Leiden, Schmerzen und Frieden

[Gast MM]

Ich kann heute grad gar keinen Widerspruch zwischen dem, was du sagst, Gregor und dem was du sagst, Stephan, erkennen. Ich vermute auch ganz stark ( ;) ), dass das klare Aufdecken und Beschreiben, wie die "Spiele" des sog. gespaltenen, fehlgesinnten Geistes sozusagen gestrickt sind, nicht inspirieren sollen, dass wir uns nun deshalb ganz furchtbar drin suhlen sollten in Abscheu vor den Spielen, noch, nu noch tiefer in die Spiele zu versinken a la, wenns eh wurscht ist....obgleich ich dazu neige Gift und Galle zu spucken genau wie das andere Extrem: na, dann lass ma halt die Kuh fliegen. Zwei Seiten einer Medaille; und ?? Is was passiert? Nix ist passiert! Aber dass nix passiert ist, kann ich mir nicht selber sagen oder herbeimantren oder intellektuell wissen, sondern das ist ein Geschenk; und wenn das kleine Fünkchen mal entzündet ist: eigentlich weiß ich tatsächlich gar nüscht, bin eigentlich total hilflos, - und ich tatsächlich so am Ende mit meinem Latein bin, dass ich es zugeben kann - und schon das selbst ist Gnade - dann ist dieses stille grundlose SEIN, von dem du schreibst, Stephan, da. Obwohl ich es meist nicht so sprachlich ausdrücken würde wie du. Es hat tatsächlich was mit "Unschuld" zu tun. Und "Lächeln".

[Thomas]

Bei deiner Aussage: "Das Problem fängt schon an, wenn wir denken, dass die Welt irgendetwas IST. Weder ist sie Schuld, noch ist sie Liebe. Eben weil sie gar nicht ist.", habe ich ein anderes Problem, nämlich das nötige Verständnis zu einer Aussage wie dieser. Denn eine Welt die nicht ist kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Ich habe nichts davon, zu sagen, dass die Welt nicht ist, wenn ich sie doch wahrnehme. Ich kann mir eingestehen, dass ich sie falsch wahrnehme und verstehen dass sie "nur" eine Projektion ist und wie diese zustande kommt, und ich kann um eine andere Sichtweise bitten. Kann ich mehr tun? Ich glaube nicht.

So meinte ich es ja auch, Rene. Eben dass die Welt "nur" eine Projektion ist. Sie existiert nicht unabhängig und außerhalb des wahrnehmenden Geistes, sie existiert nicht objektiv. Es würde ja auch keinen Sinn machen zu fragen, was mein nächtlicher Traum ist. Dass ich ihn wahrnehme, lässt sich jedoch nicht leugnen.

Vielleicht ist das nur eine Frage des Standpunktes. Wapnick sagt, die Welt sei kristallisierte Schuld, Haskell sagt, sie sei Liebe. Irgendwie haben sie beide Recht, obwohl man auch sagen könnte, dass beide Aussage letztlich nicht wahr sind. Und vielleicht können beide Vorstellungen in die Irre führen. Bei dem einen kann es vielleicht passieren, dass man an der Hölle des Ego hängen bleibt; bei der anderen, dass man zu schnell und leichtfertig darüber hinweg geht. Und ebenso können beide Vorstellungen uns helfen und an dem Punkt, wo wir gerade sind, genau richtig sein.

Soweit meine salomonischen Montagmorgen-Spekulationen

[Gast MM]

Ich kann mir eingestehen, dass ich sie falsch wahrnehme und verstehen dass sie "nur" eine Projektion ist und wie diese zustande kommt, und ich kann um eine andere Sichtweise bitten. Kann ich mehr tun? Ich glaube nicht.
 René

"und wie diese zustande kommt" vor allem:
das ist ein KONZEPT.
Und ein Konzept ist ein Konzept. Wie das Atommodell. Sagt das Atommodell, egal welches, irgendwas über die WIRKLICHKEIT aus?

Wir wissen gar nüscht. Und ich will immer im Kopf behalten: mein Bruder weiß auch nüscht. Dafür brauche ich ihn weder anzugreifen noch hochzuheben.
Es ist "menschlich", dass aus jedem Satz irgendwas raus gelesen werden kann, wo es dann doch wieder Unterschiede und Besonderheiten gibt. Beliebt ist zum Beispiel: "Ein Bruder, der vorangeht". In was kann er denn vorangehen im günstigsten Fall? In der Demut, dass er nix weiß.
Ja, jetzt kommt wieder ne Meinung: In der Kursgemeinde treiben sich viele, sehr viele herum, die ziemlich stolz drauf sind, dass sie nun wissen, dass sie nix wissen. Ja, ich weiß, da bin ich wieder mal bei "meinem" Thema. Für mich ist das intellektueller Hochmut. Ja, das ist IHM zu bringen. Zusammen damit, dass ich mich darüber immer wieder aufrege.

Dieses: "komm mit völlig leeren Händen...." ist und bleibt für mich DER Schlüsselsatz im Kurs.
Natürlich komme ich nicht mit leeren Händen. Siehe eben. Wenn ich nix mehr zu bringen hätte: diesen Ärger über die spirituellen Überflieger_ da wird der Koffer iwi nie leer - scheinbar. Das ist ebenso klar. Aber der Satz ist sozusagen für mich die Leitlinie des Kurses, um mal einen Hauch von Freiheit zu schnuppern.
Mich stürzt dieses Nicht- Wissen - können und alles ist Illusion und alles ist nur in meinem Geist und ich habe keine Möglichkeit "hier" (im Traum) auch nur einen mykrometer der Wahrheit zu berühren - die Wahrheit ist dann da, wenn nämlich "ich", der scheinbar was und überhaupt wahrnimmt - nicht mehr da ist - in tiefe Verzweiflung und Angst. Es ist schlicht: die Angst vor dem Tod. So nennt sich das in dieser Welt. Und so lange ich hier zu sein schein, wird auch diese Angst da sein. Wenn das bei jemand anders anders ist - ja, schön, was soll ich dazu sagen? NIX. Weil mir es gar nix nützt, wenn jemand anders beteuert: ne du, ich bin da durch, da ist nix mehr, ich bin völlig frei.

[Stephan]

Und ebenso können beide Vorstellungen uns helfen und an dem Punkt, wo wir gerade sind, genau richtig sein.

Das unterschreibe ich gerne.

Darüberhinaus mal grundsätzlich festgestellt: Meine Präferenz für Gary R. braucht niemand mit mir zu teilen. Ebenso brauche ich z.B. Brent Haskells Texte nicht in allem überzeugend und für mich hilfreich zu finden - "still sein" find´ ich gut.

Stephan

[René]

Danke für die Antwort und dafür:

Auch beim Hinterfragen oder Eingehen auf Äußerungen anderer ist die eigentliche Frage: was leitet mich? Die Fehlersuche beim anderen oder die Brudersuche? Biete ich Verurteilung oder Vergebung an? Das macht Hinterfragen entweder zum Analysieren der schon vorher feststehenden eigenen Überlegenheit oder zur Handreichung.

Wikipedia zu Fatalismus:
(Den 'fetten' Satz find ich gut)    

Unter Fatalismus versteht man eine Weltanschauung, die davon ausgeht, dass das Geschehen in Natur und Gesellschaft durch das Schicksal (lateinisch fatum) unabänderlich vorherbestimmt ist. Fatalisten halten die Fügungen des Schicksals für unausweichlich und meinen, der Wille des Menschen könne ihnen nichts entgegensetzen. Daraus ergibt sich aber nicht zwangsläufig die Folgerung, menschliche Entscheidungen und Handlungen seien sinnlos.

Kennzeichnend für den Fatalismus ist die Annahme einer universell wirkenden Instanz, welche die einzelnen Schicksale von vornherein festgelegt hat. Diese Instanz kann eine Gottheit sein, deren Vorsehung die Welt lenkt, oder auch eine eher als unpersönlich aufgefasste Macht, die im Rahmen einer kosmischen Ordnung für einen vorbestimmten Ablauf der Schicksale sorgt. Wird das Schicksal ausschließlich auf eine naturgesetzliche Kausalität zurückgeführt, ohne dass damit die Vorstellung einer verursachenden und lenkenden Instanz verknüpft ist, so spricht man von Determinismus.

Als Fatalismus bezeichnet man auch die Bereitschaft, die angenommene Unvermeidlichkeit des Schicksalsablaufs zu akzeptieren. Das Spektrum fatalistischer Einstellungen reicht von einem resignierten Hinnehmen des Unabänderlichen bis zur enthusiastischen Verherrlichung der Gegebenheiten. Für die fatalistische Schicksalsbejahung hat sich die lateinische Bezeichnung amor fati („Liebe zum Schicksal“) eingebürgert, die durch ihre Verwendung in Werken Friedrich Nietzsches einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist.

In Philosophie und Theologie werden fatalistische und deterministische Lehren seit Jahrtausenden kontrovers erörtert. Für den philosophischen Fatalismus werden sowohl metaphysische als auch logische Argumente vorgebracht; der theologische beruht auf der Vorstellung der Prädestination, der Vorherbestimmung durch den göttlichen Willen, die aus Offenbarungsschriften abgeleitet wird. Auf verbreitete Ablehnung stößt der Fatalismus, weil er nach der Auffassung von Kritikern mit der menschlichen Willensfreiheit unvereinbar ist und in der Ethik zu problematischen Konsequenzen führt.

[René]

Vielleicht ist das nur eine Frage des Standpunktes. Wapnick sagt, die Welt sei kristallisierte Schuld, Haskell sagt, sie sei Liebe. Irgendwie haben sie beide Recht

Ja, das sehe ich auch so. Der Kurs sagt, dass die Welt aus Rache gemacht wurde... und Rache wird ja bekanntlich am besten kalt (als kristallisiertes Eis) serviert. Ist das jetzt ein Widerspruch zur Liebe?  Ich glaube, auch wenn es verrückt klingt, dass immer nur Liebe die Triebfeder für alle möglichen Äußerungen sein kann, ob z. B. aus Schmerz verzerrt und dadurch pervertiert oder rein und klar.

[René]

Dieses: "komm mit völlig leeren Händen...."  ist und bleibt für mich DER Schlüsselsatz im Kurs.
Natürlich komme ich nicht mit leeren Händen. Siehe eben. Wenn ich nix mehr zu bringen hätte: diesen Ärger über die spirituellen Überflieger_ da wird der Koffer iwi nie leer - scheinbar.  Das ist ebenso klar. Aber der Satz ist sozusagen für mich die Leitlinie des Kurses, um mal einen Hauch von Freiheit zu schnuppern.

Ja, die leeren Hände bringen es...

und autsch, bei irgendwas fühle ich mich angesprochen und ertappt... Geben wir´s IHM.

[Gregor]

Es ist schlicht: die Angst vor dem Tod. So nennt sich das in dieser Welt.

Die Angst vor dem Tod ist vergleichsweise harmlos im Vergleich zur Angst vor der "Leere": das vermeintliche " Nichts", da kein Ego mehr da ist, der horror vacui.

Beim Tod denken wir uns doch, dass das "ich" irgendwie weiterlebt. Selbst wenn es um den "Frieden des Seins" geht, schwingt da ein "ich bin still und in Frieden" mit.

Was mich aber mehr irritiert, ist die Angst vor dem "Glück" - naja, nicht gerade Angst, aber ein tiefes Misstrauen und daher Ablehnung.

"Wenn jemand sagt: Ich bin glücklich, so meint er damit ganz einfach: Ich habe zwar Ärger, aber das lässt mich kalt." (Jules Renard, wer immer das ist)

Gregor

[Gast MM]

OFF TOPIC; eben hatte ich blitzartig ne Erleuchtung, Gregor.
Ja, alles passiert NUR in meinem Kopf. Ich mein, das hab ich ja schon vor dem Kurs gewusst. Aber wenn man dann durch den Kurs sensibilisiert jeden Tag die Bestätigung bekommt und dann so glasklar wie eben! Der Peter Lustig ist ja im Februar verstorben. Ich habs auch erst paar Wochen später mitbekommen und hab echt bissl geheult. Und eben dachte: ach, zur Entspannung guck ich jetzt gleich ne Folge Löwenzahn. Und auf einmal: Ach! Deswegen ist der Gregor dir so megasympathisch! Das hat gar nix mit dem Kurs zu tun, ;) (ist mir auch wesentlich angenehmer...sorry ...im Moment lol) Der Gregor erinnert dich an Peter Lustig.
Yeah, das Geheimnis ist gelüftet. ;)))))))
hihi

[René]