werde auch die brennenden Wohnungen helfen zu löschen, von denen ER will, dass ich dabei helfe. Ich gehe also als Bruder zum Bruder, das ist, was ich hier zu tun habe. Und hier gibt es eine Menge brennender Wohnungen.
Feuer ist ein kräftiges Bild: Als der WAHRHEIT Nachfolgender werde ich es löschen helfen, aber es dabei nicht insgeheim weiter anfachen, indem ich an seine Wahrheit glaube, sondern es löschend tatsächlich aus der Welt schaffen helfen. Das ist ein Unterschied.
Der Vormund der Tante kam irgendwann auf die Idee, in dem Altersheim des Nachbardorfes nachzufragen, ob denn da noch ein Platz frei sei, und es war einer frei. Darüberhinaus wohnten dort mehrere alte Bekannte der Tante, so dass sie wieder eine ganz andere Ansprache hatte. Von Demenz war keine Rede mehr, sie hat zuletzt wieder ihre Steuererklärung selbst gemacht und hat noch fünf Jahre lang als mitfühlende und gern gesehene Bewohnerin dieses neuen Heimes dort leben dürfen.
Hatte mein Kursüben bei ihr damit etwas zu tun? Ich weiß es nicht und weiß es doch: es hat alles etwas mit meiner Entscheidung zu tun, ob ich den Kurs wirklich üben oder nur verstehen will.

Gaston