23.05.2011, 19:01
(23.05.2011, 09:51)Lui schrieb: Aber davon mal abgesehen, habe ich das Gefühl, dass früher die Trennung nicht so stark war, Kinder spielten mehr zusammen, heute hocken viele allein vor dem Computer, Familien waren enger verknüpft, heute sind sie oft zerstückelt. Dadurch, daß die Menschen mehr aufeinander angewiesen waren, mußten sie auch mehr Rücksicht aufeinander nehmen und eine zu große Ichbezogenheit wurde schon von der Gruppe geahndet.
Ich glaube, dieses Empfinden hat es in jeder Generation gegeben. Wenn ich meinen Enkel (11) betrachte, habe ich das Gefühl, dass die sozialen Kontakte zu kurz kommen, "wir" hätten damals immer draußen zusammen gespielt. Was ich nicht sehe: mein "draußen" bestand aus ca. einem Quadratkilometer in Gelsenkirchen Bulmke-Hüllen, sein "draußen" ist die Welt - dank Internet. Es ist anders, ganz anders.
Er wird in seinem Leben mehr Menschen "begegnen" als ich. Also ist die Art der Kontakte völlig anders. Schlechter? Ich-bezogener? Besser? Nein, einfach nur anders.
Vielleicht hat er es sogar eines Tages leichter festzustellen, dass dieses "Leben" nicht real ist. Spätestens dann, wenn wenn er Vergleiche zieht mit der zunehmenden "virtuellen Realität", die schon heute erstaunlich realistische Ergebnisse produziert, aber noch zu teuer für den Massenmarkt ist. Fernsehen und Medien werden immer "realer", und plötzlich macht es Klick. Wir dagegen kennen diese Erfahrung kaum und brauchen erstaunliche geistige Anstrengungen, den Gedanken zu akzeptieren, dass die Welt eine Illusion sein soll.
Und wie schrieb ein Pfarrer 1948 in die hiesige Kirchenchronik: "Vor der Währungsreform haben die Menschen sich gemeinsam unterstützt. Nach der Zahlung der 40 Mark dachte jeder nur noch an sich selbst".
Es hat sich nichts Grundlegendes geändert.
Gregor